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«Kamala Harris wird gewinnen»

Nichts ist entschieden im US-Präsidentschafts-Wahlkampf, orakeln die Medien. Tagtäglich publizieren sie Umfragen, die nach wir vor von einem Kopf-an-Kopf-Rennen ausgehen, obwohl Kamala Harris im schon legendären TV-Duell präsidialer, kommunikativ weit kompetenter auftrat als der jetzt so mürrische Gegenkandidat, der ehemalige TV-Star, alt US-Präsident Donald Trump. In den Swing-States ist alles noch offen, dort könnten nach Umfragen wenige tausend Stimmen entscheiden.

Alan Lichtman (77), US-Amerikanischer Historiker, sieht das ganz anders. Er hält nichts von diesen Umfragen; sie seien lediglich eine Momentaufnahme und schon gar nicht eine Voraussage, wie er in einem Interview mit der NZZ darlegt. Lichtmann ist sich sicher: Kamala Harris wird Präsidentin der USA. Bei 10 von 11 Präsidentschaftswahlen lag er mit seiner Prognose tatsächlich richtig. Seine Vorhersagen basieren «auf 13 Schlüssel zum Weissen Haus». Die 13 Faktoren würden über Sieg oder Niederlage entscheiden. Darunter versteht er das Charisma der Kandidierenden, die Wirtschaftslage, Skandale im Weissen Haus oder bei den Kandidierenden, erfolgreiche Projekte der jeweiligen Parteien. Wenn er Harris und Trump aufgrund dieser Schlüssel beurteile, liege Harris klar vorn.

Und da ist ja noch Taylor Swift (34), die Pop Ikone, der 284 Millionen Menschen auf der Welt folgen, die meisten in den USA. Sie, die als Vorbild gilt, will Harris wählen und lässt Trump und seinen Vize Vance als Katzenfrau, als Frau ohne Kinder grüssen. Derart gerne hätte Trump sie in seiner Fangemeinde gehabt, so dass er mit gefälschten Bildern den Eindruck zu wecken versuchte, sie würde ihn unterstützen. Und jetzt schreibt Trump: «Ich hasse Taylor Swift.» Derweil muss er sich mit lauten Rappern begnügen, die zwar nicht zu unterschätzen sind, aber lange nicht an die Popularität Swifts herankommen.

Noch vor einem Monat war Kamala Harris in den Medien weltweit eine taube Nuss, eine gescheiterte Hoffnung als Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika. Jetzt hat sie im wohl einzigen TV-Duell den Kraftprotz Donald Trump schachmatt gesetzt. Ihr Auftritt ist nicht auf Anhieb positiv beurteilt worden. Im Gegenteil. Dienstagnacht noch, um 04:30 Mitteleuropäischer Zeit, unmittelbar nach dem Duell waren sie noch weit vorsichtiger, die Interpreten, die Experten und selbsternannten US-Kenner. Das änderte sich von Stunde zu Stunde, von Tag zu Tag. Immer wieder korrigierten die »Weisen» der Journalistenzunft ihre Urteile; plötzlich überboten sie sich gar mir Lobpreisungen. Harris` «Aktien» schossen geradezu nach oben. Zuerst: «Sie war erstaunlicherweise fast so gut wie Trump, sie war sogar etwas besser». Dann: «Sie war wirklich besser.» Und am Freitag schrieb der Zürcher Tagesanzeiger beispielsweise: «Sie war die grosse Siegerin.»

Was war geschehen? Warum begannen die Kommentatoren, meistens Männer, ihre Vorurteile abzubauen? Im Vorfeld waren sie überzeugt gewesen: «Harris kann ohne Teleprompter nicht frei argumentieren.» Sie habe sich erst einmal einem kritischen Interview gestellt. Sie habe sich noch nie in TV-Gesprächen bewährt, in denen sie mit ihrer stets geänderten Politik, beispielsweise beim Fracking (Ölgewinnung aus Schiefer), konfrontiert worden sei. Sie vergassen oder unterschlugen wissentlich, dass Harris als Generalstaatsanwältin, als Senatorin erfolgreich harte Befragungen durchgeführt hatte.

