StartseiteMagazinKolumnenZu Weihnachten: eine Friedensinitiative der Schweiz?

Zu Weihnachten: eine Friedensinitiative der Schweiz?

Krieg heisst töten. Mann gegen Mann. Die Bilder, die uns aus der Ukraine erreichen, lassen das aber nur erahnen. Wir sehen in den TV-Nachrichtensendungen vor allem die zerstörten Häuser, brennende Strassenzüge, zerbombte Brücken, brennende Infrastruktur-Anlagen. Es erreichen uns herzzerreissende Bilder von älteren Frauen, die uns erschauern lassen. Sie sammeln Brennholz, um ein bescheidenes Feuer zu entfachen, um sich eine Suppe zu wärmen, ein wenig Wärme zu erhalten vor ihren ausgebombten Häusern. Eigentliche Kriegsbilder dagegen fehlen. Der Grund: Sogenannte «eingebettete Journalisten» sind nicht zugelassen, wie wir sie im Vietnam-, im Irak-Krieg, in Afghanistan erlebten. Nicht im Angriffskrieg der Russen, nicht bei den Verteidigern, den Ukrainern. Die beiden Armeen versuchen mit allen Mitteln zu verhindern, dass wir Zeugen werden von den Grausamkeiten direkter Kriegshandlungen. Sie wollen nicht, dass die Toten gezählt werden, dass bilanziert wird, wer den höchsten Blutzoll zu entrichten hat.

Ahnen können wir es, wenn TV-Teams mit dazu eingeladen werden, wenn ukrainische Kompanien Stellungen beziehen, sich eingraben, zeigen, wie sie sich in Schützengräben einrichten, leben, sich vor der Kälte zu schützen versuchen. Dabei Wache halten, schlafen, essen im 8-Stunden-Rhythmus, um nach heftigem Artilleriebeschuss, den heranstürmenden Gegner erfolgreich stoppen zu können. Eine versierte Journalisten-Kollegin wies daraufhin, dass das Bilder sind, die an Verdun, an den Hartmannswiller-Kopf im Elsass im 1. Weltkrieg erinnern, an Schlachtfelder, wo sich Deutsche und Franzosen während Jahren in Sichtweite erbittert gegenüberstanden. Jeweils am 24. Dezember dennoch gemeinsam Weihnachten feierten.

Und jetzt? Über 100 Jahre danach. Einmal sind die Russen noch weit weg davon entfernt, einen «klinischen Krieg» führen zu können, wie ihn die USA immer wieder vorführt, in dem sie gesteuert von Soldaten von einem gesicherten Bunker aus, von wo auch immer, hochtechnisierte Drohnen zum tödlichen Einsatz bringen, auch und vor allem gegen Terroristen. Die Russen behelfen sich dagegen mit rudimentären Drohnen aus dem Iran und setzen sie vor allem völkerrechtswidrig gegen die Zivilbevölkerung in der Ukraine ein. Der grosse Unterschied zum Ersten Weltkrieg besteht zum Zweiten auch darin, dass aktuell zuerst in einem weit grösseren Abstand der Granaten- und Artilleriebeschuss erfolgt als damals. Um aber Gelände zu erobern oder zurückzuerobern, braucht es letztlich immer noch wie damals den Infanteristen, der im Schützenpanzer, zuletzt zu Fuss das Gelände auch betritt und in Besitz nimmt, dass es dabei zum brutalen Kampf von Mann zu Mann kommt. Und da entscheidet letztlich nur eines: die Gewissheit in sich zu tragen, einen gerechten Krieg zu führen.

