StartseiteMagazinKolumnenNationalbankgewinne für eine starke AHV!

Nationalbankgewinne für eine starke AHV!

Der Schweizerische Gewerkschaftsbund hat am 24. Mai dieses Jahres eine Volksinitiative mit dem Namen: «Nationalbankgewinne für eine starke AHV (SNB-Initiative)» lanciert. Wer aber ist eigentlich diese Nationalbank? Im Nationalbankgesetz heisst es: Die Schweizerische Nationalbank führt als unabhängige Zentralbank die Geld- und Währungspolitik des Landes. Sie muss sich gemäss Verfassung und Gesetz vom Ge­samtinteresse des Landes leiten lassen, als vorrangiges Ziel die Preisstabilität gewährleisten und da­bei die Konjunktur berücksichtigen. Sie setzt damit eine grundlegende Rahmenbedingung für die Ent­wicklung der Wirtschaft.

Zur Inneren Organisation der Nationalbank heisst es: Die Nationalbank ist in drei Departemente gegliedert. Der Geschäftskreis des 1. Departements umfasst: Volkswirtschaft, In­ternationale Währungskooperation, Rechtsdienst, Kommunikation, Statistik. Der Geschäftskreis des 2. Departements umfasst: Finanzen, Risikomanagement, Finanzstabilität, Bargeld (Bargeldmonopol), Sicherheit. Der Geschäftskreis des 3. Departements umfasst: Geldmarkt und Devisenhandel, Asset Management (Vermögensverwaltung), Operatives Bankgeschäft und Informatik. Die Schweizerische Nati­onalbank (SNB) hat die Hoheit über das Bargeldvolumen (wieviel Münz- und Notengeld ist im Um­lauf), dazu schöpft sie Geld beim Kauf von ausländischem Geld (Devisen). Auf die Geldschöpfung der privaten Banken durch Gewährung von Krediten an Firmen und Private hat die SNB keinen Einfluss.

Die SNB wird geleitet von einem fast allmächtigen Dreier-Präsidium. Diesem steht ein 11-köpfiger Bankrat zur Seite, wovon 5 durch die Aktionäre (die SNB ist eine Aktiengesellschaft) und 6, darunter das Präsidium, vom Bundesrat gewählt werden. Auch der Schweizerische Gewerkschaftsbund hat eine (Alibi-) Vertretung im Bankrat. Die Bilanzsumme der SNB belief sich bis zum Jahre 2008 auf un­gefähr 200 Milliarden Franken. Im Zuge der Finanzkrise von 2008 und den Abwehrkämpfen der SNB gegen ausländische Finanzspekulanten stieg die Bilanzsumme auf knapp 1100 Milliarden Franken, also auf über 1 Billion und 100 Milliarden Franken, ein unglaublicher Betrag! Davon machten die Devisenanlagen den grössten Teil der Bilanzsumme aus, nämlich 966 Milliarden Franken. Zum eigentli­chen Eigenkapital kamen Währungsreserven von 86 Milliarden Franken.

Die Berechnung dieser Wäh­rungsreserven ist sehr komplex und ist im Nationalbankgesetz genau vorgeschrieben. Auch zum Ei­genkapital gehört per 31.12.2021 eine Ausschüttungsreserve von knapp 91 Milliarden Franken. Schlägt man dort den Jahresgewinn (nach Abzug der Rückstellungen) hinzu, so kommt man auf ein frei ver­fügbare Ausschüttungsreserve von 102 Milliarden Franken. Wem gehört dieses Geld? Die Antwort ist im Gesetz definiert: Der Bund erhält einen Drittel, die Kantone zwei Drittel. Beim Bund verbleiben also 34 Milliarden, diese gehören uns, dem Volk!

Hier setzt die Volksinitiative an. Sie will einen sub­stanziellen Teil dieses Geldes für die AHV reservieren. Dieser geht es übrigens gar nicht so schlecht, wie dies uns die Schreiberlinge der Zeitungen glauben machen wollen. Die AHV schrieb im Jahre 2021 einen Gewinn von 2.5 Milliarden Franken, davon kamen 2 Milliarden vom Steuer-AHV-Deal (STAV). Dieser Gewinn geht in den AHV-Fonds, der damit die noch nie erreichte Summe von 49,7 Mil­liarden erreichte. Zählt man dazu noch das Guthaben bei der Invalidenversicherung von gut 10 Milli­arden, hat die AHV heute eine Reserve von 60 Milliarden Franken!

Unsere Volksinitiative fordert: »Bei einem hohen Bilanzgewinn der SNB ist ein Teil davon dem Ausgleichsfonds der AHV gutzuschrei­ben. Der Anteil der Kantone von zwei Dritteln des Bilanzgewinne, jedoch maximal 4 Milliarden bleibt vorbehalten. Die Erträge aus den Negativzinsen werden der AHV gutgeschrieben» Dies bedeutet rund 11 Milliarden Franken. Mit diesem Initiativtext wird die Unabhängigkeit der Geldpolitik der Nati­onalbank weiterhin garantiert. Gewinnausschüttungen an die AHV erfolgen also nur, wenn die Ausschüttungsreserven der SNB besonderes hoch sind. Die notwendigen Finanzpolster der SNB werden also nicht angetastet.

