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Mit Susanne Wille in die Medien-Zukunft

Sie stand zwar auf der Gästeliste, erschienen ist sie aber nicht: Susanne Wille, die neue Generaldirektorin der Schweizerischen Radio-und Fernsehgesellschaft SRG am SWISS MEDIA FORUM, das am Donnerstag und Freitag im KKL und auf dem Kongress-Schiff «Diamant» auf dem Vierwaldstättersee über die politische Bühne ging. Verständlich, dass sie so kurz vor ihrer Wahl die Höhle der Löwen mied. Sie hätte aus erster Hand serviert bekommen, was ihr blüht: einen steten Kampf um Geld, Einfluss auf den notwendigen Gestaltungsraum, damit sie als oberste Chefin des wichtigsten Medienunternehmens der Schweiz den verbrieften Auftrag, die Schweiz viersprachig mit Radio- und Fernsehprogrammen auf hohem Niveau zu versorgen, auch umsetzen kann.

Bundesrat Albert Rösti, der Medienminister, wäre, wie es seine Art ist, ihr sehr freundlich, gar lächelnd zugewandt begegnet. Sie hätte aber von ihm zu hören bekommen, was er ungehindert, weder vom Parlament gebremst noch von der Vernehmlassung beeindruckt, umsetzen will: Die Gebühren, welche wir alle der SRG für ihre Radio-und Fernsehprogramme zu entrichten haben, will er von aktuell  335 auf 300 Franken senken. Er sucht auch nicht den parlamentarischen Weg, zu dem ihn die beiden zuständigen Kommissionen des National- und Ständerats in einem Brief an den Bundesrat  aufgefordert haben: Zuerst habe eine Analyse zu erfolgen, dann sei eine Auslegeordnung  zu erstellen und erst dann könnte die Höhe der Gebühren festgelegt werden. Rösti will handeln. Wie er mir gegenüber unterstrich, sei der parlamentarische  Weg falsch. Er wolle vom Recht des Bundesrates Gebrauch machen und die Reduktion auf dem Verordnungsweg umsetzen. Der erste Schritt soll 2027 auf 320, der zweite auf 300 Franken im Jahre 2029 erfolgen. Nur so könne der Initiative der SVP, welche eine Reduktion der SRG-Gebühren auf 200 Franken verlange, ernsthaft begegnet werden. Diese Initiative, die er als Nationalrat noch aktiv unterstützt habe, sei für die SRG brandgefährlich. Heute habe er eben eine andere Funktion, eine Funktion mit Verantwortung. Diese Verantwortung wolle er wahrnehmen. Er unterstrich aber auch, dass die SRG nicht alles machen müsse. Unterhaltung, Shows, Sport könne sie den Privaten überlassen. Die SRG  hätte sich auf das Vornehme zu konzentrieren: Information, Politik, Wirtschaft und Kultur.

So geht es aber nicht. Die Konkurrenz der SRG befindet sich nicht im Inland. Die SRG hat sich der internationalen Konkurrenz und immer wieder neuen Anbietern zu stellen. In diesem Konkurrenzkampf kann sie nur bestehen, wenn sie finanziell gut ausgestattet ist, wenn sie mit hoher Professionalität in allen Sparten aufwarten kann, selbst in der Unterhaltung. Susanne Wille steht dafür. Sie hat als Moderatorin bewiesen, dass sie in den Fährnissen an der Front, vor der Kamera ihre Frau stellt. Mehr noch, überzeugt. Mit ihren Medien- und Sprachkenntnissen wird sie in allen Landesteilen verstanden werden. Sie wird auch ihre Managementausbildung, ihre Führungserfahrung im anspruchsvollen, kulturellen Umfeld einbringen können. In die Niederungen der Politik, die nicht nur in Bundesbern sehr hässlich sein können, muss sie sich subtil einführen lassen. Und weil sie nicht beratungsresistent ist, wird sie sich dem auch stellen. Schon auf dem Kongress-Schiff hätte sie vernehmen können, was auf sie zukommt: «Die SRG  kann in ihren Ansprüchen nur gebremst werden, wenn ihr die Mittel gekürzt werden», war als Einwurf, vor Rösti gut platziert, nicht zu überhören.

In welchem Spannungsfeld sich die Schweizer Medien insgesamt befinden, war am Podium mit den Führenden der Branche ebenfalls nicht zu überhören. Eine Zahl stand im Mittelpunkt, die 3.4 Milliarden Franken, die als Werbegelder aus der Schweiz ins Ausland, insbesondere in die USA abfliessen und damit den Schweizer Verlegern entgehen. Die Verleger Pietro Supino (Tagesanzeiger), Felix Graf (NZZ), Marc Walder (Ringier), Michael Wanner (CH Medien), ergänzt mit dem noch amtierenden Generaldirektor der SRG , Gilles Marchand, machten bei ihrem Podium den Eindruck, dass sie die Zeichen langsam verstehen, dass sie unter dem internationalen Druck einander näher kommen wollen. Die Konkurrenten um die Werbefranken sitzen tatsächlich nicht in der Schweiz, sie sitzen eben in erster Linie im Ausland. Wie können sie sich dennoch behaupten? Wohl eher in Kooperationen statt im Konkurrenzverhalten. Niemand bestritt, dass in unserem direktdemokratischen Land freie und unabhängige  Medien unerlässlich sind. So ist die indirekte Presseförderung unbedingt weiterzuführen. Unabhängige Online-Medien sind markant zu fördern und die SRG als starke Kraft ist, statt zu zähmen, ausreichend mit Mitteln auszustatten, so dass sie im internationalen Wettbewerb bestehen kann. Auf den Ausbau ihrer Online-Aktivitäten hat die SRG zu gunsten der Verlage zu verzichten; sie hat mit den Verlagshäusern ernsthaft zu kooperieren.