Sie verfolgte im TV-Duell, eben wie eine Staatsanwältin, eine zielgerichtete Gesprächsstrategie: Sie lockte Trump aufs Glatteis. Und er tat ihr den Gefallen. Nicht nur, dass er verkündete, Migranten essen, fressen, je nach Übersetzung, Katzen, Hunde der einheimischen Amerikaner, sondern er verstieg sich gar zu Behauptung, dass er in Europa sehr geachtet werde. Insbesondere von Viktor Orban, dem ungarischen Regierungschef, den er gar zweimal positiv erwähnte. Geachtet von einem illiberalen Demokraten, der zwar einige Merkmale der Demokratie respektiert, aber bestimmte liberale Freiheiten nicht garantiert, wie die Pressefreiheit, die Unabhängigkeit der Gerichte, sie gar bekämpft, ausser Kraft setzt.

In diesem Augenblick hatte ich mir gewünscht, dass Kamala Harris öffentlich gemacht hätte, was das für die USA bedeutet: Trump auf den Weg zur illiberalen Demokratie. Sie hätte darlegen können, dass die andern 25 Staatschefs der EU Orban beispielsweise zum Café schickten, damit sie geschlossen für die weitere Unterstützung der Ukraine abstimmen konnten. Es wäre klar geworden, wo Trump tatsächlich steht, dass er seinem Freund Orban nacheifert, dass er sich auf dem Weg zu einem illiberalen Machtpolitiker befindet. Orban der europäische Freund Trumps. Orban ein Freund Putins. Roger Köppel, Weltwoche-Verleger, alt SVP-Nationalrat, ein Freund Urbans: Er begleitete Orban, den damals zeitweiligen EU-Vorsitzender in beinahe geheimer Mission nach Moskau, in den Kreml. So hat illiberale Politik auch in der Schweiz einen Ableger gefunden.

Kamala Harris emanzipiert sich zusehends von Jo Biden, setzt eigne Schwerpunkte. Eines ist aber auch von Europa, auch von der Schweiz zu wünschen, dass sie sich nicht von der transatlantischen Treue Bidens zu Europa entfernt, dass sie zur ältesten Demokartei steht, zu den USA. Und den Medienleuten ist zu wünschen, dass sie rechtzeitig die Bedeutung der Wahl am 5. November erkennen: Die USA dürfen nicht zu einer illiberalen Demokratie verkommen.

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4 Kommentare

  1. Schockierend ist für mich, dass nach all den Entgleisungen, Lügen, Beleidigungen und Jammern, nicht nur einige Unverbesserliche sondern offenbar fast die Hälfte der Amerikaner immer noch zu Trump stehen.
    Was ist aus den Republikanern geworden. Ich erinnere mich noch, wie die Republikaner in den 90ern wegen, sagen wir mal der unangebrachten Verwendung einer Zigarre, Bill Clinton absetzen wollten. Verglichen mit Trump ist/war Bill ein Waisenknabe.

  2. USA: Kamala Harris soll gewinnen. Das ist ok und mag auch für die Schweiz gut sein.
    EUROPA: Was mich viel mehr beschäftigt, ist die Ignoranz der globalen Klimakrise. Unsere kapitalistische Wohlstandsgesellschaft hat keine proaktive Lösungen (mehr). Wir wollen zuschauen und abwarten, bis die „andern“ etwas tun. Streitereien und Spannungen werden zunehmen. Der entwickelte Norden verschwendet weiterhin eigene und fremde Ressourcen und die Menschen des unterentwickelten Süden fliehen noch zahlreicher von Dürre, Hochwasser, Stürme und ihren korrupten Regierungen.

  3. Gute Besserung, ganz viel Meinung und Null Ahnung wie auch die milieuüblichen Kommentatoren. Trump wird gewinnen und es gibt Frieden, die „Klimakrise“ gab und gibt es nicht-in Jahrmillionen Jahren Klimawandel gab es deutlichst höhere Temperaturen und Co2-Gehalte (das Spurengas allen Lebens und fast ausschliesslich natürlichen Ursprungs) und schnellere An- sowie Anstiege. Die führenden Länder global sind konservativ-liberal regiert und niemand braucht global-historisch stets blutig gescheiterte, dümmlich-naive linke Ideologien (Sozialismus, Kommunismus) mit Hunderten Millionen Toten; Credo der Neider, Etatisten, Habenichtse und Kollektivversager; weg mut dem Dreck in Braun, Rot und Grün-Bunt. Gute Reise, ab nach Nordkorea und nur dort sind alle Menschen gleich: Arm dran, bis auf die dreckigen feigen linken Unterdrücker, diese leben in Saus und Braus und stets auf Kosten anderer. Intelligente, freiheitliche Menschen bevorzugen das global führende Südkorea.

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