StartseiteMagazinKolumnenSchweizer Klöster und ihre Herausforderungen

Schweizer Klöster und ihre Herausforderungen

Weltweit haben die Klöster eine reichhaltige Geschichte. Das Leben in Abgeschiedenheit und Askese ist deutlich älter als das Christentum. Schon seit Jahrtausenden gab es Menschen, die das Bedürfnis hatten, sich von der Welt loszusagen. Einige von ihnen gründeten christliche Orden für Mönche oder Nonnen, die die abendländische Kultur und Gesellschaft nachhaltig prägten.

Ältere Generationen sind sich nach wie vor bewusst, dass es noch vor wenigen Jahrzehnten in mehr oder weniger jeder Kommune suchende Menschen gab, welche der profanen Welt freiwillig den Rücken kehrten, um ein Leben in irgendeiner Klostergemeinschaft zu führen. Vorwiegend in katholischen Regionen wählten in jeder Generation Personen beider Geschlechter, den Weg in irgendeine Klostergemeinschaft. Die Zeit ändert sich und mit ihr auch Traditionen der Vergangenheit. Immer mehr spürt man inzwischen in der Gesellschaft der globalen Welt die Entkonfessionalisierung des politisch-sozialen Lebens.

Diese unumstössliche Tatsache ist mit ein Grund, dass sich die religiösen Gemeinschaften in einer Krise befinden. Immer mehr Klöster – auch in der Schweiz – stehen leer, und die Zahl der Ordensmitglieder nimmt drastisch ab. Zunehmend werden klösterliche Liegenschaften umgenutzt. Es ist zwingend, die Situation der heutigen Klosterlandschaft aus verschiedenen Perspektiven und im Licht der aktuellen Entwicklung zu betrachten.

Kloster Engelberg als Beispiel

Antonius gilt als Begründer des abendländischen Mönchtums. Einen weiteren Entwicklungsschub nahm das mönchische Leben zwei Jahrhunderte später unter Benedikt von Nursia (um 480-547), der bis heute als «Vater des abendländischen Mönchtums» gilt. Benedikt – der zunächst ebenfalls als Einsiedler gelebt hatte – gründete 529 ein Kloster auf dem Berg Montecassino südöstlich von Rom. Für dieses Kloster verfasste er seine Ordensregeln, die unter dem Schlagwort «Ora et labora» zur Grundlage zahlreicher Gemeinschaften wurden und bis heute Anwendung finden. Eines der beeindruckenden Benediktinerstätte ist das Kloster Engelberg, in dem die klösterliche Gastfreundschaft immer noch einmalig und erlebnisreich ist. Ja, vor über 900 Jahren – 1120 – wurde das Kloster Engelberg gegründet und hat die Entwicklung der Gemeinde zum heute international bekannten Tourismusort wesentlich mitgeprägt. Aufgrund der kooperativen Kontakte zwischen Kloster und Dorf erwuchsen die Tätigkeiten der Mönche weitgehend aus den Bedürfnissen des Ortes.

Das Kloster Engelberg hat mit der Zeit-Entwicklung Schritt gehalten und zeigt auf, wie klösterliche Herausforderungen der Gegenwart angegangen werden können. Die Bildung junger Menschen gehört seit den Anfängen zum benediktinischen Mönchtum. Brauchte doch schon der heilige Benedikt (480–547) für das Kloster das Bild der Schule. Im Prolog der von ihm verfassten Regel hält er fest: «Wir wollen also eine Schule für den Dienst des Herrn einrichten.» Mit diesem einen Satz sagt Benedikt von Nursia, dass das lebenslange Lernen in der Nachfolge Christi im Mittelpunkt des benediktinischen Mönchtums steht. Somit geht ein Mönch unter Regel und Abt bei Jesus Christus ein Leben lang zur Schule und lernt so, gemäss dem Evangelium zu leben.