Der ersten Frau an der Spitze der SRG sind weder die Flügel zu stutzen noch ihren Elan zu bremsen. Ihr ist die Kraft, aber auch die Unterstützung des Landes, der breiten Zuhörer- und Zuschauerschaft und die des Bundesrates zu wünschen, damit sie die SRG nicht begrenzt, sondern innovativ in die Zukunft führen kann.

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3 Kommentare

  1. Mich freuts, dass zum ersten Mal eine Frau diesen wichtigen und anspruchsvollen Job erhält und auch, dass eine blitzgescheite, sehr vielseitige und medienerprobte Frau wie Susanne Wille ausgewählt wurde.
    Qualität und Diversität hat seinen Preis und deshalb ist eine Kürzung der Radio- und Fernsehgebühren zum jetzigen Zeitpunkt unrealistisch und kontraproduktiv. Die SRG hat einen klaren gesetzlichen Auftrag und kann deshalb den privaten Medien nicht gleichgesetzt werden. Das Vorpreschen des Vorstehers des UVEK für eine Senkung der Gebühren halte ich für reines politisches Kalkül. Er sollte eigentlich wissen, dass der Bundesrat bereits im April 2023 eine Gesamtschau zur SRG geplant hat und nach der Abstimmung über die völlig unnötige SVP-Initiative entscheiden, wie eine erneuerte SRG-Konzession ab 2025 aussehen wird und welche finanziellen Mittel benötigt werden, um dem Radio- und Fernsehgesetz Folge leisten zu können.

  2. Es ist doch einfach. SRG sollte halt auf ein Bezahl-Abo umsteigen. Immerhin denken die SRGler ja, dass sie das Beste vom Besten ausstrahlen und dass die Leute das ohne mit der Wimper zu zucken zahlen wollen (auch wenn’s teurer als Netflix ist).

    Mit diesen Voraussetzungen ist die SRG doch nicht auf die Sondersteuer von der Allgemeinheit angewiesen, sondern kann auf teures, zahlungskräftiges und zahlungswilliges Publikum zählen. Oder hat die SRG vielleicht die Befürchtung, dass die Mehrheit der Leute in der Schweiz die SRG für Überflüssig und inkompetent halten könnte?

    Durch Zwangseinnahmen wird nicht die Medienvielfalt gefördert, sondern eine Kontrollstelle erschaffen wir, wer wieviel Macht in der Medienlandschaft besitzt/erhält? Auch das Argument, es sterbe die Medienvielfalt ist absoluter Quatsch. Wer schauen will, soll abonnieren und bezahlen (wie Netflix). Dann zeigt sich rasch die „echte“ freie Marktwirtschaft und wer wie Qualität liefern würde. Wer nicht bezahlt, hat keinen Zugang.

    • Hallo anonymer Schreiber, Sie bringen da was durcheinander. Die Schweizerische Radio und Fernsehgesellschaft SRG SSR hat, im Gegensatz zu Netflix, einen gesetzlichen Auftrag für einen guten Service public zu sorgen (Bundesgesetz vom 24. März 2006 über Radio und Fernsehen). Der Auftrag lautet u.a. der freien Meinungsbildung zu dienen, die kulturelle Vielfalt zu fördern und zur Bildung beizutragen. Als föderalistischer Verein strebt die SRG keine Gewinnmaximierung an und braucht eine Konzession, der der Bundesrat (Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK) zustimmen muss. Ich befürchte, wenn nur noch private Medienanbieter auf dem Markt wären, ginge es nur noch um Marktanteile und nicht mehr um Inhalte, das heute schon tiefe Bildungsniveau in der Schweiz würde noch weiter absinken.

      Was unsere sog. «echte freie Marktwirtschaft» betrifft, bezweifle ich stark, dass das Schweizerische Wirtschaftssystem frei ist, ganz im Gegenteil. Da herrscht massiver Konkurrenzdruck und Abhängigkeiten von ausländischen Unternehmen und leider, der Finanzstärkere macht meistens das Rennen. Umso wichtiger ist es, dass wir in unserem nach demokratisch geführten Grundsätzen regierten Land, einen neutralen und kontrollierbaren Radio- und TV-Sender haben, der nebst Unterhaltung auch Politik, Bildung, Kultur und seriöse Informationen auf einem höchstmöglichlen Niveau anbietet. Zugegeben, SRF kann punkto Vielfalt noch einiges zulegen und sie sollte m.E. vermehrt auch die Anliegen und Interessen der jungen Alten (65-75 Jährige) berücksichtigen. Dafür braucht es jedoch, wie bei privaten Anbietern auch, genügend finanzielle Mittel. Angemessene und realistische Radio- und Fernsehgebühren tragen wesentlich dazu bei.

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