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Gotteshäuser und Teufelsküche

Nisyros ist eine griechische Insel in der südöstlichen Ägäis und gehört zur Inselgruppe des Dodekanes. Die Attraktionen für einen Besuch ist neben dem Hafenstädtchen Mandráki ein aktiver Vulkan.

Nysiros ist keine Insel für einen Badeurlaub. Wer Einfachheit, Ruhe und Schönheit sucht, ist hier richtig. Die meisten Gäste aber sind Tagestouristen aus Kos. Bei der morgendlichen Ankunft der Touristenschiffe können es innerhalb einer Viertelstunde auch Hunderte von Personen sein. Allerdings werden sie in Gruppen geführt. Sie sind vor allem wegen der Caldera des Vulkans und wegen des Hafenstädtchen Mandráki gekommen. Man sollte beim Ticketkauf im Hafen von Kardamena/Kos darauf achten, mit der Morgentour zuerst das Städtchen und am Nachmittag den Vulkan zu besichtigen.

Bei der Einfahrt in den Hafen kann man bereits die touristischen Highlights erkennen.

Das pittoreske Hafenstädtchen zu Füssen des Burgberg mit dem aufgesetzten Kloster Panagia Spiliani sind schon von weither erkennbar. Der Vulkan Stefanos mit seinem Krater ist von hier unten in der Hügellandschaft noch verborgen. Doch etwas zugespitzt kann man sagen, die kleine Insel besteht im Grunde genommen nur aus dem Vulkan.

Blick auf Mandráki. Die Insel hat eine Oberfläche von 41 Quadratkilometern und zählt etwa tausend Einwohner.

Zugegeben, groß ist Nisyros also nicht. Doch das schöne Ambiente und die friedliche Stimmung kann man vor allem geniessen, wenn man hier über Nacht bleibt. Und zugegeben,die vielen Tagesgäste stören. Aber man gehört ja selbst dazu. Bis 500 Besucher kommen pro Tag, gleich 10 Busse an Spitzentagen, also die Hälfte der Einwohner, wie der Führer auf Nachfrage zugibt. Wenn die Souvenirgeschäfte nach Abreise der Tagesgäste am späten Nachmittag schliessen, sind die Einwohner und die wenigen Gäste wieder unter sich.

Die Hauptgasse ist eng und mit Motorrädern verstellt. Die Schutzblache lässt das Motorrad zu einer parkierten Kuh werden.

Mandráki präsentiert sich sehr malerisch, die Häuser typisch griechisch blau-weiß getüncht. Der Dorfplatz ist einer der charmantesten Orte der Insel.

Gassenidylle

Doch, es gibt sie auch, die kurzen Momente ohne Touristen, wenn man der Führung voraus geht. Auf dem Weg zum oberen Kloster kommt man an der Kirche Potamitissas vorbei. Die Wände sind besonders liebevoll und farbenfroh bemalt mit biblischen Darstellungen aus dem Leben Mariens.

Moderne Wandmalereien der Kirche Panagia Potamitissas aus dem Leben Marias.

Das Bild zeigt „Die sieben ersten Schritte Mariens“. Westlichen Kirchenbesuchern ist die Begebenheit aus der Bibel nicht bekannt. Nach orthodoxer Überlieferung konnte die kleine Maria bereits im Alter von sechs Monaten gehen – schon in voller Würde.

Blick zum Kastro

Doch weiter zur Wallfahrtskirche auf dem schroffen Burgberg. Der Aufstieg zum Kloster auf dem 135 Meter hohen Felssporn ist schon früh am Morgen schweisstreibend. Das strahlend weiß gekalkte KIoster Panagia Spiliani (Mutter Gottes der Höhle) erreicht man über genau 81 Stufen. Nach weiteren 48 ist man schliesslich im Vorhof des Klosters aus dem 17. Jahrhundert angelangt.

Aufstieg zum Kloster mit der verehrten Ikone.

Die Legende um das wundertätige Bild entstand um 1400. Ein Bauer soll in einer Felshöhle des Burgbergs ein Bild der Jungfrau Maria gefunden haben, das er in die Dorfkirche brachte. Tage später war das Bild von dort verschwunden und befand sich wieder in der Höhle. Die Einwohner brachten es erneut zurück und der Vorfall wiederholte sich mehrmals. So beschloss man, um die Höhle eine Kirche zu bauen und das Bild an diesem Ort zu lassen. 129 Stufen also muss man insgesamt bewältigen, bevor man an den Ort der Verehrung kommt.

Der Höhlenhimmel hängt voller Kerzenleuchter

Ursprungslegenden mit dem gleichen Motiv findet man auch in unseren Breiten. Die alte Höhlenkirche wird vermutlich schon in vorchritlicher Zeit als Kultort gedient haben.

Alle 129 Stufen wieder hinunter ins Städtchen.

Es seien gemäss Reiseleiter vor allem Wanderer, Maler, Musiker und Geologen, welche einige Tage auf der Insel verbleiben. Gastfreundschaft werde hier gross geschrieben. Man lebe Tür an Tür mit den Einheimischen.

Zum Vulkan geht es mit Bussen. Die grünen Hänge, die bis zu einer Höhe von 698 Meter aufragen, bilden den Rand einer gewaltigen Caldera, deren Boden nur rund 12O Meter über dem Meeresspiegel liegt. Der Krater ist etwa 350 Meter lang und 150 Meter breit. Es ist heiss in dieser Teufelsküche und es riecht in dieser vulkanischen Wüstenlandschaft nach Schwefel. Die Farben der Kraterwände sind bunt und kontrastieren mit dem schwefligen Gelb des Bodens der Caldera.

Die Caldera gehört weltweit zu den wenigen, in die man hinab steigen kann.

Nisyros zählt zusammen mit Methana, Milos und Santorin zu den aktiven Vulkanen des Landes. All diese vulkanischen Zentren liegen entlang eines Streifens von einigen Dutzend Kilometern Breite und 450 Kilometern Länge, der am Isthmus von Korinth beginnt und bei Nisyros endet

Mitten im Kessel des Vulkans

Hephaistos, der griechische Gott des Feuers und der Schmiedekunst, könnte seine Energiequellen doch heute noch zur Verfügung stellen. Auf Nisyros wurden in den 1980er-Jahren Probebohrungen unternommen, um festzustellen, ob die Energiegewinnung lohnend wäre. Das Resultat war positiv. Geldmangel und der Protest der Bevölkerung gegen mögliche negative Folgen für den Tourismus und die eigene Lebensqualität sowie Angst vor der Unberechenbarkeit der Natur und vor stinkenden Gasen verhinderten die Ausführung eines Projektes. So wird der Werkplatz des Gottes nur während der Besuchsstunden der Touristen gestört. Aber vielleicht freut er sich auch auf Besuch und lässt es in der Caldera tüchtig dampfen und zischen.

Bilder: © Justin Koller
Titelbild: Caldera des Vulkans Stefanos
Hier geht es zum ersten der Reiseberichte von den Dodekanes in Griechenland.
Hier finden Sie mehr Informationen zum Vulkan.

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