1 KommentarMeine Sünden im Rotlicht-Milieu - Seniorweb Schweiz
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Meine Sünden im Rotlicht-Milieu

Sex sells. Drum der Titel. Ausserdem stimmt er. Der Kolumnist offenbart hier seine Widerhandlungen bei Ampeln mit Rotlicht.

«Die Alte söttet doch äs Vorbild si,» rief mir der ebenfalls ergraute Mann hinterher. In der Unterführung beim Bahnhof Bümpliz-Süd wars. Ich fuhr mit dem Velo durch. Langsam. Ich schwörs, grosses Senioren-Ehrenwort, ausser diesem Mann und mir war niemand im Betondurchgang. «Velofaare isch hie verbotte», ergänzte er seinen Verkehrskundeunterricht.

Sollen Seniorinnen und Senioren Vorbilder sein? Auf dem Velo? Im Allgemeinen? Schwierig, unser Renommée als alte weisse Männer hat ja arg gelitten. Und sonstwo? Im Strassenverkehr zum Beispiel im Vergleich mit den Jungen? Ich seh den alten wackligen Nachbarn, der mit seinem Panzer-SUV die Chindsgi-Schar am Zebrastreifen missachtet. Ich seh aber auch auch den jungen Testosteron-Rüpel der mit seinem Geschoss röhrend durch die 30er Zone braust.

Manche Seniorinnen und Senioren sind Ampelskeptiker. Auch der Kolumnist. Wohlverstanden: nur wenn keine Gefahr droht. Vorbild ist er dann allerdings nicht.

Wirklich, ich bin ein sehr gemässigter Ampelskeptiker. Trotzdem werde ich, so scheint mir, überdurchschnittlich oft von Laienverkehrserziehern zurechtgewiesen, vor allem von ebenfalls alten. Ihr Ton ähnelt oft jenem des erwähnten Bümplizer Sittenwächters: Sie schimpfen, sie schreien. Bei mir, einem alten Mann, geschieht dies häufiger als bei jungen Leuten. Bei einem harmlosen Senior wagen die Überwacher wohl eher die harte Tour, als wenn ein junger Wilder vorbeibikt.

Manchmal juckts mich, doch getraut habe ich mich noch nie, den Hütern des heiligen Rotlichts meine Sicht zu erklären. Nämlich, dass ich, grosses Velofahrer-Versprechen, die erleuchteten Weisungen der Strassenverkehrsordnung nur dann missachte, wenn ich weiss, dass ich niemanden, nicht mal mich selber gefährde.

Nachgefragt: Wie stehen wir Seniorinnen und Senioren zur Mikro-Delinquenz?

Ach ja. Sich ein bisschen danebenbenehmen schadet niemandem. Beim Rotlicht, beim Parken, beim Schwarzfahren, bei der Self-checkout-Kasse im Migros oder, wir sind ja unter uns, bei der Steuererklärung.

Oh nein. Wer, wenn nicht wir, soll Vorbild sein? Auch wenn niemand hinschaut. Nur ein ruhiges Gewissen ist ein gutes Seniorenkissen. Nur Grosseltern, die niemals vom rechten Pfad abweichen sind ein leuchtendes Beispiel für ihre Enkel.

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Der Kolumnist ist mit sich uneins. Soll er verwegen oder Vorbild sein? Die Ampel für den Zugang zu unserer Kommentarspalte steht auf grün − leider muss man weit nach unten scrollen.

Bild: AI Fotor, pst

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1 Kommentar

  1. Eigentlich ein echtes Kindergarten-Thema nicht wahr? Beim Titel Ihres Beitrages allerdings sind es wohl eher die Männer die anspringen. Sie verstehen zu triggern, wie man Google-like treffend sagt. Da ich (fast) alles lese was Sie schreiben, war ich dann doch etwas enttäuscht über den wahren Sachverhalt: Rentner überquert die Strasse bei Rotlicht als Mutprobe und Anti-Aging Methode? Sie sollten an Ihrem Ego arbeiten, aber wenn Sie sich dann besser fühlen, nur zu.

    Ich blamiere mich lieber bei Festen, wo ich manchmal wild zur Musik meiner Jugend tanze. Es ist einfach ein unwahrscheinlich gutes Gefühl und es ist mir in solchen Glücksmomenten völlig egal wie uncool meine Tanzbewegungen, begleitet mit fortschreitender Arthrose, von anderen gesehen werden. Ob wir alten Menschen Vorbilder sein sollten? Das sind und waren wir ohnehin, ob es gute oder schlechte waren, wird die Zukunft zeigen.

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