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Die Sonnen des Herbstes

Sie künden sich langsam an, die dunklen Tage. Und die Gesundheitsmagazine wissen, wie depressiven Schüben vorzubeugen ist. Von Achtsamkeit zu Entschleunigung und Resilienz bis zum «Zuckerschock» in Form einer heissen Schokolade, wird da vieles empfohlen. Mein Rat: Gehen Sie nach draussen, suchen Sie nach einer Sonnenblume.

Die Sonnenblume ist in den Gärten und auf den Feldern eine sehr alte Kulturpflanze. Alle kennen die blühenden Sonnenblumenfelder – und wohl auch das Sonnenblumenöl in der Küche –, und wer einen Garten besitzt, der sollte entlang eines Zauns oder vor einer Mauer unbedingt ein paar Sonnenblumen einplanen. Es ist die wohl am schnellsten wachsende einjährige Blütenpflanze, quasi von Null auf über zwei Meter oder mehr in wenigen Sommerwochen.

Die Sonnenblume ist auch eine Nutzpflanze, das zeigen die vielen Sonenblumenfelder. Aus den Sonnenblumenkernen wird ein hochwertiges Öl gewonnen.

Kein Wunder, ist die Pflanze, die im Französischen sehr bezeichnend «Tournesol» heisst, weil sich ihre braunen, von gelben «Sonnenstrahlen» eingerahmten Blütengesichtchen im Tageslauf nach der Sonne ausrichten, auch in der Literatur vertreten. Das beginnt bereits in der griechischen Mythologie, wo die Sonnenblume dem Gott Helios, der den Sonnenwagen über den Himmel lenkt, zugeordnet wird. In diesen verliebte sich die Nymphe Klytia. Aber ihre Liebe wurde nur kurz erwidert. Eifersüchtig hinterbrachte Klytia dem Vater der Nebenbuhlerin deren Verhältnis zum Olympier. Und der bestrafte seine Tochter mit dem Tod. Helios, der in der klassischen Antike auch mit Apollo, dem Gott des Lichts, gleichgesetzt wird, verwandelte die Verräterin in eine Sonnenblume. Und so schaut sie dem Sonnengott jetzt an jedem schönen Tag von morgens bis abends sehnsüchtig nach – wenigstens so lange, bis sie verblüht ist.

Eine verblühte Sonnenblume hat noch lange nicht ausgedient. Ihre Kerne werden von den Vögeln geschätzt und ein paar landen sicher auch auf der Erde. Dort werden sie im nächsten Frühling keimen und wachsen – Sonnenblumen können so unsterblich werden.

Die Sonnenblume als Symbol der Rache wie im antiken Griechenland ist zwar selten, aber auch Franz Kafka verwendet die Pflanze als Symbol für Düsternis und Zerfall. Aber im Allgemeinen wird ihre Hinwendung zur Sonne, zum Licht, zur Fülle des Lebens, ja sogar zur Unsterblichkeit betont. Und das schon seit Jahrhunderten.

Der Sonnenblumen- Kreislauf

Kleine, botanische Zwischenbemerkung: Ein bisschen unsterblich sind sie schon, die Sonnenblumen im Garten. Wenigstens dann, wenn ihnen der Standort gefällt. Sie wachsen, sie blühen und fruchten, werden bis weit in den Herbst hinein von Vögeln geschätzt, und im nächsten Frühjahr spriessen wiederum neue Jungpflanzen – ein wundervoller Kreislauf. Also wenigstens, wenn die Schnecken dieser Unsterblichkeit kein schnelles Ende bereiten.

Ein letzter Gruss voller Sommerwärme, der sich in die grauen Herbsttage hinüberretten kann. (pixabay)

Zurück zur Literatur, die, gemessen an der Grösse der Sonnenblume und ihrer Präsenz im Garten, gar nicht so reichhaltig ist. Goethe macht es kurz: «Die Sonnenblume möchte dich begrüssen. / dieweil sie sich so gern zur Sonne wendet. / Nur steht zur Zeit sie noch zurückgewiesen; / doch du erscheinst und sie ist gleich vollendet.» Gefunden habe ich darüber hinaus noch einige Literaturverzeichnisse und einen Kinderreim, der sich auch zum Nachspielen eignet. Und einen Roman «Vom Glück der Sonnenblumen» von Sarah Winmann.

Ein armenisches Märchen dagegen erzählt, weshalb sich die Sonnenblume immer zur Sonne dreht. Auch aus Rumänien kommt eine bezaubernde Geschichte rund um die markante Pflanze. Und vielleicht ersinnt mal jemand eine Geschichte vom Leuchten der Pflanze. Denn dieses Leuchten kann eingefangen und konserviert werden. In einer Flasche Sonnenblumenöl und auf dem Teller. Ist doch auch schön.

 

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1 Kommentar

  1. Sie sind eindrucksvoll die bis zu zwei Meter hohen Sonnenblumen mit ihren dicken, behaarten Stängeln und ihren schweren mit einem strahlenden gelben Blätterkranz eingerahmten Köpfen. Mir sind jedoch die kleinwüchsigen zu einem Sträusschen gebunden Garten-Minisünneli lieber. Ich hab grade so eines bekommen von meiner 10-jährigen Enkelin, die mit meinem Sohn wieder einmal zu Besuch war. Es wird mich die nächsten Tage an diesen lieben Besuch erinnern und dass die kalte Jahreszeit vor der Tür steht.

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