Zwei Männer, unterschiedlicher könnten sie nicht sein, versuchten in der vergangenen Woche, der Weltöffentlichkeit zu zeigen, wer den gerechten Krieg führt. Der Angreifer Putin oder der Verteidiger Selensky? Putin, sorgfältig gekleidet, dozierte vor seinen Generälen, die zu hunderten aufgereiht mit grimmigen Minen vor ihm sassen, die meisten eher ältlich, uniformiert in den Farben der Waffengattungen, hochdekoriert. Dazwischen hatten einzelne immer wieder mit dem Schlaf zu kämpfen. Sie lauschten, so sie konnten, was der grosse Meister zu sagen hatte: «Wir haben alles: Öl, Gas, Kohle, seltene Erden, wir haben Atomwaffen, sind erfolgreich im Weltraum, haben eine hochentwickelte Wissenschaft, wir haben eine Armee, der wir alles geben, was sie braucht. Seit Jahrhunderten wollen sie – wohl der Westen – uns Russen tief halten, uns schlicht ignorieren, gar bekämpfen. Dabei beglückten wir sie mit billiger Energie. Wir dagegen wollen unser Brudervolk, die Ukraine von der Naziherrschaft befreien, vor dem Einfluss des dekadenten Westes beschützen.»

Selensky, dagegen im leichten Armee-Tenü, liess sich im US-Kongress feiern, umjubeln. Leidenschaftlich führte er dem US-Kongress vor, was es braucht, um nicht nur die Demokratie in der Ukraine, sondern in der ganzen Welt zu verteidigen. Was es braucht, um den globalen Handel zu sichern, die Energieversorgung zu gewährleisten. Er sprach englisch, las ab und zu ab, erreichte so nicht ganz seine üblich rhetorische Durchschlagskraft, doch zu Standing Ovation reichte es allemal. Er bekommt das Patriots-Abwehr-System, er wird letztlich auch 300 Leopard-Panzer aus Europa bekommen.

Klar wurde bei diesen beiden Aufritten auch: Friedensverhandlungen zwischen den beiden stehen nicht vor der Tür, obwohl es für beide das einzig richtige wäre. Die russischen Soldaten müssten nicht für einen sinnlosen Krieg sterben. Die Ukrainerinnen und Ukrainer müssten nicht so viel Leid erfahren. Es fehlt schlicht und einfach an glaubwürdigen und auch leidenschaftlichen Vermittlungsversuchen der UNO, unabhängiger Staaten, es fehlt eine Aktion neutraler Länder.

Noch vor einem guten Jahr fand in Genf das letzte Treffen zwischen Putin und Biden statt. Es ist der Schweiz unbenommen, jetzt als neues Mitglied des UNO-Sicherheitsrates, im neuen Jahr eine entsprechende Initiative zu starten, andere Länder dabei zu gewinnen versuchen. Der Bundespräsident 2023, der Freiburger Alain Berset, hat die notwendige internationale Reputation dazu, auch wenn ihn das Parlament bei der Wahl zum Bundespräsidenten abstrafte.

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1 Kommentar

  1. Weiss Gott, Sie und andere, auch ich, haben in den letzten 22 Monaten viel über diesen Krieg Russlands gegen die Ukraine geschrieben, gelesen und am Fernsehen mitverfolgt. Ja, sogar an Weihnachten lässt Putin seine Muskeln spielen und zerstört noch mehr Häuser, Infrastruktur und Menschenleben bei seinem «Brudervolk», das er vor seinen imaginären Feinden aus dem Westen retten will und seinen Wunsch als Übervater des alten, neuen Russlands zu verwirklichen.

    Zu Beginn des Angriffskrieges, als die Bilder und Einblicke vor Ort noch frisch und neu waren, ist mir eine Aussage einer alten Ukrainerin, mit gefurchtem Gesicht und Händen in Erinnerung geblieben. Sie stand vor ihrem zerbombten Haus und sagte in die Kamera eines deutschen TV-Senders: «Putin ist kein Christ, er ist der Teufel, er soll zur Hölle fahren». Dem kann ich mich nur anschliessen und hoffen, dass die Schweiz mit ihrer Mitgliedschaft im UNO-Sicherheitsrat und in den Vereinten Nationen, mit mutigen Schritten dazu beiträgt, der Würde und Selbstbestimmung aller Nationen zu ihrem Recht zu verhelfen und die echten Demokratien dieser Welt zu stärken.

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