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Socken, Notare, Fixleintücher: die grossen Rätsel

Wir widmen uns diesmal den ungelösten Welträtseln, fünf an der Zahl. Wir fordern Antworten auf unsere Fragen.

Ich übernachte im Hotel. Die Situation ist von Abu Dhabi bis Zürich dieselbe. Die Zimmer haben im Bad zu wenig Abstellflächen, im Schrank zu wenig Kleiderbügel, über dem Bett zu wenig Licht zum Lesen. Die Hotelbetreiber gehen von einem Gast aus, der 1 Hose zu versorgen hat, 1 Hemd, 1 Unterhose, 1 Leibchen, 1 Paar Socken, 1 Zahnbürste. Stellt er höhere Ansprüche, soll er sich gefälligst selbst darum kümmern. Zur Frage: Haben Hotelbetreiber jemals in einem ihrer Zimmer übernachtet? Mit Partner, Partnerin? Mit kleinen Kindern? Mit Hund?

Da fahre ich mit der Bahn von Bern nach Zürich. Zwei Abteile vor mir telefoniert eine Frau in mir unverständlicher Sprache. Sie telefoniert von 15.02 bis 15.58, unterbrochen nur vom kurzen Pausen, wohl zum Atemholen. Solche Perma-Telefonate kennen fast alle Zugfahrerinnen und -fahrer. Zur Frage: Wer lässt sich am anderen Ende der Verbindung solange dauerbequatschen?

Sonderangebot Fixleintücher in vielen Farben, 50 Prozent. Präsentiert in manierlichen flachen Verpackungen, die sich gut stapeln lassen. Und dann, einmal gebraucht, einmal gewaschen: ein unförmiges Textilbündel, das niemand in jene hübsche Form bringt, in der man die Leintücher gekauft hat. Chaos statt Ordnung, Tohuwabohu statt handliches Packet. Zur Frage: Wie schaffen es die Verpackungsleute, ein Fixleintuch so adrett zu falten. *

Über den Socken-Komplex ist schon viel geschrieben worden. Doch das Rätsel bleibt ungelöst. Niemand weiss, wo die Millionen verlorenener Socken hingekommen sind. Wir alle kennen das Phänomen: Nach jedem zweiten oder dritten Waschgang verliert ein Socken-Geschwisterpaar die Zwillingsschwester, den Zwillingsbruder. Einige kommen an unerwarteten Orten wieder zum Vorschein, im Briefkasten, im Backofen. Der grosse Rest hingegen entschwindet in fremde Galaxien, schwarze Strümpfe wohl in die Schwarzen Löcher, die anderen in ferne unbekannte Welten. Zur Frage: Wer weiss, wo die Socken hocken?

Letztes Jahr haben wir unsere Wohnung verkauft. Irgendwann sassen wir, der Käufer, der Verkäufer, beim Notar. Der Vertrag umfasste 14 Seiten. Weil das Gesetz dies vorschreibt, musste der Notar das gesamte Dokument laut vorlesen. Das dauerte 42 Minuten. Am Schluss wollte der Jurist wissen, ob wir alles verstanden hätten. Wir bejahten. Und schwindelten. Wir hatten kaum was als Erinnerung gespeichert. Solche Lese-Marathons sind auch in Deutschland vorgeschrieben. 2009 verkaufte General Motors die Opel-Werke an ein Konsortium. Der Vertrag umfasste mehrere hundert Seiten. Jede einzelne mussten die abwechselnd agierenden Juristen vorlesen. Zur Frage: Wo ist die Coiffeuse, die diesen alten Zopf abschneidet?


* Eines dieser Rätsel ist mittlerweile gelöst. Wie Fixleintücher manierlich zusammengelegt werden, zeigt dieses Youtube-Video.

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1 Kommentar

  1. Diesen Kommentar hat Frau Vivianne Habluetzel irrtümlich unter einen Filmbeitrag von Hanspeter Stalder gestellt, «Putzfraueninsel». Um dieses Versehen auszugleichen, platziere ich, der Autor, den Text unter meinen Beitrag – sehr gerne, weil er positiv ist.

    Der Artikel von Peter Steiger hat mich buchstäblich fast aus den Socken gerissen, soo was von super gut!!!
    Während des Lesens dieses, wie immer, herrlichen Artikels hat mir meine Freundin meine Leintücher zusammengelegt, echt wahr!!! Obschon ich bereits lange im sog. Ruhezustand lebe, habe ich mich nie bemüht, diese Dinger anständig zusammenzufalten. Als zwar von meiner Umgebung als sehr moderne Frau wahrgenommen, bin ich im Zeitalter der «GUT AUSSTAFFIERTEN EHEFRAU» mit normalen zusammen zu faltenden Leintüchern, stehengeblieben. Wie sich die sog. gute, alte Zeit verändert hat, lässt sich anhand von solchen Banalitäten feststellen, hahaha!!! Viel schlimmer empfinde ich jedoch, dass sich mein recht gutes Englisch in absolutes Nichts auflöst, wenn ich den Computer bediene. Eine mir total fremde Sprache, die ich nie mehr erlernen werde, oh jeh!!! Vielen Dank, lieber Peter für Ihre herrliche geschriebenen Artikel, in der Sprache, die man nirgendwo erlernen kann, höchstens im ganz normalen Leben!! Vivianne Habluetzel

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