Der Novartis Campus ist ein Gelände im Basler Stadtteil St. Johann. Das Areal wurde nach der Fusion der Firmen Sandoz und Ciba-Geigy zum globalen Hauptsitz von Novartis. Ein neuer «Guide» gibt einen spannenden Einblick in die moderne Arbeitswelt und in eine Architektur von Weltformat.
Die ersten Gebäude des aufstrebenden Chemieunternehmens Sandoz wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts am Basler Rheinknie errichtet. Innerhalb weniger Jahrzehnte war das rund zwanzig Hektar grosse Area dicht mit Produktionsgebäuden überbaut, wie die Luftaufnahme aus dem Jahr 1950 zeigt.
Basel-St. Johann: unten links das Areal, auf dem sich der heutige Novartis Campus befindet. 1950 war das Gelände am Rhein noch überbaut mit Gaswerkanlagen und Produktionsgebäuden der Firma Sandoz. Foto: Werner Friedli / ETH Bibliothek.
1996 erfolgte die Fusion von Sandoz mit der Firma Ciba Geigy zum neuen, global tätigen Unternehmen Novartis. Im Lauf der letzten rund zwanzig Jahre ist es dem Pharmamulti gelungen, das Industrieareal seiner Vorgängerin in einen modernen und offenen Campus zu verwandeln. Auf Grundlage des Masterplans von Vittorio Magnago Lampugnani entstand im Basler Norden ein eigenes Quartier, auf dem sukzessive Freiräume für Forschung sowie Architektur und Kunst von Weltrang ihren Platz fanden.
Grundlegende Umgestaltung
Das Industriegebiet im Basler St.-Johann-Quartier wurde ab dem Jahr 2000 grundlegend umgestaltet und in einen «Campus der Begegnung» verwandelt. Vom italienischen Stararchitekten und Architekturtheoretiker stammt folgendes Zitat:
«Leitbild des urbanen Projekts ist eine hohe Dichte, baulich ebenso wie sozial, als Voraussetzung der angestrebten intensiven Kommunikation. Wenn Menschen zusammenrücken, fällt es ihnen leichter, ja sie kommen kaum umhin, aufeinander zuzugehen. Deswegen weisen die neuen Bauten des Campus kompakte Grundflächen auf und stehen so eng beieinander wie möglich.» (Quelle: Vittorio Magnago Lampugnani: Ein Stadtquartier für modernes Arbeiten. In: Novartis Campus Guide. 2024)
Der Campus ist nicht nur Arbeitsort, sondern auch Park, Kunstgarten und Begegnungsort.
Neben Vittorio Magnago Lampugnani und Renzo Piano begleiteten weitere Expertinnen und Experten aus benachbarten Disziplinen den Umgestaltungsprozess: unter ihnen der Landschaftsarchitekt Peter Walker, der Kurator Harald Szeemann (später Jacqueline Burckhardt) für die Kunst, der britische Grafiker Alan Fletcher (später Michael Rock) für die grafische Gestaltung und Andreas Schulz für die Beleuchtung.
Zusammen Fortschritte machen
Heute bietet der Novartis Campus ein Netzwerk für den Austausch und die Zusammenarbeit im Bereich der Life Sciences. Hier kommen Mitarbeitende aus der ganzen Welt zusammen, um die Medizin, das Gesundheitswesen und die Biowissenschaften zum Wohl der Patientinnen und Patienten voranzutreiben. Aus dem Jahr 2020 stammt folgendes Zitat: «Die Eröffnung des Novartis Campus ist eine Entwicklung hin zu einer offeneren, kommunikativeren und kollaborativen Kultur. Er wird sich als ein Ort des Wissens, der Begegnung und der Interaktion etablieren.» Matthias Leuenberger, Länderchef Novartis Schweiz.
Bedeutung für die Stadt Basel
Der Campus stärkt Basels Position als europäisches Biotechnologie-Zentrum und fördert die Zusammenarbeit zwischen internationalen Forschern, Start-ups und Experten der Gesundheitsbranche. Er ist ein Ort der Inspiration und Begegnung, der durch seine moderne Architektur und öffentliche Zugänglichkeit das Stadtbild bereichert.
Zudem trägt er zur Infrastrukturentwicklung bei, indem er öffentliche Räume und Einrichtungen bietet, die sowohl für Anwohner als auch Besucher attraktiv sind. Der Novartis Pavillon ist das neue Ausstellungs-, Begegnungs- und Veranstaltungszentrum auf dem Novartis Campus. Er ist dem gemeinsamen Lernen und dem Dialog über die Wissenschaft und die Zukunft des Gesundheitswesens gewidmet.
Forschung, Lehre und Verwaltung auf einem Campus vereint.
Der Novartis Campus in Basel hat einen signifikanten Einfluss auf die lokale Wirtschaft. Durch die Öffnung für Start-ups fördert er die Vernetzung mit dem Life Sciences Cluster der Region Basel. Der «Switzerland Innovation Park Basel Area» unterstützt Start-ups in den Bereichen digitale Gesundheit und personalisierte Medizin, was neue Arbeitsplätze schafft und die Innovationskraft der Region stärkt. Zudem investiert Novartis erheblich in Forschung und Entwicklung, was Basel als wichtigen Forschungs- und Innovationsstandort positioniert.
