Aus einer eigenen Liebestragödie gewinnt der junge William Shakespeare die Inspiration für die unglückliche Romanze «Romeo und Julia». Das Theater Kanton Zürich präsentiert «Shakespeare in Love» als heiteres Freilichtstück voller Intrigen und Chaos.
Shakespeare arbeitet an seinem neuen Stück. Doch er leidet unter einer Schreibblockade und die Gläubiger sitzen ihm im Nacken. Kein Zauber kann ihm seine Gabe zurückbringen, bis er der schönen Lady Viola begegnet, in die er sich heillos verliebt und die ihn zu der berühmtesten Liebesgeschichte aller Zeiten inspiriert.
«Shakespeare in Love» heisst das Stück nach dem gleichnamigen Hollywood-Klassiker von 1998 nach dem Filmdrehbuch von Marc Normann und Tom Stoppard, das das Theater Kanton Zürich als Freilichtstück in der Bühnenfassung von Lee Hall inszeniert hat. Infolge schlechten Wetters wurde die Komödie mit einem leidenschaftlichen Happy-End am Premierenabend nicht im Freien in Wald im Zürcher Oberland, sondern am TZ-Hauptsitz in Winterthur-Grüze als Schweizer Erstaufführung aufgeführt.
Viel Wortwitz und Slapstick
Das Publikum wird in eine Zeit (Sommer 1593) versetzt, in der es Frauen gesetzlich verboten ist, auf der Bühne aufzutreten. Der junge Shakespeare ergaunert sich Honorare, indem er leere Versprechungen macht, und das gleich an zwei verfeindete Theaterbesitzer. Für seinen Entwurf «Romeo und Ethel, die Piratentochter», eine Komödie mit Hund, bewerben sich die ersten Schauspieler, darunter die adlige Viola de Lesseps. Als Mann mit Schnauz und Perücke verkleidet, bekommt sie prompt die Hauptrolle. In einem turbulenten Verwirrspiel mit viel Wortwitz und Slapstick wird Viola zu Shakespeares heimlicher Muse, obschon sie dem Earl of Wessex zur Braut versprochen ist. Beide leben in ernsterem Ton «Romeo und Julia» aus, ohne alberne Hunde und Piraten.
Stelldichein bei der Queen (v.l.): Michael von Burg als Silvia, Katharina von Bock als Queen Elisabeth, Nils Torpus als Tilney.
Im Fokus der Bühne steht ein drehbares Theaterportal mit weissem Vorhang. Die Schauspieler agieren in elisabethanischen Kostümen mit Brokatstoffen (Bühne und Kostüme: Beate Fasnacht). Regisseur Elias Perrig präsentiert mit einem spielfreudigen Ensemble eine äusserst humorvolle, lebendige, amüsante Inszenierung, die am Premierenabend für viele Lacher sorgte. Die 9 Schauspielerinnen und Schauspieler meistern die über 20 Rollen mit Bravour, sorgen für einen flotten Szenenwechsel, die dem Publikum einiges an Aufmerksamkeit abverlangt. Das Premierenpublikum war sehr angetan von der zweistündigen Aufführung und bedankte sich mit begeistertem Schlussapplaus.
Shakespeare gereift wieder zur Feder
Axel Julius Fündeling spielt den jungen Shakespeare in lockerem Outfit, müht sich gekonnt ab, formuliert nur mühsam sein neues Drama, bis Eva Maropoulos als spielbegeisterte Viola ins Spiel kommt, die auf Umwegen mit Schnauzer als Master Kent doch noch zum ersehnten Debüt auf der Bühne gelangt, nicht als Piratentochter Ethel, sondern als Julia Capulet. Dies dank der grosszügigen Genehmigung durch die Hunde liebende Queen Elisabeth, grossartig hochnäsig gespielt von Katharina von Bock. Die Schauspielerin besticht auch in der Rolle als Violas Amme, die die zahlreichen Verwicklungen und Verwechslungen geschickt manövriert.
Gleich in vier Rollen: Fritz Fenne hier als Wessex, dahinter Katharina von Bock, Nils Torpus.
Umwerfend komisch und amüsant ist der Auftritt von Fritz Fenne, der gleich vier Rollen verkörpert, unter anderem den miesen Bräutigam Lord Wessex. Auch die übrigen Darsteller Nils Torpus, Michael von Burg, Pit-Arne Pierz, Christian Baus und Otto Kosok meistern mehrere Rollen gekonnt bravourös. Zum Schluss greift Shakespeare ohne Viola wieder zur Feder, um auf Wunsch der Queen eine Komödie zu schreiben. Welchen Inhalts? «Was ihr wollt» ist die Antwort. Ein neuer Welthit wird geschrieben.
Titelbild: Das Ensemble in Ballstimmung (v.l.): Katharina von Bock, Axel Julius Fündeling, Otto Kosok, Machael von Burg, Eva Maropoulos, Christian Baus, Fritz Fenne, Pit-Arne Pietz, Nils Torpus. Fotos: Judith Schlosser.
Weitere Spieldaten: 23. Mai in Kemptthal, 24. Mai in Stäfa, 25. Mai in Knonau, 29. Mai in Niederweningen, 30. Mai in Richterswil, 31. Mai in Uitikon, 1. Juni in Embrach, 4. Juni in Andelfingen, 5. Juni in Oberrieden, 6. Juni in Schlieren, 7. Juni in Uster, 8. Juni in Hinwil,12. Juni in Winterthur-Wülflingen, 14. Juni in Wädenswil, 15. Juni in Unterstammheim, 19. Juni in Winterthur-Seen, 20. Juni in Erlenbach, 22. Juni in Uhwiesen, 26. Juni in Grüningen, 28. Juni in Uetikon am See, 1. Juli in Winterthur, 2. Juli in Horgen, 4. Juli Rümlang, 5. Juli in Feuerthalen, 6. Juli in Elsau, 10. Juli in Marthalen, 11. Juli in Fällanden, 12. Juli in Rüti, 13. Juli in Hausen bei Ossingen.