Es wäre übrigens nicht das erste Mal, dass die AHV Geld von der SNB erhalten würde. Beim Verkauf von überschüssigem Gold im Jahre 2007 (bei der Abkehr vom Goldstandart) er­hielt die AHV 7 Milliarden Franken. Diese Initiative ist wichtig, weil sie den neoliberalen Sozialabbauern ihr übles Argument der AHV-Pleite aus der Hand schlägt und den Jung­freisinnigen mit ihrer Initiative, die die Erhöhungen des Rentenalters bringen soll, Paroli bietet. Wir müssen zur Gegenoffensive antreten, wir wollen einen Ausbau des Sozialstaates, keinen Abbau, wie dies heute gefordert und zum Teil auch schon praktiziert wird. Wir wollen Renten, die zum Leben rei­chen, wie dies die Bundesverfassung schon lange fordert. Wir wollen eine 13. AHV-Rente!


Marco Medici ist Präsident von AVIVO Zürich (Vereinigung zur Verteidigung der Rechte der Rentnerinnen und Rentner)

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4 Kommentare

  1. Da wird mit dem Blick in den Rückspiegel suggeriert, die SNB sei quasi die Milchkuh, die den Mammom vom Himmel liefere, der uns aller zukünftigen Sorgen der Finanzierung der AHV entledige. Die Zeiten der grossen Gewinne der SNB sind vorbei. Im ersten Quartal 2022 schrieb sie einen Verlust von 32,8 Mrd! Der Absender dieses Artikels weiss nicht mal wie die Bilanz der SNB wirklich zusammengesetzt ist oder er verschweigt es absichtlich. Die SNB hält rd. 25% Aktien, fast 300 Mrd. CHF! Ohne diese Aktienanlagen hätte sie in den letzten Jahren – in einem Umfeld von Negativzinsen – nie diese happigen Gewinne liefern können. Nun erhöht die FED (US Notenbank) in einem Umfeld von stark steigender Inflation wieder die Leitzinsen. Die EZB und später auch die SNB werden folgen müssen. Deshalb werden auch die Umverteilungswünsche der Erträge aus Negativzinsen (11 Mrd.) bis in 1-2 Jahren vollständig wegfallen. In einem Umfeld von wieder steigenden, sich normalisierenden Zinsen, werden die überbewerteten Aktienmärkte weiter korrigieren und ein neues Bewertungsniveau finden (Mean Reversion Prozess). Genau darum braucht die SNB ihre klar definierten Schwankungsreserven, um ihre Bilanz managen zu können und eine unabhängige Geldpolitik und damit die Stabilität des Schweizer Frankens weiterhin gewährleisten zu können!

    Letztes Jahr hat die SNB ihren klar definierten Gewinnanteil von 6 Mrd. an Bund und Kantone ausgeschüttet. Jetzt weitere Begehrlichkeiten zu schüren und dem Volk zu suggerieren, die SNB sei ein Selbstbedienungsladen, der uns aller zukünftigen Finanzierungskosten der AHV entledigen würde, ist ein Spiel mit dem Feuer und klar abzulehnen.

    https://www.snb.ch/de/iabout/assets/id/assets_reserves

  2. Für einmal muss ich mich dem Kommentar von Andreas Herren anschliessen und ebenfalls dafür plädieren, diese verführerische Volksinitiative – wenn sie denn zustande kommt – abzulehnen.
    Die Gründe dafür sind erwähnt. Allerdings reichen diese nicht aus, um das bedeutendste Sozialwerk unseres Landes längerfristig zu sichern. Und von Abbau, wie von Marco Medici behauptet, kann nun wirklich keine Rede sein, denn bekanntlich wird die AHV regelmässig der Lohn- und Teuerungsentwicklung angepasst und zusätzlich – dank der höheren Lebenserwartung – auch deutlich länger ausbezahlt.
    Vielmehr braucht es endlich Nägel mit Köpfen, die leider in der AHV-Vorlage vom September dieses Jahres nur mässig zu finden sind; aber immerhin besteht bei der Annahme wiederum zeitlich etwas Luft, um grundlegende Weichenstellungen vorzunehmen. Dazu gehört in erster Linie die Erhöhung des Rentenalters, das an die Lebenserwartung zu koppeln ist. Verschiedene europäische Länder machen dies bereits seit einiger Zeit deutlich. Nur auf diese Weise gelingt es, nicht alle paar Jahre mit einer Pflästerlipolitik, verbunden mit einem teuren Kuhhandel zwischen Links und Rechts, sich kurzfristig wieder mal durchzuwursteln, um dann die eigentliche Revision auf den Sanktnimmerleinstag zu verschieben.

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