StartseiteMagazinKulturGefeierte «La Bohème » in Luzern

Gefeierte «La Bohème » in Luzern

Standing Ovation für die Neuproduktion von Puccinis «La Bohème» am Luzerner Theater. Das Risiko war hoch, denn es standen mehrere sängerische Rollendebuts an. Und auch Musikdirektor Jonathan Bloxham und die Regisseurin Lucía Astigarraga widmeten sich erstmals diesem beliebten Werk.

Für ein kleineres Haus wie das Luzerner Theater ist der besetzungstechnische Aufwand für die «Bohème» eigentlich zu gross. Puccinis Orchester ist farbenreich und entsprechend üppig besetzt. Und für die Szene auf dem Weihnachtsmarkt im zweiten Bild kommen zu dem Theaterchor noch ein Extrachor und ein Kinderchor.

Schlichter flexibler Bühnenraum

Um all diesen Sängerinnen und Sängern Raum zu geben, ist das Bühnenbild von Aída-Leonor Guardia geschickt auf drei Ebenen angelegt. Ein Holzgerüst mit Treppenaufgang führt nach oben, und das Lokal von Marcello und Musetta im dritten Bild ist unter der Bühne, man steigt über eine Treppe hinunter. Zwei dunkel bespannte Wände, die von oben heruntergelassen werden, unterteilen den Raum mühelos: Aus der Mansarde der Bohemiens wird kurzerhand ein offener Raum für den Markt.

Vier fröhliche Hungerleider: Merūnas Vitulskis, Vladyslav Tlushch, Baurzhan Anderzhanov, Daniel Holzhauser als Rodolfo, Marcello, Colline und Schaunard. (Theater Luzern/Xenia Zezzi)

Die Geschichte dreht sich um vier junge Künstler, die im Paris des 19. Jahrhunderts in einer Mansarde wohnen und arbeiten. Rodolfo ist Dichter, und Marcello malt. Dazu kommt der Musiker Schaunard und sein Freund Colline. Armut, Hunger und Kälte ertragen sie tapfer. Sie sind zwar arm, geniessen aber ihre Freiheit und ihre Träume. Bis eines Abends Mimì in Rodolfos Leben tritt. Die beiden verlieben sich sofort leidenschaftlich ineinander. Ihr Glück ist aber nicht von Dauer, denn Mimì leidet an Schwindsucht, und Rodolfo fehlen die Mittel, ihr zu helfen.

Interessant besetzte Männerpartien

Es ist erstaunlich, was Puccini mit diesen vier Männerpartien musikalisch macht. Diese gut aufeinander abgestimmt zu besetzen, ist nicht einfach. In Luzern ergänzen sich die unterschiedlichen Timbres der drei Tenöre und des Baritons gut. Für die dramatischste Partie des Rodolfo konnte der litauische Tenor Merūnas Vitulskis verpflichtet werden, der die Rolle bereits an der Oper Graz gesungen hat. Mit seiner kraftvollen, in der Höhe durchdringenden Stimme konnte er dem im Dramatischen grundsätzlich zu laut aufspielenden Orchester die Stirn bieten.

Ensemblemitglied Vladyslav Tlushch gab mit dem Maler Marcello ein gelungenes Rollendebut. Mit seiner sympathisch verspielten Art und seiner etwas leichteren Stimme passte er gut zum ernsthafteren Rodolfo von Vitulskis. Schauspielerisch vermochte er vor allem als Liebhaber der zickigen Musetta zu glänzen. Daniel Holzhauser setzte als Musiker Schaunard farblich reizvolle lyrische Tupfer, während der Bariton Dominic Barberi als Colline vor allem in seiner herzergreifenden Arie an Mimìs Sterbebett gefiel.

Die Geschichte ins Heute versetzt

Regisseurin Lucía Astigarraga versetzt Puccinis Opernklassiker in die Gegenwart. Für sie verkörpert die «Bohème» ein Lebensgefühl, das bis heute von jungen Künstlerinnen und Künstlern gelebt und idealisiert wird. Inspiriert wurde die Regisseurin von der Krise der spanischen Wirtschaft: Während der prekären Wirtschaftslage wurden unfertige Häuser zur Vermietung freigegeben und von jungen Menschen bewohnt.

Kleidung von heute, Lebensfreude und Emotionen wohl auch – die sind ja zeitlos. (Theater Luzern/Ingo Hoehn)

Dementsprechend sind die Kostüme von Eva Butzkies alltäglich und von heute: Jeans, Shirts, Maler-Overall, Pullover und Winterjacken. Die Figuren wirken jedoch subtil gezeichnet. Astigarraga ist auch Schauspielerin und legt grossen Wert auf ein lebendiges und charakterstarkes Spiel. Die gute Personenführung half den Sängerinnen und Sängern, sich musikalisch frei zu entfalten.

Grandiose Rollendebuts der Frauen

Die Sopranistin Eyrún Unnarsdóttir, Ensemblemitglied in Luzern, gab in der Hauptpartie der Mimí ein grandioses Debut. Das Pendeln zwischen Leichtigkeit und ernsthafter Liebe, zwischen Lebensfreude und Erschöpfung gelang ihr schauspielerisch und sängerisch sehr authentisch. Und ob in ihrer grossen Auftrittsarie bei Rodolfo oder der berühmten Liebesarie, sie sang sich mit inniger Musikalität und vielen farblichen Zwischentönen direkt in die Herzen des Publikums.

Eine weitere Szene aus «La Bohème». (Theater Luzern/Ingo Hoehn)

Eher burschikos gab sich Tania Lorenzo Castro als ihre Gegenspielerin Musetta. Klein gewachsen und sehr temperamentvoll, wirbelte sie die Szenerie mit starker Bühnenpräsenz auf. Zickig und auf Reichtum bedacht, brillierte sie in diesem Rollendebut auch stimmlich mit virtuoser Leichtigkeit und klarer Intonation. Echt berührend war ihre liebevolle Hingabe an die sterbende Mimí, als sie ihr einen teuren Pelz zum Wärmen der Hände schenkte.

Berührend: Musetta (Tania Lorenzo Castro) am Sterbebett von Mimi (Eyrún Unnarsdóttir). (Theater Luzern/Xenia Zezzi)

Puccinis Musik ist ausdrucksstark. Wunderbare Melodien und lyrisch innige Momente wechseln sich ab mit leidenschaftlichen Ausbrüchen. Der Komponist hat auch detaillierte Tempoangaben und viele Tempowechsel in kürzester Zeit vorgeschrieben. Diese sind für jeden Dirigenten eine grosse Herausforderung.

Prägnantes, eher lautes Orchester

Jonathan Bloxham dirigierte die «Bohème» zum ersten Mal. Das Luzerner Sinfonieorchester wirkte sehr präsent, die rhythmische Agilität war gut, doch die volle und sehr dichte Lautstärke in den dramatischen Momenten brachte die Akustik des kleinen Theaterraums an die Grenze. Umso schöner war der Schmelz in den lyrischen Momenten. Auch die Koordination mit dem lebendig geführten Chor samt den verspielten Kindern der Kantorei gelang rhythmisch prägnant. Das Publikum war begeistert, spendete viel Szenenapplaus und feierte diese dynamische Bohème-Produktion mit einer Standing Ovation.

Weitere Spieldaten: Do, 14.3 (19.30 h); So, 17. 3. (15.00 ) Fr, 22. 3. (19.30 h) So, 24. 3. (13.30 h Familienvorstellung), Sa, 30.3. (19.30 h) Mi, 3. 4. (19.30 h), Sa, 6. 4. (19.30 h) So, 26. 5. (19.00)

 

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