FrontKulturEin Kopfdrehen - es ist windstill

Ein Kopfdrehen – es ist windstill

Vier eigenständige Künstlerinnen stellen zurzeit in der Galerie Stans NW aus.

Der Gastkurator Jos Näpflin zeigt Maya Bringolf, Renata Bünter, Federica Gärtner und Annemarie von Matt. Vier eigenständige künstlerische Werke lassen sich durch ihre Gegenüberstellung und Durchdringung in den Räumen anders wahrnehmen.


Maya Bringolf, Skeleton, 2021, geschmolzene Monoblockstühle

Schon das Werk von Maya Bringolf vor dem Haus verblüfft. Ausrangierte Büromöbel, ineinander verschmelzt, zeigen die Vorgehensweise. Der Umgang der Künstlerin mit dem Material ist gnadenlos.

Mit Feuer rückt sie den Drehstühlen auf die Polster und raubt ihnen mit Lüftungsrohren, die sie durchdringen, ihre Funktionalität. Kunststoffgartenstühle verschmelzen zu monströsen Gebilden. Auch ihre zarten Aquarelle versieht sie mit schwarzen Löchern und spielt mit Schönheit und Schrecken.


Maya Bringolf, ohne Titel, 2022, Aquarell, hochpigmentierte Acrylfarbe

Renata Bünters fragile Objekte zeugen von Verletzlichkeit. Ihre Materialien sind unspektakulär. Was sie daraus arrangiert, behauptet sich souverän im Raum. Eine Installation aus roten Stäben verbindet die Stockwerke der Galerie. Feine Zeichnungen und kurze Notizen, mit der Schreibmaschine eingeprägt, geben Einblicke in das Denken der Künstlerin.


Renata Bünter, Stäbe 2020, 116 Holz-Stäbe, Gips, Farbe, Höhe 500 cm

Federica Gärtners Objekte und Zeichnungen zeigen eine Welt in Auflösung. Ein Video ist durch die Projektion auf eine Milchglasscheibe verfremdet. Fotografien eines Menschen mit Lot am Meeresstrand flankieren einen Behälter mit schwarzem Wasser. Symmetrien und geometrische Raster halten Federica Gärtners virtuos gezeichnete Szenerien in einem prekären Gleichgewicht.


Federica Gärtner, Skop 2022, Holz, Metall, Glas, Stoff, Video, Loop

Der Beitrag zu Annemarie von Matt in zwei Wandkästen der historischen Räume zeigt eine andere Sicht auf einzelne Arbeiten, z.B. auf die gesammelten Bleistiftstummel, die ‘Abgeschriebenen’, und auf die leeren Notizzettel aus ihrem Nachlass,  zu denen sie 1948 an Josef Vital Kopp schrieb: «Das scheinbar leere Blatt nebenan wäre von Dir hochzuverehren, es trägt aufgezeichnet meine geheimen Attribute und alle Tribute zu Dir.»


Renata Bünter, Looping, 2001, Plastikring, Packpapier, Schnur

Die Ausstellung in der Galerie Stans löst ein, was der Kurator Jos Näpflin so zusammenfasst: «Vier Frauen in unterschiedlichem Alter. Alle zeichnen und/oder malen – aber alle haben auch ein eigenwilliges plastisches Werk.»

Eine der sechs jährlichen Ausstellungen wird vom Team der Galerie Stans an ein Gastkuratorium vergeben. 2023 ist es Jos Näpflin. Der gebürtige Nidwaldner lebt seit Jahrzehnten in Zürich und ist ein aufmerksamer Beobachter des Kunstgeschehens.


Annemarie von Matt-Sappho, 1941

Zur Ausstellung in der Galerie Stans äussert er sich wie folgt: «Die vier Künstlerinnen haben je ein eigenständiges Werk, das aber bestens zusammenpasst. Durch die direkte Konfrontation wird es erweitert und kann anders gesehen und gelesen werden. Es werden nicht vier Einzelausstellungen gezeigt. Die Arbeiten überlappen sich in der Präsentation.»

Fotos: Josef Ritler

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