Das Theater Kanton Zürich inszeniert Neil LaButes Monolog «Eine Art Liebeserklärung» auf seiner Heimbühne in Winterthur-Grüze als Schweizer Erstaufführung. Schauspielerin Katharina von Bock meistert den Balanceakt um eine Lüge grandios.
Faye, eine glücklich mit Eric verheiratete Mittvierzigerin, ist gefangen in ihren Erinnerungen. Als Lehrerin aus Leidenschaft verliebte sie sich vor Jahren in ihren Schüler Tommy und begann eine Affäre mit dem jungen Schwarzen. Obwohl sie wusste, wie fahrlässig ihr Verhalten war, geriet sie immer tiefer in den Strudel eines haltlosen Begehrens. Dann stellte sich eine Schwangerschaft ein, die mit Eric nicht möglich war.
Der amerikanische Dramatiker Neil LaBute ist bekannt für seine beunruhigenden Darstellungen von menschlichen Beziehungen. In «Eine Art Liebeserklärung» (2016 in New York uraufgeführt) zeichnet er das Porträt einer scheinbar rationalen Frau, die brutal von ihrer Vergangenheit eingeholt wird. Die Schauspielerin Katharina von Bock in der Rolle Fayes bewältigt am Premierenabend in Winterthur den von Regisseurin Johanna Böckli inszenierten Monolog mit seinen Schattierungen mühelos.
Am Anfang steht die Schülerfrage «Wieviel wiegt eine Lüge?», worauf Faye keine Antwort weiss, schildert die nach aussen hin glückliche Ehe mit Eric, regt sich am Wort “N” auf. Dann kommen die Erinnerungen an den Seitensprung hoch. Ohne Reue beschreibt sie detailliert die ersten Berührungen mit Tommy im Lehrerzimmer und folgend die sexuelle Erfüllung, die sie mit ihm fand und die ihr in ihrer Ehe nicht zuteil war.
Fayes Lüge hat ihren Preis
Fayes Seitensprung bleibt äusserlich folgenlos. Ihre Ehe mit Eric ist nach wie vor fassadenhaft glücklich, ja Eric vergöttert nach Strich und Faden das Kind, und Faye beruhigt ihr Gewissen mit der heimlichen Unterstützung von Tommys beruflichem und gesellschaftlichem Aufstieg. Jetzt ist die Tochter ein Teenager, die die Mutter ablehnt. Noch einmal begegnet Faye Tommy mit seiner Freundin im Park, der ihr seine rückhaltlose Liebe gesteht. Fayes Lüge hat ihren Preis, beziehungsweise Gewicht: 2800 Gramm. Soviel wog ihre Tochter bei der Geburt.

Katharina von Bock in modischem Hosenkleid meistert die intimen Erinnerungen, gespielt auf einer karg möblierten Bühne, sehr zurückhaltend, als führe sie lediglich ein Selbstgespräch, verzichtet auf eine voyeuristische Darstellung ihres Doppellebens. Scham und Schuldgefühle sind nur schwer auszumachen, trotzdem verleiht sie mit ihrem nüchternen Auftritt der Figur Faye eine beachtliche Tiefenschärfe. Dafür gabs am Premierenabend viel Applaus.
Weitere Spieldaten: 11. März, 2. April