Jüngste Ansiedlungen
Kürzlich haben sich acht Unternehmen im «Switzerland Innovation Park Basel Area» auf dem Novartis Campus angesiedelt. Zu den neuen Unternehmen gehört unter anderem Rekonas Medical, das Software im Bereich Neurologie entwickelt. Der DayOne Accelerator, der innovative Gesundheitsprojekte unterstützt, ist ebenfalls auf dem Campus präsent.
Informativer Guide für einen privaten Rundgang
Mit dem neuen «Novartis Campus Guide» wird dem globalen Hauptsitz des Unternehmens erstmals eine Publikation gewidmet, die sowohl als chronologischer Rückblick wie auch als thematischer Führer dient. Vorgestellt wird auch das eigentliche Besucherzentrum, der Novartis Pavillon: «Wie werden Medikamente hergestellt? Warum entstehen Krankheiten? Wie sieht die Gesundheitsversorgung der Zukunft aus? Der Novartis Pavillon ist ein Ausstellungsort in Basel, der sich mit den grossen Fragen rund um das Gesundheitswesen befasst – ein Ort, an dem jede und jeder etwas über die Faszination der Medizin lernen, sich einbringen und davon inspirieren lassen kann.»
Der Novartis Pavillon dient u.a. als Besucherzentrum.
Wie geistig und künstlerisch verbindend die Konzepte baulich umgesetzt wurden, zeigt der kompakte Führer zunächst visuell mit grossformatigen, farbigen Fotos von Gebäuden und Gelände. Vittorio Magnago Lampugnani, der Kopf des Projekts und Koryphäe der Städteplanung, umreisst in der Einleitung Ziele und Pläne. Ein Blick auf die Unternehmens- und Bebauungsgeschichte des Areals ist den thematisch gegliederten Beiträgen vorangestellt.
Der offizielle Plan des Novartis Campus, als PDF: novartis-campus-basel-map-de
Die Gebäude und Aussenanlagen werden in Form eines Rundgangs mit aktuellen Fotos, Plänen und Illustrationen erklärt. Exklusive Einblicke zeigen, wie inner- und ausserhalb der neuartigen Labor- und Bürokonzepte Begegnung, Zusammenarbeit und wissenschaftlicher Fortschritt zustande kommen.
Chronologisch erschliessen sie die Bedingungen und Phasen der Gestaltung von Innen- und Aussenbereichen, das gewollte Nebeneinander von Alt und Neu sowie die Einbettung der Kunstwerke. Fotos von Innenräumen erlauben den exklusiven Blick in die hochmodernen, nicht öffentlich zugänglichen Labor- und Bürobereiche.
Im Lauf der Jahre entstand aus dem geschlossenen Firmengelände der «Campus des Wissens». Längst erweist sich das Areal als Magnet für Architekturinteressierte und ein internationales Publikum, das während der Geschäftszeiten zusätzlich zu den Angestellten die Strassen, Parks, Cafés und Restaurants belebt. Mit dem kompakten «Guide» in der Hand lässt sich der Campus nun erstmalig in seiner Gesamtheit erkunden und erfassen, wie einzigartig hier moderne Arbeitswelten mit Architektur von Weltrang realisiert wurden.
Titelbild: Luftaufnahme des neuen Campus aus dem Jahr 2023. Fotos PD/ZVG
Andreas Kofler, Goran Mijuk (Hg.) Novartis Campus Guide (erhältlich als deutsche, französische oder englische Ausgabe), Christoph Merian Verlag, 2024, ISBN 978-3-03969-021-3. Mit einer Einleitung von Vittorio Magnago Lampugnani.
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Aufgrund der kommenden Feiertage ist der Novartis Pavillon vom 23. bis 25. Dezember 2024 sowie vom 30. Dezember 2024 bis zum 1. Januar 2025 geschlossen.
Dies ist ein interessanter Bericht. Vor allem für mich. In meiner langen Arbeitslosigkeit vom Sept.2007 bis Juli 2011, hatte ich verschiedene temporäre Stellen. Eine davon war im Monat Sept.2007, bei der Firma Pidas AG, welche mich bei der damaligen Novartis in Basel einsetzte. Ich bin damals täglich von Thalwil ZH, (mein damaliger Wohnort) nach Basel gefahren, um diesen Job bei der Novartis auszuführen. Und schon damals gab es den sogenannten Campus. Dieser war aber damals nur für Mitarbeiter und Kunden bestimmt, eine Parkähnliche Landschaft, mit einem grossen künstlichen Teich in der Mitte. In diesem Teich schwammen einige Koi’s, ein Fisch aus der Familie der Karpfen welche sehr gross werden und sehr teuer sind. Also ich habe nur gute Erinnerungen an den Campus Novartis von 2007.
Ich habe diesen sehr interessanten Artikel gerne gelesen.
Als Bürgerin von Basel ist mir allerdings nicht bekannt, dass der Novartis Campus frei besucht werden kann.