StartseiteMagazinKulturDie Urväter der Malerdynastie Robert

Die Urväter der Malerdynastie Robert

Dem Brüderpaar Léopold und Aurèle Robert widmen die beiden Kunstmuseen in Neuenburg und La Chaux-de-Fonds eine gemeinsame Ausstellung: «Ô Saisons…». Ihre Malerei mit italienischen Genremotiven feierte grosse Erfolge bis zum tragischen Tod von Léopold in Venedig.

Die Brüder Léopold und Aurèle Robert stammen aus Éplature bei La Chaux-de-Fonds: Léopold Robert (1794-1835) und Aurèle Robert (1805-1871). Léopold war in Paris Schüler des Kupferstechers Edouard Girardet und des Historienmalers Jacques-Louis David (1748-1825). 1816 kehrte Léopold nach Neuenburg zurück und bestritt seinen Lebensunterhalt als Porträtmaler.

Léopold Robert, Mädchen aus Procida, 1822. Kunst Museum Winterthur

Dank der Unterstützung eines Mäzens konnte sich Léopold 1818 in Rom etablieren. Hier faszinierten ihn die intensiven Farben sowie die italienische Volkskultur. Seine Skizzen und Studien dienten ihm als Grundlage für seine Genrebilder mit idealisierten Alltagsszenen. Diese fanden grossen Anklang, besonders die Darstellung der Briganten, als deren Pionier er galt. Die Bestellungen überhäuften ihn derart, dass er seinen jüngeren Bruder Aurèle 1822 nach Rom holte.

Aurèle hatte eine Lehre als Graveur von Uhrengehäusen gemacht und war ein guter Zeichner. Er wurde Léopolds Schüler und Mitarbeiter und unterstützte ihn bei der Realisierung grossformatiger Gemälde. Zudem führte er zahlreiche Kopien und Repliken nach Léopolds Gemälden aus, bis nach dessen Tod.

Die Ausstellung präsentiert neben dem Oeuvre von Léopold auch die unzähligen Kopien von Aurèle, die sich oft nur schwer vom Original unterscheiden lassen. Er war der «Buchhalter» seines älteren Bruders und kopierte jedes seiner fertiggemalten Bilder. Doch auch Aurèles eigene Bilder werden vorgestellt, die ihn nicht nur als Verbreiter von Leopolds Kunst, sondern auch als eigenständigen Künstler ausweisen. Er hatte sich auf die Innenansicht von Kirchen und Kathedralen spezialisiert und überrascht mit präziser Darstellung und Lichtführung innerhalb der Architektur.

Aurèle Robert, Atelier von Léopold Robert in Rom 1829, 2. Version um 1864. Léopold an der Staffelei im Zentrum, Aurèle am linken Bildrand mit der Palette in der Hand. An der Wand hängen Requisiten, die auf verschiedenen Gemälden erkennbar sind. Musée d’art et d’histoire, Neuchâtel

Léopold Robert stellte in seinen Genreszenen und typisierten Porträts die Menschen in pittoresken Kostümen dar, etwa aus der Gegend von Latium (Sonnino, Sora) oder aus Neapel (Sorrent, Procida, Ischia oder Capri). Akkurat, wie ein Ethnograph, behandelt er die Kostüme: reiche Farben, unterschiedliche Stoffqualitäten, Stickereien, Spitzen sowie dazugehöriger Schmuck. Vor Ort hatte er einige traditionelle Festkleider erworben. Damit konnte er seine Modelle im Atelier in Rom ausstatten und sie in die entsprechende Landschaft setzen, die er in seinen Skizzenbüchern festgehalten hatte.

