Eines ist nun seit dem 20. Januar 2025 unmissverständlich klar: Donald Trump ist alles andere als unberechenbar. Im Gegenteil. Kalt berechnend setzt er um, was er im Wahlkampf versprochen hat. Fast stündlich unterschreibt er öffentlich mit grossen Stiften Dekrete, mit denen er die USA nach seinem Gusto umgestalten will. Es fällt mir nur schon im Ansatz schwer, den Überblicke zu erhalten und zu behalten. Ich greife deshalb ein Thema heraus, bei dem klar wird, was auch auf uns ältere Menschen zukommt, wenn er als CEO der Weltfirma USA mit seinen Milliardären zusammen bestimmen wird, wie die Errungenschaft Künstliche Intelligenz KI sich zu entwickeln hat.
Zusammen mit den Bossen der Tech-Unternehmen Open AI, Softbank und Oracle hat er bereits am letzten Mittwoch das weltweit grösste KI-Infrastrukturprojekt «Stargate» lanciert. 500 Milliarden Dollar wollen die Tech-Milliardäre investieren, um den Vorsprung der Vereinigten Staaten bei der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz weiter zu sichern. 500 Milliarden sind mehr als ein Bundes-Jahresbudget Deutschlands. Nur: Die Computerchips für »Amerikas KI-Träume» kommen aus Taiwan, wie die NZZ schreibt. Amerika selbst sei in der Chips-Herstellung erstaunlicherweise ein Entwicklungsland, wie Europa ja auch. Nicht verwunderlich, dass der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck alles daransetzt, Chips-Produzenten in Deutschland anzusiedeln, auch wenn die FDP, selbst die CDU das sehr skeptisch beurteilen, weil für sie Subventionen an die Wirtschaft des Teufels sind. Im Gegensatz zu den USA, zu Trump, auch davor zu Biden.
Ja, Trump versteht sich als Initiant und geht noch weiter. Er schafft auch die rechtlichen Voraussetzungen dafür, beseitigt Barrieren, stellt eine Symbiose zwischen Staat und Wirtschaft her. Er hob deshalb einen von Joe Biden verabschiedeten Erlass auf, der vorsah, KI künftig stärker zu regulieren. Im Gegensatz zu Europa gibt es in den USA damit keine staatlich festgelegten Richtlinien mehr für die Entwicklung von KI-Modellen.
Was heisst das für uns? Es trifft sich gut, dass das »Magazin der NZZ am Sonntag» Anfang Jahr mit dem jungen deutschen Philosophen Christian Uhle (37) ein aufschlussreiches Gespräch führte. Als Wissenschafter forscht Uhle zu gesellschaftlichen und technologischen Transformationen, insbesondere in Bezug auf die KI. Uhle fürchtet nicht, dass KI künftig die Herrschaftsfunktionen übernimmt. Er fürchtet, «dass KI zwar verlässlich funktioniert, aber nicht am Wohl aller Menschen ausgerichtet ist – sondern an den Partikularinteressen wirtschaftlich oder politisch mächtigen Akteuren», wie eben Trump und Co. Die Technologie treffe auf den Boden einer Gesellschaft mit grassierender struktureller Einsamkeit, in der dramatisch viele Menschen unbefriedigte Bedürfnisse nach Verbindung hätten, danach, sich mitzuteilen, gehört und verstanden zu werden. In Deutschland fühle sich ein Viertel aller Menschen dauerhaft sehr einsam. In der Schweiz sei die Situation etwas weniger gravierend, nur bei den über 75-Jährigen sei der Anteil gleich hoch. Aber gerade bei den Jüngeren sei die Einsamkeit stark gestiegen: Insgesamt leide über eine halbe Million Schweizerinnen und Schweizer unter starker Einsamkeit. Mehr Menschen als in der Stadt Zürich leben würden.
Noch präzisere Zahlen gehen aus dem Altersmonitor der Pro Senectute Schweiz hervor. In der Schweiz würden rund 37 Prozent der über 85-Jährigen an Einsamkeit leiden – rund 90’000 Personen. Die Untersuchung zeige: Hochaltrige seien deutlich häufiger von Einsamkeit betroffen als jüngere Seniorinnen und Senioren. Ihr soziales Netzwerk verkleinere sich.
