Es ist ein altes und so oft falsch angewandtes Wort, dieses «ergattern». Kürzlich hat ein Schachspieler an einer Meisterschaft einen Satz Schachfiguren ergattert. Wahrscheinlich hat er sich vorgedrängt, und den Preis ganz schnell an sich gerissen, bevor ein anderer zugreifen konnte. Das Verb taucht immer wieder auf: bei Sportlern, die einen Rekord oder einen Sieg ergattert haben, bei einer Wissenschafterin, die einen Lehrstuhl an einer grossen Universität ergattert hat und jüngst noch eine Theatergruppe, die einen Kulturpreis, nein, eben nicht erhalten, sondern … hat. Und dann wäre da noch ein Modelleisenbähnler, der an einer Spielzeugbörse eine alte Lok ergattert hat. Was genau so richtig ist. Sogar zehn Franken konnte er das Teil noch «abemärte».
Glitter, das sind die kleinen Glanzpartikel, die sich Partygirls oder Fasnächtlerinnen um die Augen oder auf Schultern und Decolleté applizieren. Leider sind diverse dieser Körpersaucen nicht biologisch abbaubar, was natürlich ganz schrecklich ist, weil sie ja so häufig verwendet werden. «Körpersauce», dieser Begriff war mir neu. Ist wohl aus dem Englischen – Body Sauce – hinübergeschwappt. Und die gute alte Crème oder meinetwegen die fast schon eingedeutschte Lotion reichen offensichtlich nicht mehr aus für all die Verschönerungsmittel.
Aber das Maul, das kennen wir alle. «Der Journalist stand mit offenem Maul da.» ist aber sowas von Mundart und gehört nicht in eine Zeitung. Ausser sie hiesse «Aus dem bluemete Trögli» oder so. Denn der Journalist ist ein menschliches Wesen und besitzt deshalb einen Mund. Zwischenfrage: Hat KI ein Maul oder einen Mund? Vielleicht ist der Satz ja wirklich korrekt. Schweizerdeutsch würde es ebenfalls «s’ Muul» heissen, aber dort ist «Buch» ja auch nichts zum Lesen.
Da ziehen kürzlich über 1000 Schafe durch die Gegend, was natürlich alljährlich einen Zeitungsbericht wert ist. Begleitet wird diese Herde von einem Schäferpaar und vier Hunden. «Die Vierbeiner horchen aufs Wort», wird vermeldet und man fragt sich: Welche Vierbeiner? Es sind ja mehr als 4016 Beine unterwegs. Deshalb ist der Begriff Vierbeiner als Synonym für Hunde ziemlich ungenau. Und auf welches Wort horchen sie? Gehorchen hat zwar viel mit horchen zu tun – sagen sie das mal ihren Kindern und Grosskindern!
Bleiben wir bei der Schafherde. Sie ist ursprünglich im Kanton Thurgau beheimatet. Ursprünglich ist da vollkommen überflüssig. Ist doch klar: Wer da durch die Gegend wandert, ob Schaf, Mensch oder Hund, gehört irgendwohin – und geht letztlich auch wieder dorthin zurück. Weil dort beheimatet.
«Die New York Times sprang auf”, wird vermeldet. Dass eine Zeitung nicht nur Schlagzeilen, sondern auch Luftsprünge macht, war mir neu. Gut, das mit der Luft, der warmen, ist nicht ganz so neu. Aber Aufspringen kann man, ausser bei einem Fussballmatch oder ähnlichem, eigentlich nur auf etwas: Auf einen Zug, ein Thema oder einen Trend. Aufspringen ohne etwas, als Titel in der Zeitung, das ist nur ein kleiner Gump ohne etwas dahinter.
Von einer Zeitung weiss ich seit heute, dass sie sicher nicht aufspringt. Sondern zu spät kommt. Eine Reportage zum «Schüblig-Zyschtig» – das ist ein regionaler Fasnachtsbrauch – schaffte es erst am Mittwoch in die Zeitung. Gut, man kann diesen Bericht ja ein Jahr lang aufbewahren und 2025 am Fasnachtsmontag lesen. Aber richtig gutes Timing ist es trotzdem nicht.