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Peinlichkeiten und Lebenslügen

Fulminanter Saisonstart am Berner «Theater an der Effingerstrasse»: In der Italo-Komödie «Das perfekte Geheimnis» verraten sieben Handys Peinlichkeiten und Lebenslügen.

Seit der Erfindung der Lokomotive hat keine technische Innovation das gesellschaftliche Zusammenleben mehr verändert als das Smartphone. Das Handy macht uns mobil und unabhängig, sorgt für Dauerkommunikation im Beruf und einen permanenten Gefühlsaustausch im Privaten, lässt Eltern ihre Kinder überwachen, vermittelt das Gefühl von Sicherheit, erleichtert den Einkauf, das Reisen, Geldüberweisungen und dient als Videokamera, Fotoapparat, TV, Radio sowie als unerschöpfliches Fotoalbum.

Die negativen Folgen der multimedialen Revolution sind hinlänglich bekannt und erforscht: Dauernde Erreichbarkeit, Stress, Ablenkung am Familientisch wie am Lenkrad, krankhafte Individualisierung, Internet- und Kommunikationssucht, Beziehungsknatsch, Geheimnisbildung, Misstrauen, Pornografie, Trennung, Scheidung…..

Eva und Rocco: am Boden zerstört.

Meist wird ein Smartphone nur von einer Person benutzt, welche die Inhalte durch einen Code schützt. Passwörter, Adressen, Geschäftsgeheimnisse, kompromittierende Aussagen, Geständnisse werden damit (in der Regel) nicht öffentlich gemacht. Ausser der Besitzer oder die Besitzerin des Mobiltelefons entsperrt das Gerät und teilt dessen Inhalte, Fotos, Videos, Texte, Audios mit Partnern, Freunden, Kollegen. Besonders amüsant kann es für Anwesende werden, wenn während Gesprächen die Lautsprecherfunktion aktiviert wird.

Genau dieses, die Privatsphäre überschreitende Szenario ist Thema der Komödie «Das letzte Geheimnis», die zum Saisonauftakt am Effingertheater in Bern als Schweizer Erstaufführung gezeigt wird. Die Inszenierung ist eine Koproduktion mit dem Stadttheater Bruneck. Regie führte der frühere Intendant, Alexander Kratzer. Das Bühnenbild stammt von Zita Pichler. Die Kostüme entworfen hat Christine Lasta. Die deutsche Übersetzung des italienischen Erfolgsfilms von Paolo Genovese stammt von Sabine Heymann.

Lele und Carlotta, die sich in den Alkohol flüchtet.

Die Dialoge sowie Handlungen bestimmen drei Paare, ein Single und sieben Smartphones. Rocco, ein Schönheitschirurg (David Fuchs), seine Frau Eva, Psychoanalytikerin (Marion Reiser), Lele, Angestellter (Markus Weitschacher), seine Frau Carlotta, Mutter (Tülin Pektas), Cosimon, Taxiunternehmer (Michael Rudigier), frisch verheiratet mit Bianca, Tierärztin (Jasmin B. Mairhofer) und Sportlehrer Peppe (Hannes Perkmann) treffen sich, im farblich gehaltenen Partnerlook klar als Paare, respektive Single-Mann erkennbar, zu einem gemeinsamen Nachtessen.

Die Freunde kennen sich seit ihrer Schulzeit. Die Tochter des Gastgeberpaars möchte erstmals bei ihrem Freund übernachten. Der Umstand, dass die kontrollsüchtige Mutter in ihrer Tasche Kondome findet, sorgt unter den Anwesenden für Diskussionen über Ehrlichkeit, Vertrauen und private Geheimnisse. So ganz nebenbei erfährt man, dass Lele wegen eines Verkehrsdelikts seinen Führerschein abgeben musste.

Frisch verheiratet: Cosimon und Bianca

Statt wie geplant die totale Mondfinsternis zu beobachten, entschliessen sich die sieben Freunde zu einer gefährlichen Mutprobe: Sie legen ihre Smartphones auf den Tisch und entsperren diese. Alles, was reinkommt, wird geteilt. Nachrichten werden vorgelesen, Telefonate mitgehört, jede noch so kleine Mitteilung, jedes Foto wird herumgezeigt. «Die Idee war es, dieses geheime Leben zu skizzieren, das wir nicht offenbaren können», beschrieb Regisseur Paolo Genovese die Idee des Films.

Was als harmloser Spass, als Spiel, beginnt, artet im Lauf des Abends zu einem emotionalen Durcheinander aus, denn im scheinbar perfekten Freundeskreis gibt es mehr Geheimnisse und Lebenslügen, als man denkt. «Das Handy ist zur Black Box unseres Lebens geworden», erkennt Eva. Je mehr Text-Botschaften, Fotos und Anrufe eingehen, desto grösser wird die Verwirrung. Eheliche Fehltritte, Unmoral, Lebenslügen werden für alle erkennbar. Peinliche Wahrheiten kommen an den Tag, die Ehrlichkeit, Freundschaften und Ehen werden auf eine harte Probe gestellt. Das bittere Ende spricht Bianca aus: «Man muss im Leben lernen, sich zu trennen.»

Via Handy erfährt Bianca, dass ihr Mann Cosimon mit einer anderen ein Kind gezeugt hat.

Genauso peinlich, wie die Enthüllungen über Liebschaften, sexuelle Vorlieben und schwule Präferenzen, ist das Ausplaudern von familiären sowie beruflichen Intimitäten: Via Handy offenbaren die Freunde Details aus der Kindererziehung, das Verhältnis zur Schwiegermutter, den bisher verschwiegenen Alkoholkonsum, das eigene Verhältnis zum Tod, berufliche Erfahrungen, Misstrauen und Schuldgefühle.

«Wo Menschen Informationen mit Hilfe von Geräten abrufen, halten sie sich oft für intelligenter, als sie sind. Es fühlt sich für sie an, als hätten ihre eigenen geistigen Fähigkeiten die Informationen hervorgebracht, nicht die Geräte,» zitiert das Programmheft den amerikanischen Autor Nicholas Carr.

Sogar der Single-Mann Peppe hat ein Geheimnis, das er nach einem Missverständnis klären muss.

Zum Schluss werden sogar noch zwei Geheimnisse gelüftet, die nicht in den Handys gespeichert sind: Nicht Lele fuhr das Auto, das den tödlichen Verkehrsunfall verursachte, sondern seine Frau Carlotta, welche die Schuld auf sich nahm. Und die Kondome, welche Eva in der Handtasche ihrer Tochter fand, hatte sich diese nicht selbst beschafft, sondern heimlich von ihrem Vater Rocco erhalten.

Ein Abend voller Geheimnisse und Überraschungen, die – wie im richtigen Leben – freundschaftliche sowie eheliche Beziehungen einem Stresstest unterziehen oder sogar auseinanderbringen. Handy sei Dank.

Titelbild: Statt den Mond zu beobachten, geben die Freunde ihre Geheimnisse preis. Alle Fotos: Silbersalz

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Theater an der Effingerstrasse Bern

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