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Kamera folgt dem Handlauf

Mit «Handlauf Kunst Museum Winterthur und weitere Welten» verbindet der Videokünstler Christoph Rütimann die Winterthurer Museen.

Das Kunst Museum Winterthur hat Christoph Rütimann (*1955) eingeladen, im Hinblick auf den Zusammenschluss der drei Winterthurer Museen Beim Stadthaus, Reinhart am Stadtgarten und Villa Flora, die erst 2024 wieder eröffnet wird, die Videoarbeit Handlauf Kunst Museum Winterthur zu realisieren. Diese Videoaufnahmen werden zusammen mit früheren Werken des Künstlers im Dialog mit der Sammlung präsentiert.

Christoph Rütimann, Handlauf Kunst Museum Winterthur l Beim Stadthaus, 2022. Videoaufnahmen entlang von Möbelkanten ermöglichen einen neuen Blick auf die Sammlung.

Die Linie zieht sich durch Rütimanns gesamtes künstlerisches Schaffen. Dieses reicht von Performances über Klang-, Text- und Fotoarbeiten bis hin zu klassischen Ausdrucksmitteln wie Zeichnung, Malerei und Skulptur. Die Linie ist bei aller Vielfalt in seinem Werk als zwei- oder dreidimensionale Grenzziehung angelegt und erweitert sich in den Videoarbeiten auch zu Verbindungslinien.

Christoph Rütimann, Handlauf Kunst Museum Winterthur l Reinhart am Stadtgarten, 2022, Video.

Für die aktuelle Ausstellung zeigt der Künstler neue Videos von den drei Standorten des Kunst Museums Winterthur in Verbindung mit älteren Arbeiten. Im Museum Beim Stadthaus sind drei grosse nebeneinander laufende Projektionen zu sehen. Diffuse Geräusche begleiten die Videos, etwa Klaviertöne, wenn die Kamera über die Klaviatur des Flügels fährt. Wie im Flug gleiten die Aufnahmen im schrägen Winkel von etwa neunzig Grad vorüber, manchmal scheinen die Bilder auch auf einen zuzufliegen. Rütimann hat so viele Videosequenzen gedreht, dass sie sich nie wiederholen.

Dreiteilige Videoinstallation im Kunst Museum l Beim Stadthaus. Filmstill: rv

Im Aussenbereich folgt die Kamera den markanten Architekturelementen der unter Denkmalschutz stehenden Gebäude. Im Innenraum sind es die charakteristischen Brusttäferungen, welche die Innenarchitektur aller drei Häuser mitprägen und verbinden. Die vom Künstler über alle Arten von Geländern geführte Kamera zeichnet alles entlang von Handläufen, Architekturkanten, Möbeln und sonstigen Linien, die sich als Schienen für das Aufnahmegerät eignen, auf. Aus der Perspektive des Geländers, des Bauwerkes und des Mobiliars werfen die Videos einen eigenwilligen Blick in die Welt. Ungewohnt ist die Nahsicht auf die Fahrbahn aus Handläufen oder Kanten, auf der sich die Kamera bewegt.

Christoph Rütimann vor seiner Videoinstallation im Reinhart am Stadtgarten. Foto: rv

An beiden Ausstellungsorten sind zahlreiche Bildschirme an Metallstangen befestigt. Diese ergeben wiederum, neben den Strukturen der Treppengeländer, ein installatives Liniengefüge. Auf den Monitoren sind ältere Videos aus dem Werkkomplex Geh-Länder zu sehen, die an unterschiedlichen Orten wie etwa in London, Peking, Seoul, Odessa, Talinn oder Budapest realisiert wurden. So sieht man beispielsweise bei den Aufnahmen der Chinesischen Mauer, wie entgegenkommende Menschen ausweichen. In China sollen ihm die Menschen, im Gegensatz zu Südkorea, immer sehr freundlich und interessiert begegnet sein, erinnert sich der Künstler.

Videoinstallation im Treppenaufgang des Museums Reinhart am Stadtgarten. Foto: rv

Christoph Rütimann ist seit den frühen 1990er Jahren mit seiner Kamera unterwegs. Häufig begleitet er seine Frau, die Schriftstellerin Zsuzsanna Gahse, zu ihren Lesungen. Dabei entdeckt er jeweils mit seiner fahrbaren Kamera die Umgebung und dokumentiert sie aus der Perspektive der Mauervorsprünge, der Treppen, der Geländer oder Handläufe. Wie er die Kamera von einem Handlauf zum anderen führt, ist erstaunlich – ein Making-of-Video ist freilich nicht Teil der Ausstellung.

Titelbild: Villa Flora von aussen. Filmstill rv
Bilder: vom Museum zur Verfügung gestellt und rv

Bis 19. März 2023
«Christoph Rütimann. Handlauf Kunst Museum Winterthur und weitere Welten», im Kunst Museum Winterthur
l Beim Stadthaus und Reinhart am Stadtgarten, mehr Informationen finden Sie hier 
Zur Ausstellung erscheint im Frühjahr 2023 eine reich bebilderte Publikation mit verschiedenen Essays in Kooperation mit der Edizioni Periferia, Luzern.

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