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Fakten zu Nesselfieber nach Booster-Impfung

Bei aha! Allergiezentrum Schweiz gehen derzeit viele Fragen zu Urtikaria, auch Nesselfieber genannt, nach der Booster-Impfung gegen Covid-19 ein. Viele Personen sind verunsichert. Zum Thema nimmt Allergologe Prof. Dr. med. Peter Schmid-Grendelmeier Stellung.

Es ist bekannt, dass Urtikaria nach der Covid-19-Impfung in seltenen Fällen auftreten kann. Tritt Nesselfieber häufiger nach dem Booster auf?

Prof. Dr. med. Peter Schmid-Grendelmeier: Tatsächlich stellen wir auf der Allergiestation am Universitätsspital Zürich fest, dass eine Urtikaria häufiger nach dem Booster auftritt als etwa bei der Erstimpfung – das ist aber grundsätzlich immer noch selten angesichts der Impfzahlen. Ähnliche Beobachtungen machen auch Apotheken sowie Ärztinnen und Ärzte. Genaue Zahlen, wie häufig dies der Fall ist, gibt es Stand heute, anfangs Februar 2022, aber noch nicht.

Wie lange dauern diese Symptome «normalerweise» an?

Sollte tatsächlich eine Urtikaria auftreten, ist das meist nach mehreren Stunden oder Tagen nach der Impfung der Fall. Sie gehört zu den seltenen Nebenwirkungen, ist unangenehm, jedoch meist unbedenklich. Die Einnahme von Antihistaminika kann Linderung verschaffen. Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin, Ihrem Arzt, wenn Sie ausgeprägte Beschwerden haben.

Wenn bei Personen, die sich zum ersten Mal impfen lassen, innerhalb der ersten Stunde nach der Covid-19-Impfung ein nesselfieberartiger Hautausschlag am ganzen Körper auftritt, sollte man sich vor der zweiten Covid-19-Impfung mit einer Allergologin, einem Allergologen absprechen, um die nötigen Vorsichtsmassnahmen zu treffen.

Sind auch lange Verläufe von Urtikaria nach einer Covid-Impfung bekannt? Einige Betroffene melden, dass die Symptome mehr als 6 bis 8 Wochen andauern.

Eine länger andauernde Urtikaria im Zusammenhang mit der Covid-19-Impfung und insbesondere der Booster-Impfung wird in einzelnen Fällen beobachtet. Sie kann ausnahmsweise auch länger als 6 bis 8 Wochen bestehen. Da gerade eine länger andauernde Urtikaria aber mannigfaltige Ursachen haben kann, ist ein Zusammenhang mit der Impfung nicht immer eindeutig und auch nicht zwingend. In diesem Fall wenden Sie sich an einen Arzt, eine Ärztin, der oder die eine meist rasch wirkende Therapie, die meist auf Antihistaminika basiert, einleiten kann. Und es können auch andere mögliche Ursachen evaluiert werden.

Was ist die Ursache für Urtikaria, die auch Tage nach der Impfung auftreten kann?

Unabhängig von der Covid-Impfung können Prozesse im Körper – wie Fieber, Infektionen, Allergien oder starke körperliche oder psychische Belastung – das Immunsystem aktivieren und so unter anderem eine Urtikaria hervorrufen. Durch die Covid-Impfung werden spezifische Bestandteile des Immunsystems angeregt, um einen Schutz gegen den Virus aufzubauen. Man geht davon aus, dass diese begleitenden oder überschiessenden immunologischen Prozesse eben Symptome wie Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Müdigkeit – und manchmal Urtikaria – hervorrufen können. Sie sind somit auch ein Zeichen, dass das Immunsystem auf den Wirkstoff reagiert.

Falls eine Urtikaria auftritt: Kann man davon ausgehen, dass sonst keine schwereren Symptome auftreten? Die Angst von Betroffenen ist häufig gross.

Bisher haben wir keine Fälle beobachtet, bei denen plötzlich andere schwere Symptome aufgetreten sind. Auch in der aktuellen wissenschaftlichen Literatur sind keine genannt.

Was zeigt die Erfahrung: Tritt eine Urtikaria bei bestimmten Impfstoffen eher auf?

Bisher liegen nicht ausreichend Daten vor, die eindeutige Zuordnungen von vermehrter Urtikaria zu einem bestimmten Impfstoff ermöglichen. Einzelne Studien weisen Hauterscheinungen eher beim Impfstoff von Moderna als Nebenwirkung aus; diese Feststellung kann aber auch mit der Häufigkeit zusammenhängen, mit der der Impfstoff verwendet wird. Und natürlich können solche auch bei den Impfungen von BioNTech/Pfizer und Johnson&Johnson auftreten.

Nach welchem Zeitabstand kann das Auftreten der Urtikaria nicht mehr mit der Covid-Impfung bzw. dem Booster in Verbindung gebracht werden?

Je länger der zeitliche Abstand zur Impfung, desto unwahrscheinlicher ist der Zusammenhang. Ein Auftritt nach 10 bis 14 Tagen danach ist kaum mehr mit der Impfung in Verbindung zu bringen.

Falls eine Urtikaria auftrat: Ist es zu empfehlen, für die zweite oder die Booster-Impfung auf einen anderen Wirkstoff auszuweichen?

Für eine solche Empfehlung gibt es keine eindeutige Datenlage. Aber wenn die Möglichkeit zum Wechsel auf einen anderen Impfstoff besteht, ist ein solcher in Bezug auf die Verträglichkeit medizinisch durchaus sinnvoll.


Prof. Dr. med. Peter Schmid-Grendelmeier ist wissenschaftlicher Beirat von aha! Allergiezentrum Schweiz und Leiter der Allergiestation der Dermatologischen Klinik am Universitätsspital Zürich.

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1 Kommentar

  1. Sehr geehrter Autor und Leserinnen und Leser, meines Beitrages,
    wie wünscht ich mir, dass dieser Artikel allen Fachkräften in Pflege und Betreuung
    als Pflichtlektüre präsentiert würde, damit Bewohnende von Alterszentren nicht von
    der Nachtwache mit unsachlich und ethisch fragwürdigen Kommentaren abge-
    speist werden. Bereits nach der 1. Corona-Impfung reagierte ich mit allergischen
    Hautreaktionen, dies wurde von der herbei gerufenen Pflegenden als «durch Unge-
    ziefer hervorgerufene Reaktion» bezeichnet. Als ich sie dann fragte, ob sie Einstich-
    stellen sieht, musste sie kleinlaut zugeben, nein….
    R. Liechti

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