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Gartenträume jetzt pflanzen

Vor Kurzem wurde im Kunsthaus Zürich eine Ausstellung unter dem Titel «Traumgärten» eröffnet. Nur: Von Blütenfülle und grünen Installationen war nichts zu sehen. Die beiden Künstler, Alberto Giacometti und Salvador Dali, sind auch nicht eben für ihre grünen Daumen bekannt.

Giacomettis «Traumgarten» ist eine weisse Bodenplatte, auf der geometrische, abstrakte Körper in die Höhe wachsen. Das Werk gab es bis vor kurzem nur in Modellform und als Skizze. Für die Ausstellung im Kunsthaus Zürich wurde es erstmals in Originalgrösse, allerdings nicht in Stein sondern in Gips gestaltet. Dass der Entwurf, der Auftrag eines französischen Mäzen, nie realisiert wurde, verwundert Gartenbegeisterte nicht. Es ist ein Konstrukt, in klarer Formsprache zwar, aber doch mehr Objekt als organische Gestaltung eines Gartenraums.

Dalis Gartentraum ist noch viel weniger präsent. Ein Frau mir Rosenkopf ist da bereits das höchste der Gefühle, wenn man auch in weiteren Bildern durchaus surrealistische Ansätze einer Gartengestaltung erkennen kann.

Steingärten sind meist unkrautfrei – Ausnahmen bestätigen nur die Regel! – , pflegeleicht und todlangweilig.

Wer aber länger nachdenkt über Giacomettis Konstruktionen und Dalis Fantasien, dem fallen bald mal die vor etwa zwei Jahrzehnten in Mode gekommenen Steingärten ein, die von Immobilienbesitzern als pflegeleicht und doch repräsentativ angepriesen werden: Auf einer dicken Kunststofffolie am Boden, die das Unkraut abhalten soll, wird grober Schotter aufgetragen, vielleicht mal ergänzt durch einen kleinen Monolithen und, wenns hoch kommt, dekoriert mit einer Zwergkonifere. Da wächst nicht nur kein Grashalm, da kriecht auch keine Schnecke, da summt keine Biene, da geschieht gar nichts. Da fehlt allerdings auch die Dynamik von Giacomettis Entwurf, da ist einfach nur totes Design. Sterile Gärten können allerdings auch grün sein: Rasen, Kirschlorbeerhecke, vielleicht irgendwo eine Hortensie, ein Rasenroboter, fertig. Klar, funktional und todlangweilig.

Naturgärten brauchen Platz

Das Gegenstück zu dieser «Gartenarchitektur» ist der Naturgarten, in dem alle Pflanzen so wachsen und sich ausbreiten, wie es ihnen gefällt. Was auf den ersten Blick als grüne Idylle erscheint, kann allerdings bald zu einem Problem werden. Wenn stark wuchernde Pflanzen, wilde Brombeeren zum Beispiel, so überhand nehmen, dass das grüne Paradies zu einer Dornröschenhecke zu verkommen droht oder sich über alle Grenzen hinwegsetzt und beginnt, die Nachbarschaft zu erobern.

Brennnesseln bieten vielen Insekten Nahrung und sollen, jung geerntet, auf für uns gesund sein. Nur breiten sie sich, wenn man sie lässt, ziemlich unbescheiden aus.

Brennnesseln, in einer Gartenecke angesiedelt, weil sie unbestritten nützlich und naturnah sind, breitem sich ohne energische Eingriffe bald mehr und mehr aus. Wenn dann noch alles, was unter dem Oberbegriff Unkraut, das heute korrekt nur noch «Beikraut» genannt werden soll, sich fröhlich versamt oder anderweitig vermehrt, verkommt der Garten ganz schnell zu einem Apfel. Einem Zankapfel mit den Nachbarn, die nur noch fliegende Unkrautsamen, sich über ihren Rasen schlängelnde Brombeertriebe und Schädlingsinvasionen sehen.

Naturnah ist eine gute Idee

Da hilft dann nur noch eine grosse Gartenschere, ein Spaten und die Erkenntnis, dass Wildwuchs und Garten ein Paar sind, das, zumindest in dicht besiedeltem Gebiet, nicht so recht zusammenpassen will. Wer aber auf chemische Schädlingsbekämpfung und Kunstdünger verzichtet, in einer Gartenecke vielleicht einen Asthaufen anlegt, Gehölze pflanzt, die Tieren Schutz und Nahrung bietet, nicht ganz so ordentlich aufräumt wie im heimischen Wohnzimmer, der kann sich immerhin trösten, dass er vielleicht kein Biotop im engsten Sinne, aber doch einen naturnahen Garten hat.

