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Kunst auf losen Leinwänden

Eben wurde Vivian Suter mit dem diesjährigen Schweizer Grand Prix Kunst / Prix Meret Oppenheim des Bundesamtes für Kultur (BAK) geehrt. Nun ist im Kunstmuseum Luzern erstmals eine eigentliche Retrospektive ihres Schaffens zu sehen.

Man wähnt sich in einer Waschküche, wenn man sich zwischen den losen Leinwänden hindurch bewegt. Die zurzeit in Guatemala lebende Vivian Suter sogt dafür, dass man quasi durch ihre Malerei hindurch schreitet und dabei ein atmosphärisch dichtes Werk von Formen, Farbigkeit, Abstraktion und Spuren der Witterung erlebt.


Ausstellungsansicht Vivian Suter, Retrospektive

Vivian Suters Atelier ist seit bald 40 Jahren die Natur. Ihr Lebensmittelpunkt und Arbeitsort liegt seit fast 40 Jahren mitten im tropischen Regenwald in Guatemala, in Panajachel an den Ufern des Sees Atitlan. Die Künstlerin verdickt Öl- und Acrylfarbe mit Fischleim. Während die Leinwände draussen trocknen, im Wind flattern oder am Boden liegen, lagern sich die pflanzlichen Bestandteile und Holzrückstände ab. Es scheint, als spiele es keine Rolle, ob Werke gestern oder morgen entstanden sind. Die Gelassenheit gegenüber dem Detail ist eine Freiheit, die sich Vivian Suter seit rund 30 Jahren erlaubt.


Die Kuratorin Fanni Fetzer vor den Leinwänden von Vivian Suter

Ihre bemalten Leinwände hängt sie zum Trocknen und zur Lagerung unter den dichten Blätterdach des Urwalds auf. Laub und Erde lagern sich darauf ab, hinterlassen Spuren, ihre drei Hunde Bonzo, Tintin und Nina spazieren über die Malereien, als gäbe es keinen Unterschied zwischen Suters Bildern und dem belebten Waldboden.


Vivian Suter, Nisyros (Vivian’s Bed (2016-2107)

Vivian Suter malt nicht die Natur, sondern mit der Natur. Die Natur wird zur Komplizin des schöpferischen Akts und bekommt eine Stimme, die das Werk in seiner Gestaltung beeinflusst.

Auslöser dieser Entwicklung sind die zwei Tropenstürme Stan im Jahr 2005 und Agatha 2010, die einige Leinwände zerstörten, andere verwittern lassen. Die Künstlerin beginnt, den Verwitterungsprozess in ihre Arbeit miteinzubeziehen. Diesen konzeptuellen Ansatz ver-bindet sie mit der Übersetzung ihres subjektiven Empfindens in Farbe.


Vivian Suter, ohne Titel, aus der Serie «Unförmige» 1983

Vivian Suter, Retrospektive ist die erste umfassende Ausstellung zum Werk von Vivian Suter. Gezeigt werden frühe Zeichnungen, malerische Wandreliefs der 1980er-Jahre und die jüngsten, luftigen Installationen aus bunten, gestisch frei bemalten Leinwänden, von denen das Kunstmuseum Luzern eine Werkgruppe für seine Sammlung ankauft.

Vivian Suter, Ohne Titel, undatiert, Acryl auf Leinwand

Kombiniert werden die Arbeiten Vivian Suters mit Collagen ihrer Mutter, Elisabeth Wild, mit der sie bis zu ihrem Tod im vergangenen Jahr in Guatemala lebt. Ausserdem vermittelt der Film von Rosalind Nashashibi Vivian Suters Lebenswelt. Die Publikation (Hatje Cantz) erscheint begleitend zur Ausstellung und blickt mit Texten von Fanni Fetzer, César García-Alvarez, Roman Kurzmeyer, Anne Pontégnie und Adam Szymczyk auf das vielfältige Werk der Künstlerin.

Vivian Suter ist 1949 in Buenos Aires geboren und lebt ab 1962 mit ihrer Familie in Basel. Dort besucht sie die Kunstgewerbeschule und wird Teil der jungen Kunstszene. Ihre künstlerischen Recherchen, die sie auf Reisen macht, präsentiert sie erstmals in der Galerie Stampa in Basel.


Vivian Suter ohne Titel, 2007, Acryl auf Leinwand, Wasserfarbe auf Papier, Farbfotografie

Ihre Ausstellung in der Kunsthalle Basel im Jahr 1981 und die Präsentation ihres Werks im Kunstmuseum Thurgau – Kartause Ittingen, 1983 treffen auf grosse Resonanz. Danach wird es ruhig um die Exil-Schweizerin, die nach Guatemala auswandert und von der Kunstwelt lange unbemerkt ihrer künstlerischen Arbeit nachgeht. Seit Vivian Suters Teilnahme an der documenta 14 in Kassel im Jahr 2017 ist sie zurück auf dem Kunstparkett. Zahlreiche Ausstellungen in renommierten internationalen Häusern, zuletzt 2021 im Museo Reina Sofía in Madrid, zeugen vom ungebrochenen Interesse an Vivian Suters Kunst und deren Aktualität.


Vivian Suter, Atelier, Panajachel, Guatemala, 2018. Foto:Flavio Karrer

Die von Fanni Fetzer kuratierte Ausstellung dauert bis 13. Februar 2022

Fotos Josef Ritler

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