StartseiteMagazinGesellschaftKarikaturen und Cartoons 2022

Karikaturen und Cartoons 2022

Das Museum für Kommunikation in Bern zeigt noch bis am 26. Februar 2023 die besten Schweizer Pressezeichnungen des Jahres 2022. Es dominieren Krisenthemen aus dem In- und Ausland.

Corona und kein Ende, der Ukraine-Krieg, das sich erwärmende globale Klima, eine mögliche Strommangellage, die Fussball-WM in Katar, die Bundesratswahl…. grosse Themen hatten die Schweiz auch 2022 medial im Griff. Ob so viel Leid, Ungerechtigkeit und Herausforderungen könnte der Humor in die Krise kommen. Doch dem ist glücklicherweise nicht so. Trump, Putin, Berset, Amherd und Rösti beleben ungewollt die gezeichnete Ironie.

Geballter Humor in Form von Pressezeichnungen sind ideale Katalysatoren, um ein Krisenjahr abzuschliessen. Mit der Ausstellung «Gezeichnet 22» bietet das Museum für Kommunikation (mfk) in Bern diese Möglichkeit. Gezeigt werden die besten Schweizer Karikaturen und Cartoons der letzten zwölf Monate. Ausgestellt sind 200 Werke von 50 Zeichnerinnen und Zeichnern.

Andreas Ackermanns zynischer Ausblick auf die Auswirkungen der Erderwärmung.

Unter einer Karikatur versteht man ein gezeichnetes Scherz- oder Witzbild, das einen Menschen oder ein Ereignis komisch überzeichnet und verfremdet. Cartoons sind Karikaturen mit einer Sprech- oder Gedankenblase und einer Pointe. In Zeitschriften sowie Zeitungen werden beide Formen verwendet. Die Satire übt Kritik und prangert Zustände an, gibt diese der Lächerlichkeit preis und geisselt sie mit scharfem Witz.

In der Berner Ausstellung sind alle grossen Themen des Jahres 2022 vertreten: Aus dem Klimawandel ist ein Klimanotfall geworden. Russland führt gegen die Ukraine einen rücksichtslosen Angriffskrieg. Unsere Energieversorgung ist krisenanfällig, Notfallpläne werden erstellt. Die Wirtschaft schwächelt, und die Pandemie bedroht weiterhin Risikopersonen. In einer Zeit, in der unser Wohlstand gefährdet ist und wir uns auf unberechenbare Situationen einstellen müssen, ist Humor wichtiger denn je. Humor hilft, Distanz zu unangenehmen Ereignissen zu gewinnen. Humor sorgt für eine Atempause, in der nachdenken erlaubt ist.

Frauen als Verliererinnen der AHV-Abstimmung, gezeichnet von Patrick Chappatte.

Die Zeichnung von Caro Rutz (Bieler Tagblatt) thematisiert den akuten Lehrermangel: Ein Greis steht vor der Klasse, den Rollator neben sich geparkt. Auf die Wandtafel gekritzelt hat er die Frage: «Wer will später einmal Lehrer werden?» Die Schülerinnen und Schüler grinsen und antworten spöttisch mit «Herk», «Hiii» sowie «Haaa».

Das Werk von Silvan Wegmann (Handelszeitung) kombiniert die Männerkandidatur von Ständerat Jositsch für den Bundesrat mit der Unsitte von Umweltaktivisten, sich in Museen an Bilder und Wände zu kleben. Auf der Karikatur hat Daniel Jositsch seine Hand an eine Tür geklebt, auf der «Bundesratszimmer» steht

Verteidigungsministerin Viola Amherd im neuen Kampfjet, gezeichnet von Felix Schaad.

Auf der Zeichnung von Gilbert Kammermann (Bote der Urschweiz) wird Privatpilot Alain Berset von einem französischen Abfangjäger vom Himmel geholt. Der Bundesrat erhält vom Militärpiloten einen Gutschein für einen Geografiekurs.

Orlando (Der Bund) sieht das SP-Führungsduo Mattea Meyer und Cédric Wermuth auf einem sinkenden Ruderboot. Sieh halten eine Tafel hoch, auf der trotzig geschrieben steht: «Wir sind auf Kurs».

Neo-Bundesrat Albert Rösti sitzt in einem Tattoo-Studio. Sein Oberkörper und seine Arme sind voll mit Hinweisen auf seine früheren Verbandsmandate: «Auto Schweiz, Wasserwirtschaft, Altersheime, Freiberger» lauten einige der Begriffe, gezeichnet von Felix Schaad (Tagesanzeiger). Der Tätowierer entschuldigt sich: «Sorry Albert, aber für <Bundesrat> hats keinen Platz mehr».

Auf die Stromsparzwänge nimmt Etschgi Sorg (Freiämter Regionalzeitungen) Bezug, wenn sie eine Szene aus dem Silvesterfilm «Dinner for one» zeichnet. Miss Sophie lässt Butler James wissen: «Uff, ich dachte das Dinner sei abgesagt».

Das Hirn in Putins Schädel, nach den Vorstellungen von Caro Rutz.

In der Ausstellung vertreten sind auch zahlreiche Karikaturen und Cartoons mit internationalem Bezug. Peter Schrank (encompas) hat den ukrainischen Präsidenten Selenski mit Zigarre und den russischen Präsidenten mit einer Hakenkreuz-Armbinde gezeichnet.

Von Christoph Biedermann (Nebelspalter) stammt eine Zeichnung mit Neo-King Charles, der das Erbe der Queen, neun Hunde, spazieren führt.

Mehrere Karikaturen nehmen die Fussball-WM in Katar aufs Korn. Auf der Zeichnung von Max Spring (Berner Zeitung) tanzen Ölscheiche und Schweizer um einen goldenen Pokal. Auf den zweiten Blick erkennt man unter dem Teppich Hände sowie Füsse von Sklavenarbeitern, welche die luxuriösen Stadien bauten.

Die Fussball-WM bot auch für Alex Balléman, Karikaturist der Freiburger Zeitung «La Liberté», Stoff für eine Karikatur.

Die meisten der 200 Zeichnungen der Berner Ausstellung sind originell und dokumentieren die Vielfalt der Schweizer Satire. Doch die Situation der Karikaturistinnen und Karikaturisten hierzulande ist ungemütlich. Darauf wird im Editorial der Begleitpublikation hingewiesen. Aufgrund von Spardruck oder redaktioneller Leitplanken verlieren immer wieder Zeichnerinnen und Zeichner ihre Aufträge. Ohne Journalismus aber sei die Demokratie gefährdet, schreiben die Herausgeber und hoffen, dass die gezeichnete Satire in der Schweiz nicht untergeht.

Die 108seitige Begleitpublikation «Gezeichnet 2022» steht unter dem Patronat des Satireportals «Die Petarde». An der Vernissage am 15. Dezember 2022 waren Bundesrätin Viola Amherd und Nationalrätin Flavia Wasserfallen zu Gast bei SRF-Moderator Sandro Brotz

Titelbild: Blick in den Ausstellungssaal im 2. Untergeschoss des Museums für Kommunikation. Foto PS.

LINK Museum für Kommunikation Bern

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