StartseiteMagazinLebensartCarmona: Kleinstadt in Andalusien

Carmona: Kleinstadt in Andalusien

Andalusien im Winter zu bereisen, konkret das Hinterland seines im Sommer überbordenden Tourismusgürtels zu entdecken, hat seinen Reiz. Zwischen den Bergen im Norden und dem Meer an der Costa del Sol herrscht ein mildes Mikroklima. Und es gibt viel zu entdecken.

Kleinere Städte sind oft authentischer und man erlebt mehr vom Alltag der Bewohner, wir sind an einem Samstagnachmittag in Carmona zu Gast. Die Kleinstadt mit rund 30’000 Einwohnern liegt rund 30 Kilometer nordwestlich von Sevilla. Weil die Stadt — trotz ihrer 5000jährigen Geschichte — so nah bei Sevilla liegt, wird sie von manchen Reiseführern beiläufig abgehandelt. Denn in Andalusien gibt es weltberühmte Sehenswürdigkeiten: Städte wie Sevilla mit seiner Giralda, Granada mit der Alhambra oder Córdoba mit der Moschee-Kathedrale. Wer jedoch bei einer Rundreise ausschliesslich die Attraktionen ansteuert, lernt ein Land nur von einer Seite kennen.

Die Plaza de San Fernando gehört zur Ausgehmeile.

Der Marktplatz, einst Teil des Dominikanerinnenkloster Santa Catalina, zählt zu den bei Einheimischen und bei Touristen beliebten Sehenswürdigkeiten von Carmona. Das Städtchen ist uralt. Seine lange Geschichte ist ihm auch anzusehen. Stolz behauptet man in Carmona, Bauten nahezu aus jeder Kulturepoche vorweisen zu können.

Der Convento de las Agustinas Descalzas (Kloster der Augustiner Schwesternschaft)

Im romantischen Ortskern, noch weitgehend von der alten Stadtmauer umgeben, steht eine ganze Reihe von Palästen und Kirchen unterschiedlicher Herkunft. Von den beiden maurischen Festungen wird eine heute als Parador (traditionelles historisches Hotel) geführt.

Puerta de Cόrdoba

Markant sind die beiden Stadttore. Der Rundgang mit Beginn am östlichen Tor, der Puerta de Cόrdoba, ist vorzuziehen – es ist der interessantere Zugang. Hier findet man die gesamte für andalusische Bauten typische Abfolge von Bauteilen, welche die historischen Epochen des Landes wiedergeben. Die Fundamente und der Aufbau mit den Säulen sind punisch und römisch. Daran angebaut die Türme aus der beinahe achthundertjährigen arabischen Herrschaft (Al-Andalus) und nach der Reconquista ein hausähnlicher Aufbau aus der Renaissance.

Der Alcázar aus der Zeit der Eroberung Andalusiens durch die Mauren und das Tor Richtung Sevilla

Die historische Altstadt von Carmona liegt innerhalb der Festungswälle. Sie hat ihr Aussehen einer maurischen Medina mit Straßen voll schöner Exemplare profaner und religiöser Architektur bewahrt. Hinter beinahe jeder Ecke stösst man auf Häuser im Mudéjar-Stil, die zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert erbaut wurden.

Palacio im Mudéjar-Stil.

Mit dem Begriff Mudéjar bezeichnet man in der Kunstgeschichte einen Dekorationsstil, der Elemente der islamischen und der christlichen Kunst vereint. Holz, Keramik und Ziegel wurden verwendet, um Dekorationen wie Schachbrettmuster, Rundbögen und Friese zu gestalten.

Der Reiz der Mudéjar-Architektur bleibt keinem Andalusien-Besucher verborgen.

Die Attraktionen der Stadt sind weniger einzelne herausragende Sehenswürdigkeiten. Dafür sind kleine Details und Überbleibsel aus längst vergangenen Zeiten zu entdecken.

Fenstergitter sind ein beliebtes architektonisches Element in Andalusien.

Die Rejas genannten Gitter haben eine kulturelle und eine ästhetische Tradition. Sie geben Sicherheit, Privatsphäre und ermöglichen die Luftzirkulation in heissen Sommern mit oft 40 Grad.

Farbenfroher Kontrast

Einen besonderen Reiz andalusischer Städte und Dörfer machen die engen und sich ständig verzweigenden Gassen aus. Es fällt einem nicht schwer, sich in vergangene Zeiten zurückzuversetzen und die Ruhe zu geniessen.

Charakteristisch: Alle Häuer im gleichen Stil

Der weisse Anstrich vieler andalusischer Häuser hat ihnen den Beinamen Weisse Dörfer verschafft. Das Gefüge aus Straßen und Plätzen in Carmona wurde praktisch nicht verändert und ist noch heute beinahe in Originalform erhalten ist. Moderne Gebäude existieren nur in den Vorstädten.

Unerwartet: eine kleine Strassenmusik zum Abschied

Zurück auf der Plaza de San Fernando treffen wir auf eine Gruppe von Tunas: Studenten oder ehemalige Studierende führen in historischen Kostümen, oft mit farbigen Schärpen, die Tradition, welche auf das 14. oder 15. Jahrhundert zurückdatiert wird, weiter. Sie musizieren auf der Strasse oder in Lokalen. Meist singen sie traditionelle Lieder und verwenden Instrumente wie Gitarre, Mandolinen und Tamburine – ein Brauchtum , das Einheimische und Touristen erfreut.

Titelbild: Mudéjar-Architektur

Fotos © Justin Koller

 

 

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