Es versteht sich, dass das Kloster Engelberg einerseits als Trägerschaft der «Stiftschule Engelberg» den Beweis erbringt, dass sich ein Kloster auch den aktuellen Herausforderungen stellt. Die Stiftsschule ist ein privates Gymnasium. Dessen Ziel ist die unterstützende und fördernde Begleitung von Schülerinnen und Schüler auf ihrem Weg zur Matura (Hochschulreife), als selbständige und verantwortungsbewusste junge Menschen. Als kantonal und eidgenössisch anerkannte Maturitätsschule bietet sie sowohl das Langzeitgymnasium über sechs Jahre als auch das Kurzzeitgymnasium über vier Jahre an. Als Tagesschule fördert sie Individualität und Gemeinschaft. Die Stiftsschule wird als Externat und Internat (für Mädchen und Knaben) geführt.

Das Kloster Engelberg bietet anderseits auch die Stille und die klösterliche Atmosphäre für eine intensive Zeit der Erholung und der Begegnung mit sich selbst. Auszeit und Tage der Erholung im Kloster Engelberg, das heisst die Seele baumeln lassen und die Möglichkeit zusammen mit den Mönchen eine neue Welt zu entdecken, ist einmalig und in jeder Hinsicht ein Erlebnis. Prior Pater Guido, Schulpastoral, Theologe und Priester bringt es treffend auf den Punkt: «Unser Betrieb funktioniert noch jetzt sehr gut, da haben wir viel Energie hineingesteckt. Es geht darum, das was uns ausmacht, zu stärken.» Im Kloster findet man in der Tat Ruhe, inneren Frieden, neue Orientierung in Lebensfragen und neue Kraft für die anstehenden Herausforderungen. Es beflügelt allemal Seele und Geist! Zieleführende Gespräche mit den Mönchen über universelle und irdische Götter zeigen in jeder Hinsicht die richtigen Wege auf.

Redimensionierung und Neuausrichtung

Die Frage der Zukunft von Orden und Gemeinschaften ist aktueller denn je. Es geht dabei auch um die künftige Nutzung der Klostergebäude. Wir stellten Prof. Dr. Markus Ries von der «Theologische Fakultät / Kirchengeschichte», von der Universität Luzern, Fragen zu den aktuellen Herausforderungen und entsprechenden Lösungsfindungen. Zusammenfassend hält Ries fest: «Aktuell steht die Schweizer «Klosterlandschaft» in einem Prozess der Redimensionierung und der Neuausrichtung. Der Kirche sind bedeutende Aufgaben gestellt: Wir sind dazu herausgefordert, den Prozess aktiv zu gestalten und klösterliche Lebensformen für die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts wirksam werden zu lassen. Wir sind dafür verantwortlich, dass die Verringerung der Anzahl Gemeinschaften und ihre Neuausrichtung nach religiösen Gesichtspunkten erfolgt – und nicht primär nach solchen der Raumplanung, der Vermögensverwaltung oder der Denkmalpflege. Dafür ist entschiedene und prophetisch inspirierte Einflussnahme notwendig. Auch für unsere Klöster gilt: Die Kirche sucht einen Weg in die Zukunft, welcher direkt vom Evangelium bestimmt ist; sie akzeptiert Veränderungen der sozialen Umwelt, nimmt sie aber nicht einfach schicksalsergeben hin.»

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3 Kommentare

  1. Der letzte Satz der Aussage von Herrn Ries gibt mir sehr zu denken. Die Suche nach dem Weg in die Zukunft der Kirche und Klöster müsse «direkt vom Evangelium abhängen und, man akzeptiere Veränderungen der sozialen Umwelt, ohne sie schicksalsergeben hinzunehmen». Was heisst das im Klartext? Für mich heisst das vor allem geng wie geng und minimale Zugeständnisse nur auf Druck von aussen.
    Um in der Institution Kirche effektiv etwas verändern zu können, müssten sich die Grundlagen ändern. Die Bibel und die vier Evangelien des Neuen Testaments bauen auf dem Wissen und den Glaubenssätzen der Gründungszeit des Christentums auf, also vor über 2000 Jahren. Zudem wurde die Bibel vor allem aus dem Werteverständnis und der Sicht von Männern niedergeschrieben, wie übrigens bei allen Religionen.
    Die Frauen hatten und haben bis heute nicht die gleichen Rechte in der Kirche. Wie kann man diesen grundlegenden Faktor ausser Acht lassen, wenn man obigen Satz von Professor Ries ernst nimmt. Das finde ich so typisch für die arrogante Haltung und dem Selbstverständnis der Kirche, welcher Couleur auch immer: Machterhalt um jeden Preis und vor allem zu den alten Bedingungen, eigentlich soll doch alles so bleiben wie es ist. Aber der Zeitgeist fordert seinen Tribut und die Menschen sind gebildeter und offener, als damals, die Frauen übrigens auch und sie wehren sich vehement gegen Ausgrenzung und Diskriminierung.

