StartseiteMagazinKultur«Rätsel, Witz und Poesie»

«Rätsel, Witz und Poesie»

Bern ehrt den Grafiker und Plakatgestalter Claude Kuhn mit Ausstellungen im Innen- und Aussenraum sowie mit einem Werkkatalog. Die Plakatsujets des 75-Jährigen sind legendär.

Während mehr als vier Jahrzehnten hat Claude Kuhn mit seinen Kulturplakaten das Stadt- und Strassenbild Berns geprägt. Wer kennt sie nicht, die Affichen, die für Ausstellungen im Naturhistorischen Museum Bern (NMBE) werben, auf Box- und Fechtereignisse, eine Laufsportveranstaltung, die Berner Fasnacht, die Museumsnacht hinweisen oder auf den Tier- und den Bärenpark aufmerksam machen?

«Kuhns Werke geben uns Rätsel auf, enthalten Witz sowie Poesie und sind unverwechselbar», findet der langjährige Kultur- und Filmjournalist Fred Zaugg. Er hat den Künstler ein Leben lang begleitet und viele Artikel über ihn geschrieben. In einem Essay-Band hat der frühere «Bund»-Journalist zudem Einblick in das Atelier, in den Arbeitsprozess und vor allem in Kuhns «Philosophie der Kommunikation» gegeben. «Seine Plakate hat er nicht primär als Werber, sondern als Ästhet, Künstler und Grafiker gemacht», betonte Zaugg gegenüber Seniorweb.

Sujets: Langstreckenläufer, Krebs, Bier.

Weiter hat Kuhn als Lehrer den Werdegang zahlloser Grafikerinnen und Grafikerinnen geprägt. «Er war an der Schule für Gestaltung mein grosses Vorbild,» erinnert sich Simon Tschachtli, Inhaber eines Berner Ateliers. «Darum wurde ich dannzumal Grafiker…», schreibt Urs Dudli, heute Senior-Art-Director der «Auto Illustrierten», auf Instagram. Andere Schülerinnen und Schüler betonen den Schalk des Meisters, dessen feine Ironie, die kräftigen Farben seiner Plakate.

Starke Hintergrundfarben sind eines von Kuhns Markenzeichen.

Berns Stadtpräsident Alec von Graffenried nannte Kuhn an der Vernissage vor dem Kornhaus eine «Ikone am Berner Kulturhimmel», einen «typisch bernischen Künstler»: Seine Werke seien stets «minimalistisch, aber ausdrucksstark» und glichen einem Gedicht: «Kurz, prägnant und immer mit einem Augenzwinkern». Der Plakatgrafiker sei ein Meister der visuellen Kommunikation.

Ausbildung und Berufsleben

Claude Kuhn absolvierte von 1964 bis 1968 zunächst den Vorkurs, anschliessend die Ausbildung zum Dekorationsgestalter an der Kunstgewerbeschule in Bern. Sein erstes Plakat entstand 1964 auf Wunsch einer Berner Pfadfinder-Gruppe. An der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart nahm er 1969 ein Studium in Bühnenbild, Malerei und Druckgrafik auf, das er 1971 beendete. Seine fundierte künstlerische Ausbildung beschloss er mit dem Besuch der Fachklasse für wissenschaftliches Zeichnen an der Kunstgewerbeschule Zürich 1971/72.

Claude Kuhn. Foto ZVG.

Als Art Director, Grafiker und Ausstellungsmacher war der Künstler ab 1972 und bis zu seiner Pensionierung 2013 am NMBE der Burgergemeinde Bern tätig. Von 1986 bis 1990 hatte er einen Lehrauftrag an der Schule für Gestaltung Bern in der Grafikfachklasse inne, als Gastdozent unterrichtete er sowohl an der Hochschule der Künste Bern als auch an der Hochschule Luzern – Design & Kunst. Nebenbei widmet sich Kuhn bis heute der freien künstlerischen und grafischen Arbeit. Als Ausstellungsmacher verhalf er dem NMBE zu immer wieder überraschenden Ausstellungskonzepten.

