StartseiteMagazinKolumnenAchtung: «Enkeltrick-Betrüger» setzen Künstliche Intelligenz ein

Achtung: «Enkeltrick-Betrüger» setzen Künstliche Intelligenz ein

Stellen Sie sich’s vor: Sie sind eine 79jährige Frau, leben allein in guten Verhältnissen in einer 2½-Zimmer-Mietwohnung. Sie beziehen eine nicht volle AHV-Rente von rund 2’000 Franken, eine aus der eigenen 2. Säule von rund 2’400 Franken. Sie waren erst wieder nach dem Auszug ihrer Tochter als Sachbearbeiterin beim Kanton tätig. Sie haben zudem als Witwe einen Anspruch aus der Rente ihres verstorbenen Mannes von 3’500 Franken. Sie verfügen also über 8’000 Franken im Monat. Sie kommen damit gut über die Runden, auch wenn die Wohnung 2’500 Franken kostet, die private Krankenkasse gegen 800 Franken und die Steuern ins Tuch  gehen. So können Sie das gemeinsam mit ihrem Mann erarbeitete Vermögen gar etwas anreichern. Sie sind stolz darauf und hoffen, dass Sie dies im Einverständnis mit ihrer Tochter einst an ihre beiden Enkelkinder vererben können.

Sie sind also eine Person, welche für «Enkeltrick-Betrüger», wie sie allgemein genannt werden, von besonderem Interesse sind. Vor allem auch, weil die Trickvarianten der Betrüger immer vielfältiger werden. Die Betrüger bedienen sich zunehmend der Künstlichen Intelligenz und beschränken sich nicht nur auf die Rolle einer Enkelin oder eines Enkels, sondern auch in einer Rolle, die im ausspionierten Fall den grösstmöglichen Erfolg verspricht, als Tochter, als Sohn beispielsweise.

Das Telefon klingelt. Ihre Tochter ist ganz verzweifelt in der Leitung. Sie erkennen sofort ihre Stimme, obwohl sie sich nicht mit dem Namen meldet. Mit erstickter Stimme stammelt sie, was ihr passiert ist. Sie sei in Eile mit ihrem Auto unterwegs zu einem Beratungsgespräch bei einem Kunden gewesen. Aus unerfindlichen Gründen habe sie dabei eine Velofahrerin, ein Schulmädchen übersehen, touchiert. Das Mädchen sei gestürzt, mit dem Kopf am Randstein aufgeschlagen und bewusstlos liegen geblieben. Sie sitze nach der Aufnahme des Unfalls durch die Polizei nun seit Stunden auf dem Polizeiposten, werde befragt, habe sich einem Alkoholtest unterziehen müssen, warte auf Nachrichten, wie es dem Mädchen gehe, das mit der Ambulanz ins Uni-Spital überführt worden sei. Warte aber auch auf die Staatsanwältin, die angekündigt worden sei. Sie bricht in Tränen aus, schluchzt. Sie übergibt das Handy der eben eingetroffenen Staatsanwältin. Die Staatsanwältin sagt, dass Sie ihre Tochter mit einer Kaution von 180’000 Franken aus der verzweifelten Situation noch heute erlösen könne. Sie würden bei der Beschaffung des Geldes bei ihrer Bank unterstützt, sie werden abgeholt. Wichtig sei, dass alles ohne Aufsehen vonstatten gehe, dass sie auch bei der Bank nicht erklären dürfe, für was sie das Geld brauche. Sie selbst sind bereits in eine Stockstarre gefallen, wissen weder ein noch aus. Sie handeln wie geplant, so wie das die Betrüger ausgedacht haben. Am Abend meldet sich die Tochter, munter und aufgestellt. Sie  schämen sich in Grund und Boden, wie naiv, gutgläubig Sie waren.

Eine traurige Geschichte, wie sie sich immer wieder zu Tausenden in dieser oder ähnlichen Form abspielt. Viele werden bekannt. Viele nicht, weil sich die Betroffenen schämen, in die Falle getappt zu sein. Die kriminellen Banden, die meistens aus den Ländern im Osten Europas, speziell auch aus der Türkei agieren, werden immer dreister. In der Schweiz stark im Tessin, auch im reichen Kanton Zürich. Sie setzen zunehmend die Künstliche Intelligenz ein. Sie suchen mögliche Opfer mit Vermögen aus, recherchieren ihr Verhalten, ihre genaue finanzielle Situation, beschaffen sich die Stimmen, in dem sie Telefongespräche abhören, die Stimmen nachahmen, bei ihren kriminellen Aktionen einsetzen, um die Glaubwürdigkeit zu erhöhen.

Was ist dagegen zu unternehmen? Der US-Amerikaner Oren Etzioni (59), einer der führenden Pioniere der Erforschung der künstlichen Intelligenz KI weltweit, sagte in einem Spiegel-Interview: Es gibt nur eines: Bildung. Wir müssen lernen, mit der Künstlichen Intelligenz umzugehen. Und der deutsche Internetpionier Sascha Lobo (48) sagte im Tagesanzeiger: «Die Auswirkungen der KI werden weit drastischer sein, als sich die meisten heute vorstellen. Ich rechne mit einem Umbau nicht nur der Arbeitswelt, sondern der ganzen  Gesellschaft.»

Auch wenn wir Älteren durch KI-Kriminelle zunehmend bedroht werden, dürfen wir nicht vergessen, welche Chancen die KI auch bieten wird. Nur: Die  Entwicklung ist derart rasant, so dass das Mithalten schwerfällt. Das KI-Angebot, Chat-GPT 3,5 beispielsweise, ist am 22. November, also vor gut einem halben Jahr, lanciert worden und wird bald durch eine neue Version abgelöst.

Wollen wir uns schützen, wollen wir am gesellschaftlichen Umbau teilhaben, geht das ohne Bildung und Ausbildung bei der KI bis ins hohe Alter nicht. Dabei kann der Staat nicht abseitsstehen. Es gilt, die diesbezüglichen Aktivitäten der Polizeikorps schweizweit zu koordinieren, die Bevölkerung breit zu sensibilisieren, das Gespräch zum Thema in den Familien, zwischen den Generationen stets zu fördern. Insbesondere ist die Kommunikation zu pflegen und immer wieder auf ihre Möglichkeiten, wie aktives Zuhören, hinzuweisen, es gar zu üben, was bei trickreichen, kriminellen Telefonanrufen helfen kann. Seniorweb wird über die Thematik laufend berichten, entsprechende Bildungs- und Ausbildungs-Angebote entwickeln und in unserem Lerncenter anbieten.

Rabatt über Seniorweb

Beim Kauf einer Limmex-Notruf-Uhr erhalten Sie CHF 100.—Rabatt.

Verlangen Sie unter info@seniorweb.ch einen Gutschein Code. Diesen können Sie im Limmex-Online-Shop einlösen.

Beliebte Artikel

Mitgliedschaften für Leser:innen

  • 20% Ermässigung auf Kurse im Lernzentrum und Online-Kurse
  • Reduzierter Preis beim Kauf einer Limmex Notfall-Uhr
  • Vorzugspreis für einen «Freedreams-Hotelgutschein»
  • Zugang zu Projekten über unsere Partner
  • Massgeschneiderte Partnerangebote
  • Buchung von Ferien im Baudenkmal, Rabatt von CHF 50 .-

2 Kommentare

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein