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Nie ohne meinen Freund

Mit dem Fahrrad kreuz und quer unterwegs durch den goldenen Herbst im Unterengadin.

Wer aus Lust oder auch anderen Gründen ausnahmsweise allein in die Ferien fährt, muss sich zwar um sein Programm kümmern, kann aber auch vieles erkunden, was zu zweit oder mit Familie meist zu kurz kommt. Nicht zuletzt Begegnungen und kurze Gespräche unterwegs, oder spontanes Abweichen von der geplanten Route.

Talwärts mit dem Bike von Scuol nach Sent: Golden strahlen auch Laubbäume.

Auch die Tourismusbranche hat dazugelernt: Alleinreisende, nicht mehr junge Frauen mitgemeint, werden nicht mehr in der Abstellkammer beim Servicetrakt untergebracht und müssen auch nicht mehr am Katzentisch neben dem Weg aufs WC ihr Abendessen einnehmen.

Eine stolze Ruine ist der Kirchturm von San Peder auf einem Felssporn von Sent. Der Bau geht ins 12. Jahrhundert zurück, wurde aber mit der Reformation verlassen.

Zwar haben die Lärchen übers Wochenende schon viel von ihren Goldnadeln abgeworfen, seit der erste grosse Regen kam. Aber noch bleibt es sonnig und warm, und die Erinnerung ist auch bei Schlechtwetter Stimmungsretter, denn der nächste goldene Herbst kommt wieder.

Nach allen Regeln der Kunst gepflastert ist die Dorfstrasse von Ardez.

Das Packen im Oktober war schwierig, denn entweder konnten es wunderbare Herbstwochen werden oder aber ein Wintereinbruch mit Nassschnee und Regenwetter. So wird der Koffer recht umfangreich, es braucht Velo- und Wanderkleidung für jede Witterung und Temperatur. Fürs Abendessen im eleganten Hotel passt das legendäre kleine Schwarze, oder sonst etwas Hübsches, denn ich habe mir keinen Fünfsternkasten, sondern mit dem Arnica in Scuol ein Hotel ausgesucht, das bei der Bewertung der Gäste auch fast fünf Sterne vorweist. Und selbstverständlich wird das Velo aus Schweizer Produktion mich begleiten.

Tief unten am Inn liegt die legendäre Trinkhalle, die Büvetta, wo sich einst die halbe Welt mit dem Wasser der beiden Heilquellen Lucius und Emerita gesund trank.

Das Wetter hielt während der ganzen zweiwöchigen Erholungskur, auf dem Bike kam ich fast überall hin und das Hotel, das ich mir als Ausnahme geleistet habe, machte den Aufenthalt rundum zu einem nachhaltigen und schönen Erlebnis.

Blick zurück auf Schloss Tarasp bei einer Verschnaufpause mit dem Velo zum Lai Nair.

Einen halben Tag schaute ich im Atelier am Inn-Ufer in Tarasp vorbei, dort hatte ich einst einen Wochenend-Kurs gebucht, in dem ich ein Bild malen und eine Figur gestalten konnte. Scuol wählte ich für meine Herbstferien aus, weil es mir schon damals so gut gefallen hat. Nun kenne ich auch das Umland und die Dörfer links und rechts des Inn auf den Anhöhen.

Metamorphosen I von Heidi Bucher Im Kunstmuseum Bern verpasst? Noch mehrere Wochen zeigt das Muzeum eine Sonderausstellung mit Werken von Heidi Bucher.

Das Muzeum in Susch ist für mich jedes Mal von Neuem ein eindrücklicher Ort: Architektur und Ausstellungen vom Feinsten! Eindrückliche Kunst in einer starken Landschaft. Noch bis Anfang Dezember sind Heidi Buchers Metamorphosen II ausgestellt, danach folgt eine umfassende Einzelausstellung mit Werken von Hannah Villiger.

Das von einer polnischen Mäzenin zum Muzeum umgebaute Kloster in Susch ist eine Perle der Baukunst.

Eine Tour sollte mich ins Val Uina führen. Aber bereits bei Uina Dadora war von der Brücke über den wilden Bach nur noch das Eisengerüst vorhanden. Ich konnte ohne Gesichtsverlust – es war kein anderer Mensch in diesen steilen, einsamen Talkehren – die Abfahrt vorsichtig in Angriff nehmen, um dann vor einem Stall Sur En, über dem Inn, die warme Sonne zu geniessen.

Dieser Weg führt nirgendwohin ausser wieder zurück. Aber auf meinen Freund Marke Scott ist auch steil abwärts Verlass.

Reisen geht auch gemütlich: von Scuol aus mit dem Zug und dem Velo nach Lavin fahren und von dort eine Tour durch die Dörfer machen, beginnend mit der Besichtigung der fünfhundertjährigen Fresko-Malereien in der Kirche. Bemerkenswert ist die seltene Darstellung von Jesus Christus mit den drei ineinander gefügten Gesichtern als Trinitätssymbol am Chorhimmel.

Die Fresken in der Kirche San Güerg erzählen Geschichten aus der Bibel und natürlich auch die Legende vom Heiligen Georg. Speziell ist der trinitatische Christus als Weltherrscher im Chorhimmel. 

Nach der Reformation 1529 wurde das Innere weiss getüncht, erst eine Renovation in den 1950er Jahren brachte die Malereien wieder ans Licht. Heute zählt das Kirchlein mit dem originellen Bilderzyklus zu den wichtigsten Kunstdenkmälern des Kantons Graubünden.

Im besten Licht der Jahreszeit: Die Hochebene des Lai Nair oberhalb von Tarasp.

Jeden Tag konnte ich nach Lust und Laune Natur und Sport erleben oder Kultur und Kunst entdecken. Über mir der tiefblaue Himmel, das Land in herbstlich-goldener Pracht, die bald unter dem Schnee liegen wird.

Titelbild: Motta Naluns
Alle Fotos: © Barbara Leumann Lutz

Links:
Das Unterengadin
Die Malereien der Kirche Lavin
Das Muzeum Susch

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