Das Kunstmuseum Luzern zeigt Arbeiten von Polly Apfelbaum und Josef Herzog (1939-1998). Die Ausstellung dauert bis 19. Juni 2022.
Reduziert, masslos, radikal – Polly Apfelbaums und Josef Herzogs Werke könnten auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein, finden jedoch in diesen drei Adjektiven einen gemeinsamen Nenner. Beide konzentrieren sich auf Farben, Linien und Flächen und bearbeiten diese in einer erstaunlichen Vielfalt.
Polly Apfelbaum, Grazy Quilt (Patterns),2022
Gemeinsam ist Polly Apfelbaum und Josef Herzog der Fokus auf ein Thema, der spielerische Umgang mit Abstraktion und die überbordende Energie, die von ihrem Werk ausgeht.
Polly Apfelbaum (*1955, New York)
Die Arbeiten von Polly Apfelbaum sprengen den herkömmlichen Kunstbegriff. Sie sind kräftig, und zuweilen auch übermütig. In ihren Keramiken, Stoffarbeiten und Zeichnungen trifft Handwerk auf Kunst, Populäres auf Politisches, Feminismus auf Design. Ihre Objekte und Skulpturen möblieren den Raum, sie hangen an den Wänden und bedecken den Boden.
Polly Afelbaum. Detail, Crazy Quillt , 2022
Sie bezeichnet ihre Werke als radikal provisorisch. Dies trifft insbesondere für die Installation zu, die sie für den grössten Ausstellungssaal schafft: einen grossformatigen Crazy Quilt. Bei der verrückten Version der typisch angelsächsische Patchworkdecke sind die Stoffteile unsystematisch und heterogen zusammengefügt. Die Künstlerin hat das textile Material aus Stoffläden ihrer Umgebung zusammengetragen und legt es als grossflächige Bodenarbeit aus, ohne die Stücke zusammenzunähen.
Josef Herzog (1939–1998, Zug)
Zu Beginn seiner Künstlerkarriere sind Josef Herzogs Arbeiten noch sichtlich vom Surrealismus geprägt, der ihn während seiner Zeit an der Kunstgewerbeschule Luzern beeinflusst. Später bricht der Künstler jedoch komplett mit der Figuration. Im Atelier Ziegelrain in Aarau in den 1970er-Jahren entwickelt der begnadete Zeichner seine eigene Formensprache und wird zunehmend radikaler.
Die Kuratorin und Museumsdirektorin Fanni Fetzer erklärt Werke von Josef Herzog
Josef Herzogs ausufernde Zeichnungen muten organisch an und rufen vielfältige Assoziationen hervor, die aber niemals eingelöst werden: Netzwerke, Autobahnkreuze, Rorschachtests, wuchernde Geschwüre, auch Koordinatensysteme oder magnetische Felder.
Josef Herzog, Sammlung Feder und Tische auf Papier. Nachlass Josef Herzog
Der Nachlass des Künstlers umfasst mehrere tausend Arbeiten, die keine Titel haben. Die einzelnen Werke innerhalb einer Werkserie voneinander zu unterscheiden, fällt bei Josef Herzogs deshalb schwer und es ist einfacher von Werkgruppen zu sprechen. Die Repetition ist ihm ein wichtiges Gestaltungsmittel und niemals langweilig. Es ist gerade diese Poesie der Unübersichtlichkeit und des Grenzenlosen in Kombination mit einer extremen Reduktion auf das Wesentliche – die Linie, die Symmetrie –, die den Reiz von Josef Herzogs Kunst ausmacht.
Die Ausstellung wird von Laura Breitschmid und Fanni Fetzer kuratiert.
Polly Apfelbaum schreitet ihr Werk im Kunstmuseum Luzern ab
Fotos: Josef Ritler