Ein Bauerngarten ist bunt gemischt und deshalb so richtig naturnah.

Auch der braucht Platz, je nach Definition auch etwas mehr, als in einem kleinen Reihenhaus- Garten zur Verfügung steht. Ausladende Sträucher und Bäume, die Vögeln als Nistplätze und Insekten als Rückzugsorte dienen, sind nicht überall zu realisieren. Aber «Futterpflanzen» von der frühen Kornelkirsche bis zu Holunder, Liguster und Efeu, und Blumen von Frühjahr bis Herbst sind auch in kleinen Gärten möglich. Und der Verzicht auf exklusive Pflanzen, die zwar Blickfang, aber nicht sehr ökologisch sind, sollte mit dem Hinweis, dass bewährtes einheimisches Gewächs ohne viel Pflege, Dünger und Spritzmittel gedeiht, leichter fallen, ohne dass gerade von einem Bauerngarten gesprochen wird. Was übrigens eine sehr interessante, über Jahrhunderte gewachsene Gartentradition ist.

Vieles lässt sich mit etwas Phantasie auch im kleinen Garten realisieren. Eine Eibe als Sichtschutz, eine Heckenrose, die von Bienen und später, wenn die Hagebutten reif sind, von vielen Vögeln sehr geschätzt wird, eine von wildem Wein begrünte Mauer nimmt nicht viel Platz ein und bringt Leben in den Garten.

Natur auf dem Balkon

Und was ist mit all den grünen Däumlingen, die statt eines Gartens nur einen Balkon haben? Auch hier kann mit wenig Aufwand einigermassen naturnah gegärtnert werden. In Balkonkistchen können Gewürz- und Duftpflanzen gezogen werden. Warum nicht mal Ananassalbei versuchen oder eine Pfefferminze, die nach Schokolade riecht, oder eine kleinblütige Duftgeranie, die wahlweise nach Zitrone, Zimt oder Muskat duftet? Sie gefallen nicht nur menschlichen Nasen, auch Bienen und Hummeln werden magisch angezogen.

In grösseren Töpfen wachsen Kletterpflanzen wie Geissblatt (Lonicera henryi), Glockenrebe (Cobaea scandens) oder Clematis, die von Insekten umschwärmt werden. Und wer nebst Naturnähe noch gerne einen Naschgarten hätte, zieht Datteltomätchen oder kleine Gurken an oder pflanzt Walderdbeeren, Zuckermelonen oder Pflücksalat.

Es ist gar nicht so schwer, seinen Garten nach ökologischen Grundsätzen zu gestalten. Und das Wissen, dass nicht nur wir Menschen, sondern alles was um uns herum fliegt und summt und brummt, ja und auch kriecht – hallo Schnecken, ihr seid da nicht gemeint! – unseren Traumgarten geniessen, gibt doch ein gutes Gefühl!

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1 Kommentar

  1. Ach ja, die Kunst und die Natur, da bin ich manchmal sprachlos und verstehe nur Bahnhof. Aber zum Glück, die Natur lässt uns (noch) nicht im Stich und der Frühling ist auch dieses Jahr wieder gekommen. Alles spriesst, alles wird wieder farbig und tut der Seele einfach nur gut.
    Als «grüne Däumeline» habe ich längst angefangen, meine Balkonkistchen zu verschönern; die Winterpflanzen haben ihren Dienst getan und werden durch farbige Übergangsblumen wie die kleinen Veilchen u.a. ersetzt. Eine Neuerscheinung, eine hängende kleinwüchsige dunkelviolette Petunie mit üppigen kleinen Blüten, mit gelbgesprenkelten Einschlüssen und weissem Blütenstand, umrahmt von dunkelgrünen dicken Blättern, hat mein Herz erobert. Angewachsen ist sie gut und das lässt mich hoffen, dass sie die Hitze, die schon jetzt heftig ist, auf meinem Balkon überlebt.
    Ihre Schilderung der balkongeeigneten Früchte und Beeren hat mich gluschtig gemacht. Vielleicht gedeiht ja meine Lieblingsbeere, die Himbeere, auch bei mir? Wünsche allen (und mir) gutes Gelingen und viel Freude beim Gärtele.

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