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Zu Besuch bei Jürgen Brönnimann

Der Berner Wirtschaftsanwalt Jürgen Brönnimann vertritt prominente Klienten, sitzt in Expertenkommissionen und lehrt an der Universität Bern Zivilprozessrecht. Seniorweb hat den Top-Juristen im Berner Vorort Muri besucht.

Seit 1994 wohnt Jürgen Brönnimann mit seiner Ehefrau im Berner Villenvorort Muri. Das Paar hat hier drei Kinder grossgezogen, die inzwischen alle erwachsen sind: Ruben steht vor einem Masterabschluss in IT/FinTech, Viviane ist Biologin und Leonard studiert Psychologie. An Muri schätzt Brönnimann die hohe Lebensqualität, die Nähe zur Stadt Bern, aber auch die Natur, den Fluss. Regelmässig spaziert er mit seiner Frau der Aare entlang. Hier haben die beiden neue Bekannte sowie Freunde kennengelernt.

Im Garten seines Hauses in Muri (Foto privat).

Der Anwalt und Rechtsprofessor ist Gründungsmitglied des «Lions Club Muri-Bern». Reisen, Fotografieren, Spazieren sind seine Hobbies. Früher nahm er an Volksläufen teil und fuhr Ski sowie Velo, doch Nachwehen eines Skiunfalles zwangen ihn, bei diesen Tätigkeiten zurückzustecken. «Eigentlich arbeite ich eher zuviel, aber die Arbeit ist faszinierend», sinniert der 67-jährige Partner einer grossen, kantonsübergreifenden Anwaltskanzlei für Wirtschaftsrecht. Schweizweit beschäftigt die «Bratschi AG» an sechs Standorten rund 90 Anwältinnen und Anwälte. In der Berner Niederlassung am Bollwerk, wo der Bernburger sein Büro hat, sind rund zwanzig Juristinnen und Juristen tätig.

Jürgen Brönnimann, 1968, beim Eintritt ins Progymnasium (Foto privat).

Aufgewachsen ist Brönnimann zusammen mit einer jüngeren Schwester und einem jüngeren Bruder in Ostermundigen. Die Kleine Allmend und der Schermenwald waren seine Spielplätze. Nach der Sekundarschule besuchte er das Progymnasium am Waisenhausplatz und das Kirchenfeldgymnasium (sprachliche Abteilung mit Latein). Als Gymnasiast jobbte er im Nachtdienst bei der Post. Nach der Matura packte ihn die Reiselust, die ihn bis heute nicht mehr losliess. Am Tag nach der Matur, als 19-Jähriger, verreiste er nach Spanien und Marokko und zog nach seiner Rückkehr aus dem Elternhaus in eine Mansarde im Breitenrain. Im Wintersemester 1974/75 nahm er an der Universität Bern das Rechtsstudium auf.

Das Fernweh blieb: So fuhr er zusammen mit einem Freund in den Semesterferien 1975 in einem Skoda über den Balkan nach Griechenland, in die Türkei, durch den Iran und Afghanistan bis nach Kabul. 1977 folgte eine dreimonatige Reise in den Nahen Osten durch Ägypten, Syrien, Libanon, Jordanien, Israel. Weitere Reiseziele waren Skandinavien, Schottland und die iberische Halbinsel. Die Kosten finanzierte er mit Jobs bei der Securitas und später als Flight Attendant bei der damaligen Swissair. Im Wintersemester 1976/77 zog es ihn studienhalber ins Ausland: Ein Semester lang widmete er sich an der «Freien Universität Berlin» der indischen Philosophie, der Rechtsphilosophie und dem Marxismus. «Da das <Kapital> für mich als biederer Schweizer nicht leicht verdaulich war, blieb es hier bei zwei Vorlesungen», erinnert sich der Jurist lachend.

Jürgen Brönnimann in seinem Büro am Bollwerk, 2022 (Foto PS)

Nach Bern zurückgekehrt, absolvierte er die obligaten Praktika am Gericht und in der Advokatur, darunter in der Kanzlei seiner heutigen Arbeitgeberin. Nach bestandenem Anwaltsexamen 1981 zog es ihn erneut in die Ferne: Während neun Monaten reiste er via Sri Lanka, Indien, Nepal, Südostasien, den Pazifik und die USA rund um den Globus. Von 1982 bis 1987 war er Assistent beim berühmten Rechtsprofessor Max Kummer und schrieb eine Dissertation zu einem zivilprozessrechtlichen Thema.

Nach weiteren Reisen u.a. nach Indien begann er 1989 bei der damaligen Kanzlei «Bratschi, Emch, von Graffenried» als Anwalt zu arbeiten. Seit 1993 ist er Partner und schätzt sowohl sein Spezialgebiet als auch die enge Zusammenarbeit mit seinen Kolleginnen und Kollegen sehr. «Anwälte sind heute mehrheitlich Spezialisten. Dank der Uni Bern habe ich eines meiner Hobbies, den Zivilprozess und das Schuldbetreibungs- und Konkursrecht, zu meinem Beruf machen können», meint er.

Sorgt für gleich lange Spiesse

Was ist so interessant am Zivilprozess, am Schuldbetreibungs- und Konkursrecht? «Hinter jedem Gerichtsfall steht ein menschliches Schicksal», versichert Brönnimann, und dabei würden die eher technischen Verfahrensregeln für gleich lange Spiesse sorgen. Aber längst nicht jeder Fall landet vor Gericht. Als Anwalt sei es seine Aufgabe, sich für seine Klienten einzusetzen, mit dem Ziel eines Vergleichs oder eines sachgerechten, fairen Urteils. Als Mitglied von Expertengremien und als Rechtspublizist dürfe er mithelfen, das geltende Recht fortzuentwickeln. Die Professur bezeichnet er als «Überbleibsel» seiner Assistenztätigkeit an der Uni: Seit dem Jahr 2000 ist Brönnimann in Bern als Honorarprofessor tätig. Auch in Fribourg hat er während Jahren unterrichtet.

Prof. Jürgen Brönnimann.

Doch sein Herz gehört Bern und Muri. Als Stubengenosse der «Gesellschaft zu Schuhmachern Bern» hatte er während vieler Jahre Funktionen inne. «Das Zunftleben ist für mich und meine Familie eine grosse Bereicherung.» Nichts desto Trotz sollte Muri nicht mit Bern fusionieren, ist Brönnimann überzeugt. Die Gemeindeautonomie, das Leben und Zusammenwirken im Kleinen, ist für ihn eine grosse, typisch schweizerische Errungenschaft. «Ich wohne lieber mit Leuten in einer Gemeinde zusammen, die wissen, dass man das Geld zuerst verdienen muss, bevor man es ausgibt,» sagt er und ergänzt: «Aus finanziellen Gründen hat Muri einen Anschluss an Bern jedenfalls nicht nötig.»

Traditionen hochhalten

Auch zur Frage des künftigen Gemeindenamens hat der Jurist eine dezidierte Meinung: «Muri-Gümligen» findet er die zweitbeste Lösung. «Man sollte nicht ohne Not von diesem historisch begründeten Namen abweichen.» Das Alleinstellungsmerkmal «Muri» ist für ihn historisch gerechtfertigt. Sollte sich eine Mehrheit der Gemeindebürgerinnen und -bürger für die Doppelbezeichnung «Muri-Gümligen» aussprechen, könnte er aber selbstverständlich auch damit gut leben.

Titelbild: Jürgen Brönnimann in seinem Wohnzimmer in Muri. Foto privat.

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