Bilder für die Umbruchzeit, Überlagerungen von Zeit und Raum sowie Hinterglasbilder sind die Themen der Ausstellung: Judith Albert «liquid times» in der Galerie Stans mitten im Dorf.
Die aus dem Kanton Obwalden stammende und in Zürich lebende Künstlerin bespielt mit ihren Projektionen, Lichtzeichnungen und Videostills die historischen Räume der neu eröffneten Galerie am Stanser Dorfplatz.
Judith Albert vor entweder bin ich abwesend (nach A.von Matt), 2022, Video HD 3’48,
Ihre Herkunft aus der Innerschweiz prägt ihr Schaffen. So kreiert sie für die aktuelle Ausstellung eine Hommage an die Stanser Künstlerin Annemarie von Matt: «entweder bin ich abwesend». Dieses Zitat ist Ausgangspunkt für die neuste Videoarbeit von Judith Albert.
Streiflicht 22.3.2022, Lichtzeichnung, Projektor mit Glas Dia, LED Technologie
Zu Seniorweb sagte Judith Albert: «Annemarie von Matt ist für mich eine wichtige Stanser Künstlerin. Eine Besucherin sagte mir an der Vernissage, Annemarie hätte sicher Spass gehabt an meiner Umsetzung ihrer Zettelnotiz «entweder bin ich abwesend»- das spielerische und unberechenbare meiner Videoarbeit hätte ihr gefallen. In meinem Schaffen spielen Träume, das Unterbewusste und Zwischenzustände eine grosse Rolle. Die Zeit zwischen Schlaf und Aufwachen wo ich noch nicht recht da bin, ist oft produktiv.»
Zeitreise (d’aprés Matisse), 2022, Video, Ton Jul Dillier.
Mit der Unterwasserkamera fängt Judith Albert das Fliessen der Buchstaben ein und fragt nach dem Dazwischen. Wie von Matt zu ihrer Zeit, fokussiert Judith Albert im Heute auf das Instabile, Fragile und Entgleitende. Auch im Ausstellungstitel «liquid times» schwingt diese Stimmung mit. Er schliesst das Ineinanderfliessen von verschiedenen Realitäten und Möglichkeitsformen und das bewegte Bild mit ein.
Reis auf Tisch, 2022, Video, HD, Ton
In Überlagerungen von Zeit und Raum greift sie gern in den Fundus der Kunstgeschichte und übersetzt Bildideen von damals in ihre eigene Sprache, denkt sie weiter. So agiert sie mit dem Gesicht der Protagonistin aus dem Werk «Frau mit Aquarium» von Henri Matisse vor einem leeren Glas. Caspar Wolfs Bild der Engstlenalp lässt Judith Albert mit eigenen Aquarellen filmisch ineinanderfliessen.
Intermezzo, 2022, Video Objekt, ohne Ton, Metall Objekt mit integrierter Videoarbeit
So macht sie die beschleunigte Veränderung der Gebirgslandschaft augenfällig. In «Lichtung» erschafft sie eine Traumwelt, indem sie eine eigene Videoaufnahme auf eine nächtliche Waldlandschaft projiziert und diesen Vorgang wiederum filmt. Die Künstlerin erscheint nun als winziges Menschlein, das wie im Traum nicht vom Fleck kommt und mühelos bis zu den Baumwipfeln läuft.
Neben den Videos installiert Judith Albert in der Galerie Stans Lichtzeichnungen, sogenannte «Streiflichter». Erstmals zeigt die Künstlerin ihre Hinterglasbilder. Bunte Meerlandschaften werden auf Haut projiziert und Videostills davon direkt auf Glaselemente geprintet. Durch das gegossene Glas mit seinen Lufteinschlüssen und Verzügen entstehen wunderbar poetische Betrachtungsobjekte.
Streiflicht 22.1.2022, Lichtzeichnung
Judith Albert lebt und arbeitet als international gefragte Videokünstlerin in Zürich. Sie besuchte nach einem Aufenthalt in Paris die Schule für Gestaltung Luzern und die Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich. Atelierstipendien im Ausland, Werkbeiträge, eidgenössische und kantonale Preise und 2016 der Innerschweizer Kulturpreis würdigten ihr Schaffen.
Die Ausstellung dauert bis 13. Februar 2022
Donnerstag / Freitag 15 bis 18 Uhr
Samstag / Sonntag 13 bis 16 Uhr
Zur Ausstellung in der Galerie Stans erscheint die erste Folge der Edition 11. In einer Elferauflage wird ein Videostill aus «liquid times» während der Ausstellungsdauer zu einem Spezialpreis angeboten.
Die Künstlerin mitten im Streiflicht 22.4, 2022
Titelbild: entweder bin ich abwesend, Video, Ton
Fotos: Josef Ritler