Forschende haben nachgewiesen, dass eine im 19. Jahrhundert in Mörigen am Bielersee ausgegrabene prähistorische Pfeilspitze aus dem Material eines Meteoriten hergestellt wurde. Eine archäologische Sensation.
In einer interdisziplinären Studie des Naturhistorischen Museums Bern (NMBE) konnten Forschende nachweisen, dass eine bronzezeitliche Pfeilspitze aus dem Bernischen Historischen Museum, gefunden in Mörigen am Bielersee, aus meteoritischem Eisen hergestellt wurde. Der verwendete Meteorit entspricht nicht dem nahen Twannberg-Eisenmeteorit, sondern stammt am ehesten aus Estland. Der Nachweis einer so frühen Verwendung von meteoritischem Eisen ist extrem selten.
In der Pfahlbaustation von Mörigen am Bielersee wurde die Pfeilspitze gefunden. Foto EG Mörigen
Sie ist 39 Millimeter lang und 2,9 Gramm schwer: Im Februar 2021 wurde im Bernischen Historischen Museum eine Pfeilspitze aus Eisen identifiziert, die aus einer bronzezeitlichen Pfahlbaustation bei Mörigen am Bielersee (900-800 v. Chr.) stammt und im 19. Jahrhundert bei Ausgrabungen gefunden wurde. Die Fundstelle liegt nur wenige Kilometer vom Streufeld des sogenannten Twannberg-Meteoriten entfernt.
Vor über 170’000 Jahren ging ein Meteorit im Gebiet des Twannbergs, also ganz in der Nähe des Bielersees, nieder. Doch zum Erstaunen der Forschenden war das Material der Möriger Pfeilspitze nicht identisch mit jenem des Twannbergmeteorits.
Als wahrscheinlichste Herkunft wird der Meteorit «Kaalijarv» angenommen, der während der Bronzezeit (rund 1500 vor Christus) in Estland fiel. Weitere Analysen in archäologischen Sammlungen Europas könnten allenfalls Hinweise liefern, ob sich die Spur der Möriger Pfeilspitze wirklich bis nach Estland verfolgen lässt.
So könnten die Pfahlbauer gelebt haben: Zeichnung einer Siedlung. Illustration Nationalmuseum / ZVG
Um das unersetzliche historische Artefakt nicht zu beschädigen, musste bei der Analyse auf zerstörungsfreie Untersuchungsmethoden zurückgegriffen werden. Eine detaillierte interdisziplinäre Untersuchung der Pfeilspitze konnte zweifelfrei bestätigen, dass sie aus meteoritischem Eisen hergestellt wurde. Archäologische Objekte aus meteoritischem Eisen sind extrem selten. In ganz Eurasien und Afrika sind nur 55 solche Objekte bekannt, diese stammen von 22 verschiedenen Fundstellen.
Die Untersuchungen zeigen eindeutig, dass es sich um ein Stück Eisenmeteorit handelt. Mit rund 8.3 Prozent Nickel ist der Gehalt dieses Elementes in der Pfeilspitze fast doppelt so hoch wie im Twannberg-Meteorit. Ein hoher Germanium-Gehalt zeigt ausserdem, dass es sich sehr wahrscheinlich um einen Meteoriten des Typs IAB handelt. Weiter konnte gezeigt werden, dass die eher niedrige Konzentration von Aluminium-26 darauf hindeutet, dass die Probe aus dem Innern eines Meteoriten stammt, der ursprünglich eine Masse von mindestens zwei Tonnen hatte.
Vom 1. Februar 2024 bis am 21. April 2025 wird die Pfeilspitze im Rahmen der Sonderausstellung «Und dann kam Bronze!» im Bernischen Historischen Museum (BHM) zu sehen sein. Quelle: NMBE/BHM
Titelbild: Die Pfeilspitze aus meteoritischem Eisen von Mörigen. Sammlung Bernisches Historisches Museum. Foto: Thomas Schüpbach / ZVG