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Hören wir doch einander zu

Hochsommer in der Toskana im Herbst 2023. Kein September war bisher so warm, seit die Temperaturen gemessen werden. Und der Oktober 23 scheint ihm nachzueifern. Wir sitzen unter dem Nussbaum, der langsam seine Blätter verliert und nicht mehr den gewohnten Schatten spendet.  Ungewohnt genauso die Themen, von denen wir einfach nicht weg kommen, die uns täglich umtreiben, uns in der Runde zutiefst bewegen.

Der völlig unerwartet Angriff der Hamas auf Israel, auf den völlig unvorbereiteten in sich geteilten Staat der Israeli, erschüttert die Welt, erschüttert uns, lässt unsere Runde fassungslos schweigen. Der wohl von langer Hand vorbereitete Schlag, der das Land in den Grundfesten erschüttert, wird einen „vernichtenden Gegenschlag“ auslösen, von dem nur eines zu hoffen ist, dass Israel ihn begrenzt, so dass er nicht einen Flächenbrand auslöst, der weit über Israel hinaus geht, den ganzen Nahen Osten erfasst.

US-Republikaner schickten Kevin McCarthy, den Sprecher im Kongress, den dritthöchsten Politiker der USA, einfach in die Wüste. Die Folgen sind nicht absehbar, haben ja gerade die USA – besonders jetzt ganz aktuell – eine besondere Verantwortung nicht nur für Israel, sondern für den ganzen Nahen Osten zu tragen.

Der Konflikt um das Gebiet Bergkarabach, der ethno-territoriale Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan lässt uns ratlos zurück. Die über 100’000 Menschen, die ihre Heimat verlassen, verlassen müssen, wollen sie nicht Opfer der neuen Herrscher werden, berühren uns. Immerhin. Und wir nehmen staunend zur Kenntnis, dass die grosse Politik dies öffentlich kaum zur Kenntnis nimmt, zulässt, dass der Völkermord an den Armeniern,  einer der ersten systematischen Genozide des 20. Jahrhunderts, vor unseren Augen seine Fortsetzung erfährt.

Und Putins Schergen feuern unablässig Raketen auf zivile Einrichtungen in der Ukraine ab, töten damit dutzende Menschen, selbst Kinder. Hält das die Ukraine aus, kann sie sich wirklich verteidigen? Wohl kaum. Eines ist sicher: Nur durch die Hilfe der westlichen Staaten, allen voran der USA, kann möglich werden, was für uns unabdingbar ist: eine Ukraine als Schutzwall gegen Putins Gebiets-und Machtansprüche.

Antworten hätte das dritte Treffen der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) finden und geben können. Das neue Format, das vor einem Jahr vom französischen Staatspräsidenten Macron ins Leben gerufen wurde, scheint uns auf den ersten Blick ein hoffnungsvolles Unterfangen zu sein, quasi eine antirussische Koalition. Fast sämtliche Staaten Europas, ausser Russland und Weissrussland waren vertreten, auch die Schweiz mit Bundespräsident Alain Berset. Das Resultat ist ernüchternd. Zu mehr als zum Austausch reichte es nicht. Putin freuts. Selensky sieht sich getäuscht und ist enttäuscht.

Und wir im Rund sind ratlos. Erwägen, kommen auf die Rolle der Schweiz zu sprechen. Tun wir genug? Reicht es, wenn der Bundesrat sich hinter der Neutralität versteckt, uns möglichst draussen hält? Nachdenklichkeit greift um sich. Plötzlich steht eine Frage im Zentrum: Was hinterlassen wir Älteren unseren Nachkommen? Können wir ihnen eine unbeschadete Schweiz zurücklassen, fragt einer in der Runde. Eine immer stärker belastete Umwelt, Sommer im Herbst, eine saturierte Schweiz, höhere Löhne als sonst irgendwo, eine ganz tiefe Inflation, abseits von irgendwelchen Kriegsgeschehen, eine Insel der Glückseligkeit? Ja aber, was können wir nun wirklich tun, dass es so bleibt, wie es ist, fragt einer hartnäckig nach. Die Gegenargumente lassen nicht auf sich warten. „Meinst du, dass wir uns Europa, unserem wichtigsten Handelspartner, weiterhin verweigern können, sind wir in der Lage, uns eigenständig  zu verteidigen, ohne Nato? Müssen wir nicht lernen, bescheidener zu werden, müssen wir künftig nicht doch auf das stete Wachstum verzichten?“

Wir reden wild durcheinander. „So wird es wohl auch an den internationalen Konferenzen zu und her gehen,  vielleicht gar etwas gesitteter, gar gepflegter, mahnt eine Frau: „Hören wir doch einander zu.“ Das ist auch der hohen Politik zu raten. Insbesondere jetzt, wo wir mit Sorge in den Nahen Osten blicken.

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2 Kommentare

  1. Ihre Aufzählung der aktuellen politischen Brennpunkte dieser Welt könnte noch weitergeführt werden. Die Ursachen für das schreckliche Elend mögen vordergründig unterschiedlich sein und doch gibt es einen gemeinsamen Nenner. Es ist die Unfähigkeit der Herrschenden zur Vision und Durchsetzung des Friedens. Die Staatsform Demokratie strebt ein Regieren auf Augenhöhe an mit einem gewollten Mitsprache- und Mitbestimmungrecht für alle. Warum setzt sich die Volksherrschaft nicht weltweit durch? Und warum macht sich in demokratischen Ländern immer mehr eine Pöbelherrschaft breit?

    Der Friedensnobelpreisträger 2021, Journalist und Gründer der russischen Zeitung Nowaja Cazeta, Dimitri Muratow, sagte in einem eindrücklichen deutschen Dokumentarfilm, der das Wirken dieses mutigen Mannes zeigt, “Wer gegen Demokratie ist oder sie nicht verteidigt, befürwortet die Gewalt und den Krieg”.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Dmitri_Andrejewitsch_Muratow

  2. Wir tun sicher nicht genug und das schon seit vielen Jahren. Nun aber bitte nicht Schuldige suchen. In Bundes-Bern sind Menschen an der Arbeit, die wir, das Volk, das immer recht hat, selber wählten. Wir haben genau das Parlament, das wir verdienen. Ein anders gibt es nicht. Dass wir uns hinter der Neutralität verstecken, wird von den mächtigen und reichen Bankkunden erwartet, denn die wollen, dass ihr Geld in der Schweiz sicher ist. Wir wollen auch nicht nachdenklich werden, denn wir bleiben in Geiselhaft unserer Banken, die gezwungen sind, Geld zu verdienen. Was hinterlassen wir unseren Enkelkindern? Diese Frage stellt sich nicht plötzlich, sie steht schon lange Raum. Solange wir von den Leistungen unserer Vorfahren profitieren können, haben wir keinen Bock zurückzustecken. Ich fürchte, dass wir (Astronauten) unser wunderbares Raumschiff Erde bereits mit Verseuchung und Zerstörung beschädigt haben. Hätte nie gedacht, dass das ständige Streben nach Wohlstand, unserer Insel der Glückseligkeit so gefährlich wird. Ich bin zu tiefst überzeugt, dass es nicht so bleiben kann wie es ist, dazu wiegt unser Unterlassungs- und Versäumnispotential zu schwer.

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