    Predigten, vielerorts noch von der Kanzel herab, sind schon lange nicht mehr zeitgemäss, die Geschlechter- und Glaubensunterschiede sind es schon gar nicht. Meiner Meinung nach braucht es die Institution Kirche in der jetzigen Form nicht mehr. Mit all ihren Widersprüchen und Altlasten ist sie einer Neuausrichtung menschlichen Zusammenlebens und der über Jahrhunderte neu gewonnener Erkenntnisse, nicht förderlich. Die Kirche, mitsamt ihrer Heuchelei und ihrer Hirarchie sollte ersetzt werden durch selbstverwaltete und selbstorganisierte Foren, ähnlich dem Forum Romanum im alten Rom, wo Menschen gleich welchen Glaubens oder Herkunft, sich treffen und austauschen können und wo Themen wie Liebe, Menschlichkeit, Freiheit, Gesellschaft und Frieden ernsthaft diskutiert werden. Kirchen und Klöster und ihre wertvollen Immobilien und prachtvollen Gärten, könnten zu diesem Zweck unentgeltliche und angstfreie Treffpunkte sein, für alle zugänglich und ohne einengende Doktrin.

  2. Geschätzte Frau Regula Mosimann:

    Im seniorweb vertreten die Kolumnisten seit Jahren in jeder Hinsicht die Gleichstellung von Frau und Mann. Auch hinsichtlich der Forderung, dass auch die Frauen in «Sakramentalen Ämtern oder im Priesteramt» zwingend gleiche Recht haben sollten. Hier die Kolumne vom 20.12.2021 als Erinnerung und Ergänzung:

    https://seniorweb.ch/2021/12/20/frauen-in-sakramentalen-aemtern-oder-im-priesteramt/

    Unsere Botschaft war klar und deutlich; nur zwei Zitate aus der Kolumne:

    «Die Frage nach einem gleichberechtigten Zugang von Frauen zu allen kirchlichen Ämtern lässt sich nicht mehr aus der römisch-katholischen Welt verdrängen. Ihre positive Beantwortung angesichts der Zeichen der Zeit wird immer dringlicher. Dafür gibt es ernstzunehmende Indizien. Erfreulich ist, dass einmal mehr der Mut der Frauen den Weg in die Zukunft weist.»

    «Die Kirchenfürsten aller Ebenen – vom Papst bis zu allen Bischöfen auf der globalen Welt – müssten im 21. Jahrhundert bei Gott zur Erkenntnis und Einsicht kommen, dass auch Frauen das Priesteramt, oder neue gleichgestellte Weiheämter von Frauen und Männern ausüben können und so auch den grossen Schatz der Sakramentalität in der katholischen Kirche bewahren können. In diesem Sinne ist zu hoffen, dass auch in der Schweiz noch viel mehr Menschen am weltweiten synodalen Prozess mitmachen, ihre Meinungen trotz abgelaufenen Befragungstools den Bischöfen mitteilen und sich den Reformbewegungen anschliessen.»

    • Geschätzter Herr Weissen,
      Mein Kommentar und die Kritik richtet sich an die Institution Kirche im Allgemeinen. Sicher gibt es heutzutage Bestrebungen der Bischöfe der katholischen Kirche, den Gedanken der Einbindung der Frauen auf allen Stufen der Kirchenarbeit voranzutreiben. Es bleiben bislang Lippenbekenntnisse. Zu stark sind immer noch die über Jahrhunderte erlangten Machtstrukturen und Privilegien der Kirchenmänner, allen voran des Papstes und des überaus einflussreichen und materiell bestens ausgestatteten Vatikans. Vatikanstadt ist m.E. nichts anderes als eine Firma, die unter dem Deckmantel der Religion ihre materiellen und immateriellen Werte bewirtschaftet und aufrechterhält.

