StartseiteMagazinKulturDer Tanz, die Musik und das Cello

Der Tanz, die Musik und das Cello

Es ist die Geschichte eines kurzen Lebens, einer Passion, einer hinreissenden Musikerin – und es ist der Einstand der neuen Direktorin des Zürcher Balletts, Cathy Marston. Auf der Opernhausbühne stellt sie sich mit «The Cellist» dem Zürcher Publikum vor und wird mit grossem Applaus willkommen geheissen.

Cathy Marston ist, dieser Ruf geht ihr voraus, eine «Geschichtenerzählerin». Was viel mehr ist als eine Choreografin, die sich auf Handlungsballette versteht. Sie erzählt menschliche Schicksale, auf Zehenspitzen, tiefgründig, berührend und gleichzeitig tänzerisch leicht. «The Cellist», eine sehr persönlich interpretierte Biografie einer grossen Künstlerin, choreografierte sie für das Royal Ballett London. Uraufgeführt wurde der Einakter im Februar 2020 – nur um dann von der Bühne ins Kino und die sozialen Medien verbannt zu werden. Corona. Dort allerdings stiess das nur 65 Minuten dauernde Ballett auf ein riesiges Interesse.

Giulia Tonelli als «die Cellistin» und Wei Chen als «Cello» in einem ihrer Pas de deux. (Alle Bilder Opernhaus Zürich/ Gregory Batardon)

Sich dem Opernhaus- Publikum mit «The Cellist» vorzustellen, war der Wunsch des noch amtierenden Ballettdirektors Christian Spuck, der seiner Nachfolgerin dazu die letzte Ballettproduktion seiner Spielzeit überlässt. Es ist die Geschichte der britischen Cellistin Jacqueline du Pré, einem musikalischen Wunderkind, das zur gefeierten Interpretin wird und nach wenigen Jahren so schwer an MS erkrankt, dass ihr ganzes Leben zerbricht. Mit nur 42 Jahren stirbt sie, nach 14-jähriger Leidenszeit.

Cathy Marston erzählt diese Lebensgeschichte sehr linear und gleichsam chronologisch. Was zur Folge hat, dass der langen Zeit der Krankheit fast so viel Raum gegeben wird wie den erfolgreichen, manchmal rauschhaft durchtanzten Jahren.

Jugend und Ablösung vom Elternhaus

Begonnen wird mit dem kleinen Mädchen (Oceana Zimmermann, Mitglied des Junior Balletts), das vom Klang eines Cellos verzaubert wird. Die Mutter, selber eine begabte Musikerin, (ausdrucksstark: Mélanie Borel) führt das Kind behutsam zum Spielen. Dass das Cello im Ballett ein Mann ist – Wei Chen, der grossen Applaus erhielt für seine behutsame, feinfühlige und doch sehr präsente Interpretation des Instruments – ist mehr als folgerichtig: Das Cello ist das «menschlichste» Instrument überhaupt. Von seiner Form her, aber auch von seinem warmen Klang.

Subtil wird die Ablösung der kleinen «Jackie» von der Familie in Tanz umgesetzt: Nach und nach streift das Mädchen jede ihm von der Mutter übergestreifte Jacke ab, so wie eine Raupe sich immer wieder häutet, um schliesslich zu einem Schmetterling zu werden. Es sind diese stillen, einfühlsamen Momente, die das Ballett zu einem poetischen Erlebnis werden lassen.

Dass das Cello ein Mensch, ein Mann ist, erscheint nur folgerichtig.

Aus dem kleinen Mädchen wird eine junge Frau. Cellolehrer kommen und gehen, Plattenaufnahmen lassen den Ruhm der jungen Künstlerin wachsen – Edward Elgars Cellokonzert mit du Pré als Interpretin soll unübertroffen sein – , Tourneen folgen, die junge Frau wird ein Star, das Cello ihr ständiger Begleiter. Giulia Tonelli tanzt die Virtuosin mit viel Inbrunst, «spielt» auf dem Cello – auch mit Vibrato – und lässt sich von dessen Klang in musikalische Sphären entführen. Diese Verschmelzung von Instrument und Interpretin ist zauberhaft.

«Miss Stradivari»

Der «Dirigent» (Esteban Berlanga) bricht diese innige Zweisamkeit auf. Jacqueline du Pré trifft, 21-jährig, auf den Dirigenten Daniel Barenboim und damit auf die Liebe. Es sind wunderschöne Pas de trois, das Paar und das Cello, tänzerische Glücksmomente. Das Paar reist durch die Welt, «Miss Stradivari» im Flugzeug immer mit eigenem Sitz ganz nahe bei der Musikerin – eine unbeschwerte, heitere Zeit, die sich wunderbar in Tanz umsetzen lässt.

Und dann diese unerklärliche Müdigkeit. Dieses Stolpern, diese Gefühl, die Finger gehorchten nicht mehr. Später die Diagnose: Multiple Sklerose, MS. Jetzt wird Schmerz vertanzt, Abschiede, Entfremdungen, Verlassenheit. Was bleibt ist das Cello, der starke Part, der die leidende Spielerin auch dann noch umfasst, als sie ihre Arme nicht mehr heben kann. Auch dann, als Tanz, Musik und Spiel nur noch ein Traum sind.

Ein Bühnenbild wie aus dem Inneren eines Cellos.

Was Cathy Marston mit «The Cellist» auf die Bühne bringt, ist eine Geschichte, die unter die Haut geht, zwar konventionell, aber mit wunderschönen Bildern erzählt. Die Philharmonia Zürich mit Paul Conelly am Pult gibt dem Stück den genau richtigen zurückhaltenden Rahmen und dem Cellisten Lev Sivkov Raum, sein Instrument voll und ausdrucksstark klingen zu lassen. Verantwortlich für die Musikcollage ist Philip Feeney. Er mischt subtil Cellowerke verschiedener Epochen, alles Stücke aus dem Repertoire von Jacqueline du Pré.

Ein Highlight ist zudem das Bühnenbild von Hildegard Bechtler: Sie verwandelt die Bühne in das Innere eine Cellos, mit einer hohen drehbaren Wand wie ein Stimmstock und Lichteinfall von oben wie durch ein F-Loch. Die warmen, gebogenen Holzwände geben Geborgenheit, nehmen den warmen Celloton auf – und sind einfach genau das Element, das diese getanzte Biografie vollkommen macht.

Weitere Vorstellungen 6., 14., 18., 20. Mai, 15., 16., 20., 22. Juni

Rabatt über Seniorweb

Beim Kauf einer Limmex-Notruf-Uhr erhalten Sie CHF 100.—Rabatt.

Verlangen Sie unter info@seniorweb.ch einen Gutschein Code. Diesen können Sie im Limmex-Online-Shop einlösen.

Beliebte Artikel

Mitgliedschaften für Leser:innen

  • 20% Ermässigung auf Kurse im Lernzentrum und Online-Kurse
  • Reduzierter Preis beim Kauf einer Limmex Notfall-Uhr
  • Vorzugspreis für einen «Freedreams-Hotelgutschein»
  • Zugang zu Projekten über unsere Partner
  • Massgeschneiderte Partnerangebote
  • Buchung von Ferien im Baudenkmal, Rabatt von CHF 50 .-

1 Kommentar

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein