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Gebirgskantone vor grossen Herausforderungen 

Die urbanen Regionen der Schweiz und damit die Städte insgesamt werden immer grösser. Städte sind zunehmend Arbeits-, Wohn- und Lebensraum der heutigen Generationen.  Die Gebirgskantone und damit die Bergregionen verlieren an Bedeutung. Ausnahmen aus den Bergen mögen Weltkurorte und Tourismusregionen sein, in denen wohlhabende Menschen – aus dem In- und Ausland – und damit ihre Nachkommen Liegenschaften und Wohnungen besitzen. Die Umsetzung von «Zweitwohnungsinitiative» und «Lex Friedrich» führen weiter dazu, dass auch für Menschen aus den Grossstädten wie Basel, Bern, Genf, Zürich, usw. der Kauf von Feriendomizilen zunehmend schwieriger wird. Die Städter der jungen Generation finden in den Bergregionen kaum mehr Feriendomizile. Die Gebirgskantone und damit auch der Bergtourismus tragen die wirtschaftlichen Nachteile.

Seit dem Jahre 1981 bemüht sich die Regierungskonferenz der Gebirgskantone (RKGK) um die Interessenwahrung zugunsten der Menschen und Regionen des Schweizer Alpenraumes. Die Regierungen der Kantone Uri, Obwalden, Nidwalden, Glarus, Appenzell Innerrhoden, Graubünden, Tessin und Wallis sind Mitglieder der RKGK. Schwerpunkte der Tätigkeit der RKGK bilden insbesondere die Themen Raumordnung/Tourismus, Energie, Finanzen, Verkehr und weitere stets aktuelle Fragestellungen. Der Walliser Staatsratspräsident Roberto Schmidt präsidiert seit dem 1. Januar 2020 die RKGK und wechselt nun ins Präsidium der Energiedirektorenkonferenz (EnDK). Schmidt signalisierte die aktuelle Situation wie folgt: «Der Stadt-Land-Graben öffnet sich zusehends. Die Kenntnisse der Bevölkerung in den urbanen Regionen der Schweiz, über die Lebensverhältnisse in den Gebirgsregionen schwindet. Dies erschwert die politischen Diskussionen. Deshalb müssen wir verstärkt informieren und zudem auch aufzeigen, welche Leistungen die Bevölkerung des Berggebiets zugunsten der gesamten Schweiz erbringt.» Es ist daher zwingend notwendig, dass sich die Bergregionen neu positionieren müssen, damit beispielsweise auch die Tourismusbranche weiterhin die Rolle als Wirtschaftsmotor der Berggebiete erfüllen kann. Befassen wir uns im Rahmen dieser Kolumne zunächst mit den Themen Tourismus und Energie.

Tourismus

Es steht ausser Zweifel, dass sich der Tourismus der Alpenländer heute in einem globalen Umfeld behaupten muss. Der Wettbewerb ist immer anspruchsvoller. Der Tourismus steht vor grossen Herausforderungen. Da sich laufend neue Formen der Beherbergung entwickeln, entsteht in der Branche eine hohe Dynamik. Es ist wichtig, sich den stetig und rasch wandelnden Nachfragebedürfnissen anzupassen. Die aktuelle sozioökonomische Situation der Berggebiete hängt letztlich auch stark mit dem Anpassungsbedarf der Tourismusbranche zusammen. Seien wir uns dennoch bewusst, dass die Alpen immer noch Sehnsuchtsort sind – und dies seit den Anfängen des Tourismus in der Schweiz. «Unberührte» Natur, malerische Landschaften und die imposante Bergwelt locken Jahr für Jahr unzählige Menschen in die Alpenregionen, um zu wandern, zu wellnessen oder Ski zu fahren. Die Berg- und Seilbahnbranche ist dabei eine tragende Säule des Schweizer Tourismus. Insbesondere in Bergregionen sind die Seilbahnen der eigentliche Motor der dortigen Wirtschaft. Leistungsfähige, gut im Markt aufgestellte Bahnunternehmen sind deshalb von zentralem Interesse für diese Regionen.

Unbestritten ist auch, dass die Landschaft und eine intakte Natur das wichtigste Kapital des alpinen Tourismus ist und bleiben muss. Der Tourismus in den Bergregionen bewegt sich somit immer in einem Spannungsfeld – zwischen Nutzung und Schutz der Natur, zwischen wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Verantwortung, und letztlich zwischen den unterschiedlichen Erwartungen und Werthaltungen der Menschheit. Der Tourismus ist in den Bergregionen seit Jahrzehnten zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden, der Arbeitsplätze schafft, das lokale Gewerbe stützt und die Abwanderung aus diesen Gebieten vermindert. Deshalb muss sich der Tourismus in den Gebirgskantonen weiter entfalten und muss sich den neuen Herausforderungen anpassen können. Die Neuausrichtung der Tourismuspolitik wird sehr anspruchsvoll und darf nicht durch eine Verschärfung der Bundesvorschriften zusätzlich erschwert werden.