      Alle heute noch bestehenden Religionen wurden von Männern auf den Weg gebracht und sie haben auch die Regel aufgestellt, dass einzig der Mann und seine Ansichten zählen und, dass die Frauen als Vorbild und Entscheidungsträgerinnen in der Kirche aussenvor zu lassen sind. Warum ist das bis heute so, einige Ausnahmen ausgeschlossen? Himmel Herrgott, es sind über 2000 Jahre her, in den vergangenen Jahrunderten hätten sich die Männer einmal überlegen können, die andere Hälfte der Menschheit, die Frauen, gleichwertig zu behandeln, gemäss der Botschaft Jesus, alle sind vor Gott gleich.

      Die römisch-katholische Kirche, der extrem-radikale Islam und andere konservative Glaubensgemeinschaften, haben in den vergangenen Jahrhunderten alles getan, um das matriarchale Gedankengut zu unterdrücken und aus den Religionen zu verbannen. Ich möchte gerne einmal in den Bibliotheken des Vatikans Mäuschen sein und all die geheimen Dokumente entdecken, die das alte Wissen der weisen Frauen, die vor der Christianisierung entstanden sind und die der Vatikan noch immer unter dem Deckel des Schweigens hält. Einiges, z.B. die Pflanzenheilkunde hat u.a. mit den Schriften der mutigen und charismatischen Hildegard von Bingen bis heute überlebt und wird seither fleissig durch gewichtige Konzerne der Pharmaindustrie weltweit vermarktet.
      Oder denken wir an die Verteufelung alles Weiblichen, die ihren Höhepunkt im Mittelalter hatte und noch bis ins 18. Jahrhundert reichte, als die Inquisition im Namen der katholischen Kirche mit äusserst grausamen Folterungen und Verbrennungen sogenannter Ketzer und Hexen, Zehntausende Frauen in Europa auf dem Scheiterhaufen ihr Leben lassen mussten. Es ist die Arroganz und die Negation des Unrechts einer herrschenden Kirchenelite, die im Kern bis heute weiter besteht.
      Die katholische Kirche schützt auch immer noch die ihnen anvertrauten Schutzbefohlenen zu wenig vor psychischen und sexuellen Übergriffen und bestraft die Täter nur sehr zögerlich. Noch nimmt sie klar Stellung zur zunehmenden Gewalt an Frauen. Die Statistik in der Schweiz besagt, alle 14 Tage begeht ein Partner oder Ex-Partner einen Mord an einer Frau (Femizid), nur weil sie eine Frau ist. Auch hat die häusliche Gewalt seit der Pandemie stark zugenommen, auch die Gewalt an Kindern. Inzwischen gibt es im Internet Foren wo sich Männer nur aus einem Grund vernetzen, sie wollen die Herrschaft mit allen Mitteln über die Frauen. Wo sind hier die Kirche und ihre Vertreter und ihr Glaube an Gottes- und Menschenliebe und der Schutz, der immer wieder versprochen wird?

      Die Botschaft Jesus wurde aus meiner Sicht längst aus den Augen verloren. Die Kirche ist mit den Mächtigen und Reichen in einem Boot (siehe Russland). Wie sehr die Kirche in ihrer historischen und ideologischen Meinung festgefahren ist, bestätigen die Reaktionen der Kirchenverantwortlichen, wenn liberale Neuerungen von aussen eingefordert werden.
      Ohne eine grundlegende Reform der Institution Kirche und der Religionen überhaupt und ohne ein Umdenken in den Köpfen vor allem der Männer, besonders auch in der Schweiz, wird sich in den nächsten 100 Jahren nicht viel verändern, für die Frauen schon gar nicht. Im Gegenteil, wir müssen aufpassen, dass uns die Demokratie nicht abhandenkommt.

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