Drei Beispiele für die Philosophie «Reduce to the max».

Die Freistellung einzelner Figuren und Objekte vor einem meist leuchtend farbigen Hintergrund ist charakteristisch für seine illustrative Bildsprache. «Reduce to the max» scheint bei Kuhn weniger eine formale als eine inhaltliche Prämisse. Mit seinen tierischen Plakaten gelang es ihm, dem NMBE ein visuelles Erscheinungsbild zu verschaffen, das dessen Auftritt in der Öffentlichkeit über vier Jahrzehnte hinweg prägte. Anlässlich seiner Verabschiedung würdigte das Museum Kuhns Plakatwerk als Beitrag zur internationalen Geschichte des Grafikdesigns.

Streifzug durch Kuhns Tier- und Fabelwelt. Collage ZVG

Die Plakatausstellung

Nun wird Kuhns Gesamtwerk in Berns Strassen gewürdigt: Auf dem Berner Helvetia-, Casino-, Kornhaus-, Waisenhaus- und Bahnhofplatz sind noch bis zum 24. November insgesamt 90 Plakate des Künstlers zu sehen. Wo bis vor kurzem Politikerinnen und Politiker auf Wahlplakaten für sich und ihre Parteien warben, verschönern jetzt Silhouetten von Bären, Elchen, Krokodilen, Insekten, Vögeln, Blumen, Boxhandschuhen, Degen und Fabelwesen die Plakatständer. So mancher Passant, so manche Passantin bleibt stehen, stutzt und schmunzelt ob der farbigen Abwechslung.

Das Kabinett

Werbeplakat für 20 Jahre Berner Museumsnacht.

Wer nicht genug gesehen hat, kann am Kornhausplatz mehr von Kuhns Schaffen entdecken: Auf der Galerie des Kornhausforums sind bis zum 3. Dezember 2023 weitere Zeugnisse aus 43 Jahren kreativer Arbeit ausgestellt. Sie zeigen erstmals in diesem Umfang das riesige Spektrum von Claude Kuhns Werk und den Prozess von der Idee zum Plakat im Weltformat. Die Fantasie- und Fabelwelt, die der 75-Jährige während fast 50 Jahren geschaffen hat, fasziniert.

Das Gespräch

Wer schliesslich dem Jubilar persönlich begegnen möchte, erhält auch hierzu Gelegenheit: Am 15. November 2023 trifft sich Claude Kuhn in der Schweizerischen Nationalbibliothek mit der Leiterin der Graphischen Sammlung und Präsidentin des Vereins «Schweizer Plakatsammlungen», Isabelle Kirgus, zu einem Gespräch. Dieses handelt von frühen druckgrafischen Werken, von der Entstehungsgeschichte einiger prägender und einprägsamer Plakate und natürlich vom Glück, am richtigen Ort und zur richtigen Zeit ein beeindruckendes Plakatœuvre geschaffen zu haben.

Das Buch

Cover der Publikation «Claude Kuhn: Die grüne Mosaikjungfer Ideen auf dem Laufsteg 1980-2023».

Aus Anlass seines Geburtstags ist Kuhns Werkkatalog erschienen. Die Publikation «Die grüne Mosaikjungfer. Ideen auf dem Laufsteg 1980–2023» enthält 230 Plakate von Claude Kuhn, zahlreiche Kuhn-Vokabeln, ein Vorwort der Berner Journalistin Gisela Feuz und ein Essay von Konrad Tobler. Erschienen ist das Buch beim Verlag «Till Schaap Edition». ISBN 978-3-03878-076-2

Titelbild: Plakatständer mit Kuhn-Werken auf dem Berner Waisenhausplatz, vor dem Progr. Fotos: PS / Plakate © Claude Kuhn

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