Langfristige Entwicklungen wie der demografische Wandel und die Klimaveränderungen lassen es derzeit als unwahrscheinlich scheinen, dass der Tourismus ohne grundlegende Reformen Wirtschaftsmotor der Berggebiete bleiben kann. Vor diesem Hintergrund ist es unerlässlich, dass die Politik und die Tourismusbranche der Sonderstellung des Bergtourismus wesentlich stärker als bisher Rechnung tragen und Massnahmen entwickeln, die auf dessen spezifische Herausforderungen zugeschnitten sind. Der Erfolg des Bergtourismus hängt zudem wesentlich davon ab, ob es gelingt, in der Bevölkerung das Tourismusbewusstsein zu stärken und die Menschen der Berggebiete zu Hauptakteuren der Tourismusentwicklung zu machen. Ohne besseren Einbezug der Einheimischen, deren wirtschaftliche Zukunft eng mit der touristischen Entwicklung zusammenhängt, kann die Trendwende im Tourismus nicht gelingen. Die Selbstverantwortung und Selbstbestimmung werden gestärkt, indem das gemeinsame Potenzial zugunsten des Wohlergehens der Bergbevölkerung in allen für sie wesentlichen Belangen gezielt und intensiv ausgeschöpft wird.

Energie

Die Energieperspektiven 2050+ des Bundesamtes für Energie (BFE) zeigen weitgehend die Wege in eine erneuerbare und klimaneutrale Energiezukunft auf.  Alle Szenarien gehen davon aus, dass zur Erreichung der Klimaziele der klimaneutrale Strombedarf bis ins Jahr 2050 markant zunehmen wird. Die gegenwärtige Energiekrise stellt die Schweiz vor neue Herausforderungen. Zielführend ist es deshalb, dass die inländische und erneuerbare Stromproduktion – Wasser-, Solar- und Windenergiebereiche – zwingend massiv ausgebaut werden muss. Bis 2050 will die Schweiz eine klimaneutrale Energieversorgung. Die Wasserkraft wird dabei auch im Jahre 2050 mit 53% oder 45 TWh der Bruttostromerzeugung die wichtigste erneuerbare Stromerzeugungsform der Schweiz bleiben. Um dieses Ziel zu erreichen, ist das primäre Augenmerk auf die Sicherung der bestehenden Wasserkraftproduktion von 39 TWh zu legen. Neu stehen im Energiegesetz schlussendlich verbindlichere Zielwerte statt nur Richtwerte für 2035 und 2050.

Die bedeutendsten Energieunternehmen der Wasserkraft liegen in den Gebirgskantonen – denken wir nur an den Wasserschlosskanton Wallis.  Bis 2050 endet nämlich der Grossteil der laufenden Konzessionen. Das Heimfallrecht der alpinen Speicherkraftwerke zugunsten der Alpenkantone und ihren Gemeinden ist in naher Zukunft aktuell. Damit neue Konzessionen erteilt und die bestehenden Wasserkraftwerke weiterbetrieben werden muss der Bund den betroffenen Bergkantonen Investitionssicherheit gewährleisten. Auch die EnDK ist sich der drohenden Energiemangellage bewusst. Vor allem auch die Kantone wissen um ihre Verantwortung und haben entsprechende Vorbereitungen getroffen. Doch auch der Bund ist gefordert, offene Fragen bezüglich möglichen Bewirtschaftungsmassnahmen möglichst schnell zu klären.

In der aktuellen Herbstsession stellte der Ständerat die Weichen hinsichtlich der Energiewende. Der Ständerat hat vergangene Woche für den Ausbau der erneuerbaren Energie ehrgeizige Ziele gesetzt. Das Ziel heisst: Die einheimischen Energiequellen Wasserkraft, Wind- und Solarenergie sollen stärker und schneller gefördert werden. Die Einspracheverfahren müssen zwingend beschleunigt werden. Das Energiegesetz enthält damit neu verbindliche Zielwerte und nicht mehr nur Richtwerte für die Jahre 2035 und 2050. Die Ziele für die Wasserkraft hat der Ständerat während der aktuellen Session sogar erhöht, auf 37,9 Terawattstunden bis 2035 und 39,2 Terawattstunden bis 2050. Plus 35 Terrawattstunden bis 2035, das einer Verdoppelung der ursprünglichen Ziele des Bundesrats entspricht. In der laufenden Session – oder vielleicht spätestens in der Wintersession – entscheidet das Parlament über weitere wichtige Energie- und Umweltgeschäfte, darunter die «Lex Grengiols», die im dringlichen Verfahren beschlossen werden soll, um Fotovoltaik auf Dächern zu fördern und eine grosse Solaranlage im Wallis zu ermöglichen.

Zum Schluss eine aktuelle Thematik, die Gebirgskantone derzeit weiter beschäftigen, ist  Herdenschutz und Wolfsmanagement. Die Gebirgskantone fordern diesbezüglich den Bund bestimmt und deutlich zum Handeln auf: «Die Wolfspopulation in den Schweizer Alpen soll ähnlich der Steinwildpopulation aktiv reguliert werden. Für den Schutz von Nutztierherden auf Alpen sind klare Kriterien zu erarbeiten und der Bund muss seine Unterstützungsleistungen erhöhen. Zu diesen Schlüssen kommt die Regierungskonferenz der Gebirgskantone aufgrund von zwei neuen Studien. Ziel aller Massnahmen soll eine tragfähige Koexistenz von Wolf, Mensch und Nutzieren im Alpenraum sein.

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