Aurèle Robert, Mädchen aus Sonnino, entfernt einen Dorn aus dem Fuss der Kollegin, nach dem Gemälde von Léopold Robert 1828, 1854. Musée des beaux-arts, La Chaux-de-Fonds

Das Motiv der Räuber und Briganten war in der Literatur der Romantik ein beliebtes Thema. Als Léopold Robert 1819 hörte, dass Einwohner aus dem Dorf Sonnino, das für seine Briganten bekannt war, eingesperrt werden sollten, begab er sich sofort vor das Gefängnis, um sie zu zeichnen. Einerseits fürchtete man diese Männer, andererseits bewunderte man sie, ein Vorbild für Mut und Freiheit. Robert erhielt die Erlaubnis, die Kleider, die sie abgeben mussten, im Depot zu zeichnen. Seine Brigands in Originalkleidung wurden weltweit berühmt und bald auch nachgeahmt.

Léopold Robert, Verletzter oder sterbender Brigant, 1823, Öl auf Papier auf Leinwand. Musée des beaux-arts, La Chaux-de-Fonds

Der Ausstellungstitel Ô Saisons… bezieht sich auf Léopold Roberts unvollendeten Gemäldezyklus der Jahreszeiten. Die Ausstellung in Neuenburg legt den Schwerpunkt auf Sommer und Winter und jene in La Chaux-de-Fonds auf Frühling. Doch beide Museen zeigen Aurèles Kopien des vorhandenen Zyklus.

Léopold Robert, Rückkehr vom Fest der Madonna del Arco bei Neapel, 1827. Musée du Louvre, Paris (Frühling)

Léopold Robert beabsichtigte einen vollständigen Jahreszeitenzyklus in verschiedenen Gegenden Italiens zu malen: Den Frühling in Neapel zu Ehren der römischen Göttin Flora, den Sommer in der Gegend von Rom zu Ehren der Göttin Ceres, den Herbst in der Toskana mit Bacchus und den Winter in Venedig mit den Saturnalien. Er hoffte, Herbst und Winter in einem Zug malen zu können. Aber als er 1831 in Florenz ankam, war die Weinlese bereits vorbei.

Aurèle Robert, Die Ankunft der Schnitter in den Pontinischen Sümpfen, 1836 (Kopie nach Léopold Robert). Musée d’art et d’histoire, Neuchâtel (Sommer)

1832 liess sich Léopold Robert in Venedig nieder. Nach dem Urteil von Zeitgenossen litt er ab dieser Zeit immer wieder an Anfällen von Schwermut. Er soll sich unglücklich in die Prinzessin Charlotte Bonaparte verliebt haben. Für den Winter hatte er noch die Karnevalsszene mit der Abfahrt der Fischer begonnen. Doch am 20. März 1835 beging er in Venedig Selbstmord.

Léopold Robert, Abfahrt der Fischer, genannt Karneval in Venedig, unvollendet, 1832-1834, Öl auf Papier auf Pavatex. Privatsammlung (Winter)

Nach dem Tod seines Bruders kehrte Aurèle nach La Chaux-de-Fonds zurück, hielt sich zwischendurch in Paris und bis 1843 in Venedig auf und kümmerte sich um den Nachlass seines Bruders. 1849 heiratete er und erwarb 1853 das Landgut «Unteres Ried» ob Biel/Bienne. Er malte zahlreiche Porträts und kopierte weiterhin die Bilder seines Bruders. Im Neuen Museum Biel finden sich nicht nur seine Werke, sondern ebenso jene seiner Nachkommen, die alle künstlerisch tätig blieben, bis heute.

Titelbild: Léopold Robert, Neapolitanische Frau, weinend auf den Ruinen ihres Hauses, 1830. Musée des beaux-art, La Chaux-de-Fonds

Alle Fotos: rv. Der Besuch der Ausstellung fand noch vor dem grossen Sturm in La Chaux-de-Fonds statt.

Bis 12. November 2023, «Léopold & Aurèle Robert. Ô Saison…»:
Musée d’art et d’histoire, Neuchâtel 
Musée des beaux-arts, La Chaux-de-Fonds
Publikation zur Ausstellung, Hrsg. David Lemaire und Antonia Nessi, Französisch, CHF 49.00

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