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Gut gemeint und doch falsch

Gehen wir es langsam an: «Eine Bremse auf der Ausweichroute» wird gemeldet. Und man fragt sich, ob da ein Insekt überfahren wurde, oder ein Fahrzeug ein Motorenteil verloren hat. Der Duden hilft auch nicht weiter. Die Bremse steht, nebst der «Bräme», für eine Hemmvorrichtung im Auto oder eine Hemmschwelle im Verkehr. Die Bremse, die aber im aktuellen Fall für eine Schlagzeile sorgt, ist weder noch, sondern einfach eine Strasse, an der mit einem Schild eine Temporeduktion signalisiert wird. Weshalb dann nicht einfach Klartext? «Tempo 30 auf der Gartenstrasse» zum Beispiel. Da käme dann sicher niemand auf die Idee, eine Fliegenklatsche im Auto mitzuführen. Für die Bremse.

An einem Brauereifestival schätzen die Organisatoren, «dass im Durchlauf etwa 200 bis 300 Personen auf dem Platz waren.» Haben wohl schon etwas zu tief in den Braukessel geguckt, auch wenn dort keine Interessierten zu finden waren. Sie meinten wohl «im Durchschnitt», im Verlauf des Tages. Aber dem Braugewerbe ist der Durchlauf vielleicht etwas vertrauter.

«Das Bauprojekt ist gegenüber dem Fahrplan um ein halbes Jahr verzögert». Versteht jeder irgendwie, also sprachlich. Organisatorisch vielleicht etwas weniger. Fragt sich nur, was oder wer da gefahren wurde. Es gäbe ja auch noch den Zeitplan, ganz ohne Räder.

«Ein Hauch von Meeresprise weht durch die Gassen.» Ist doch schön bildhaft. Da hat Aeolus, der griechische Gott der Winde, etwas Salz zwischen drei Finger genommen – eine Prise, kennt man vom Kochen – und hat sie über der Ortschaft in den Wind gestreut. Hoffentlich weht grad keine Brise, dann würde die Salzbeigabe nämlich davonfliegen.

Bildhaft, fast lustig ist der Satz aus einem Text über die Beziehung zweier Menschen: «Das Inserat schlich sich vor vier Jahren in die Sphäre des Paares». Ja, so romantisch kann der Beginn einer Liebe beschrieben werden. Mit schleichenden Inseraten und – vielleicht – sphärischen Klängen. Ja, wir bestellen das Bild, heisst es bei solchen sprachlichen Verrenkungen jeweils in der «Sonntagszeitung».

Die «neue Rechtschreibung» ist zwar schon ziemlich lange nicht mehr neu, aber sie geistert immer noch durch die Zeitungen. «Darauf kann die Schweiz zurecht stolz sein», steht da. Oder: «Niemand will ihm in der Küche helfen. Zurecht, denn er kocht wie der Teufel.» Dabei wäre es doch sinnvoll, man würde dem satanischen Koch wenigstens die Zutaten zurechtlegen. Zu Recht, also aus gutem Grund ist einfach nicht dasselbe wie etwas zurechtlegen, zurechtkommen, zurechtfinden, wenn der Ausdruck also als Zusatz zu einem Verb steht und deshalb zusammengeschrieben wird. Wissen möchte man aber, zu Recht, schon, was so ein Teufel denn kocht. Oder ob am Schluss einfach die Küche aussieht wie die Hölle.

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