Als Kinder haben wir uns gefreut, wenn wir einen Schneemann bauen konnten. Das kam eher selten vor. Auch erinnere ich mich an den frühen Schnee, dank dem wir den Hang vor dem Haus runterschlitteln konnten. Aber auf den Schnee, der Weihnachten verzauberte, warteten wir oft vergeblich. Es war meist grau und nass.
Gemütlich war es aber, wenn die Kerzen brannten, Tanten und Grosseltern zu Besuch kamen und ein feines Essen auf uns wartete. Und natürlich die Geschenke! Mein grösster Stolz war eine Renn-Skihose, die an den Knien gepolstert und sonst hauteng war. Die trug ich, bis sie zerfledderte.
Skifahren konnten wir jedenfalls immer. Nach Weihnachten und in den Sportwochen gab es meist viel Schnee. Wir mussten nie bangen, und Kunstschnee gab es eh noch nicht. Da kamen die Skihosen zum Einsatz, wir gingen in die Skischule, und abends spielten wir mit andern Kinder Ping Pong. Da ging es jeweils heftig zu und her.
Ein Jahr in Australien
Nach der Matura konnte ich ein Jahr in Australien verbringen, also quasi am Ende der Welt. Ich wohnte in der Familie meiner Tennislehrerin, drei Kinder machten das Haus unsicher. Kinder hüten musste ich aber nicht. Ich sollte englisch lernen und besuchte dazu Kurse an der Universität Melbourne. Ich spielte vor allem viel Tennis, sogar auf Rasenplätzen! Auch im Winter konnte man draussen Turniere spielen. Es war zwar kühl, aber Schnee gab es keinen.
Tennis – sogar auf Rasen – statt Schneesport. Weihnachtsvergnügen in Australien.
Als dann Weihnachten nahte, wurde es immer heisser, die Sonne brannte, nur Schwimmen brachte Abkühlung, und die heftigen Gewitter, die „Cool changes“. Den Weihnachtstag verbrachten viele am Strand. Es wurden grosse Steaks gegrillt und viel Süsses verspeist. Weihnachtsbäume gab es vor allem draussen, mit elektrischen Kerzen und kitschigem Baumschmuck. Aber auch Figuren wie der St. Nikolaus, Rehe oder Engel blinkten einem entgegen.
Die Christbäume unterschieden sich in fast nichts von denen in der Heimat.
Ich fand diese Art von Weihnachten interessant, weil sie im Sommer stattfand. Nichts von Winter und Kälte. Und schon gar kein Schnee. Das Komische daran war, dass die Kinder Bücher hatten, die Weihnachten mit verschneiten Tannen und dem St. Nikolaus auf einem Schlitten darstellten. Es waren britische Bücher. Sie standen jedoch in krassem Widerspruch zur australischen Realität. Schnee hatten diese Kinder noch nie gesehen. Aber vielleicht reisten sie später einmal nach Europa, um das nachzuholen, was die Bücher ihnen weismachten.