Vor acht Jahren stellte Valentin Carron im Schweizer Pavillon der Biennale von Venedig aus. Jetzt zeigt er seine neusten Werke im Bellpark in Kriens.
Der preisgekrönte Walliser Künstler zeigte in Venedig als Hauptarbeit eine eisengeschmiedete 80 Meter lange Schlange, die sich durch die Räume wand, sowie – an den Wandflächen – plattgepresste und anschliessend in Bronze abgegossene Blasinstrumente.
Valentin Carron mit dem Museumsdirektor Hilar Stadler vor der Skulptur Kid and Dog, 2021
Die Vernissage am 19. November 2021 im Bellpark in Kriens wurde, wie es sich für einen Walliser geziemt, mit einem Raclette gestartet. In verschiedenen Räumen im Museum sind seine Zeichnungen und Figuren ausgestellt.
Baby And Dog 2021, Emaillefarbe auf Holz
Direkt und deutlich: Im Unterschied zu früheren Arbeiten verzichtet Valentin Carron in «La petite California» auf ironische Distanz. Für die Ausstellung beschäftigt sich der Künstler intensiv mit der figürlichen Darstellung. Sein neuster Werkkomplex untersucht die Figuration als grundlegendes Anliegen der Kunst und übersetzt dieses in eine zeitgenössische Bildsprache.
The One One, 2021, Emaillefarbe auf Holz, Wollfilz
Menschen darzustellen, wird zum zentralen Thema von Carrons jüngsten Arbeiten. Über dieses vermeintlich abgenutzte Motiv ergründet er die Ursprünge künstlerischer Darstellung und setzt mit seinen Skulpturen einen Bezug zu den ersten kulturellen Äusserungen des Menschen. So initiiert Carron mit einfachen und doch mannigfach erprobten Mitteln die Kraft der Poesie, die uns die Vorstellung erlaubt, mit der Welt verbunden zu bleiben.
Jean-Robert, 2021, Bemaltes Acrystal
Mit präzisen Eingriffen in den Raum unter Verwendung von Skulptur, Malerei und Installation ermöglicht Valentin Carron den Besuchern ein neues Raumerlebnis.
Das Museum im Bellpark setzt seine Reihe von Einzelausstellungen zeitgenössischer Künstler mit einer Schau von Valentin Carron (*1977) fort und präsentiert damit eine der prägendsten Positionen der aktuellen Schweizer Kunst.
Adult And Dog, 2021, Emailfarbe auf Holz
2015 kuratierte er die Gruppenausstellung „Work Hard. Selections by Valentin Carron“ für das Swiss Institute in New York. Carron vertrat die Schweiz an der 55. Biennale Venedig und zeigte seine Arbeiten in den Ausstellungen: Le Consortium, Dijon (2020), Centre d’edition contemporaine, Genf (2016), Kunsthalle Bern (2014), Palais de Tokyo, Paris, (2010) sowie an der Kunsthalle Zürich (2007).
Sein beeindruckendes Projekt «Un ami simple» stellte er auf der Staumauer Mauvoisin vor und zeigte es in der Galerie Eva Presenhuber Zürich. Seine letzte institutionelle Ausstellung in der Deutschen Schweiz liegt aber schon einige Zeit zurück.
Die Ausstellung im Bellpark wird begleitet von einer eigenständigen Publikation, die einen Überblick über Carrons Arbeiten präsentiert.
Oval in The Light, 2021, Acryl auf Holz
Carron besuchte von 1992 bis 1999 die kantonale Kunstmittelschule (École cantonale d’art du Valais, ECAV) in Sion und anschliessend von 1997 bis 2000 die Lausanner Kunsthochschule (École cantonale d’art de Lausanne, ECAL). In seinen, vor allem plastischen, Arbeiten nimmt Carron traditionelle Symbole, Formen archäologischer Funde, wie auch skulpturale Arbeiten bekannter Vorbilder wie Alberto Giacometti auf und formt sie in ein eigenes, appropriatives Bild- und Zeichensystem ein.
Valentin Carron erhielt 2015 den Overbeck-Preis für Bildende Kunst. Der Künstler lebt und arbeitet in seinem walliserischen Heimatort Fully.
Die Ausstellung dauert bis 27. Februar 2022
Bilder: zvg und Josef Ritler