Hier setzt Uhle an: KI sollte den menschlichen Austausch stärken, ein Beispiel dafür seien Übersetzungen in alle Sprachen dieser Welt. Und sie sollte die Fähigkeiten zur Autonomie erhöhen, indem sie helfe, bewusste Entscheidungen zu fällen, sich auszudrücken oder den eigenen Tag aktiv zu gestalten. Wenn hingegen in Bereichen, in denen nicht nur Informationen, sondern auch gesteuerte Meinungen ausgetauscht würden, die für die Meinungsbildung essenziell seien, würden wir in einer Welt landen, in der nur noch KI-generierte Inhalte konsumiert würden. «Das wäre toxisch», so Uhle.
Seniorweb vermitteltet seit drei Jahren Kurse zu KI. Sie werden gut besucht. Es besteht also ein starkes Interesse der älteren Menschen an KI. Wichtig sind aber auch Foren, in denen Menschen sich über das vermittelte Wissen hinaus und auch über die sich anbahnenden, unbegrenzten Möglichkeiten von KI austauschen und so auch der Einsamkeit entgehen können.
Trumps Initiative darf uns also nicht kalt lassen. Im Gegenteil. Wir werden uns künftig noch weit stärker dafür engagieren müssen, dass möglichst viele mit der KI-Entwicklung mithalten können. Dazu sind wir als freiwilligen Organisation, als Non-Profit-Unternehmen auf Hilfe von aussen angewiesen. Leider hat die Politik noch nicht verstanden, was auf uns zukommt. Wir werden uns so weit wie möglich vernetzen müssen, um sicher zu stellen, dass die Einsamkeit nicht vergessen, sondern zu einem politischen Thema wird.
Nachtrag: Nur fünf Tag nach der Lancierung von «Stargate»durch Trump, trat China mit «Deepseek»auf den Markt. Mit einem KI-Modell, das mit weit geringeren Entwicklungskosten entstanden ist und betrieben werden kann. Die
Aktienkurse der US-IT-Firmen stürzten ab. Das darf uns aber nicht beruhigen. In Gegenteil: Umso mehr müssen wir uns mit «KI-Produkten» auseinandersetzen, vor allem auch deshalb, weil die Anwendung damit offener, billiger und zugänglicher wird.
Mit der Einsamkeit befasst sich auch die Organisation «Connect -gemeinsam gegen die Einsamkeit». Link zur Anmeldung zu ihrer Veranstaltung am 20.Febuar 2025 in Bern.
Nr(https://ch-connect.ch/tagung/ )
Einsamkeit in der Gesellschaft entsteht durch Ausgrenzung und Desinteresse. Eine noch so leistungsfähige KI und ihre perfekte Handhabung, kann menschliche Zuwendung ersetzen. Warum glauben vor allem Männer immer noch, mit technischen Neuerungen zwischenmenschliche Probleme lösen zu können? Und warum immer dieser Druck auf die Alten, möglichst hopp hopp, diese Technikhörigkeit gefälligst zu übernehmen?
Gerade der Präsident der USA und seine Gefolgschaft sind das beste Beispiel für ungebremsten Fortschrittsglauben, ohne Rücksicht auf Verluste. Das Rassenproblem, das starke Gefälle Arm-Reich, die neuen Gesetze à la Trump, die auch Europa betreffen werden, sind Alarmzeichen dafür, dass es in diesem Land nicht um das Wohl der Menschen geht, schon gar nicht um die Alten, Kranken und Armen. Hier wird die Demokratie für Macht und Einfluss geopfert. Wir müssen uns gewaltig anstrengen, um nicht in dieses Fahrwasser zu gelangen und das Menschliche darin ersaufen zu lassen.
Wir wissen alle, dass eine Wohlstandsgesellschaft einsame Menschen zur Folge haben kann. Es liegt an jedem einzelnen oder an jeder Gemeinde, Alterspolitik aktiv zu betreiben. Ich habe das Glück im Kanton Aargau zu leben und habe KI gefragt, ob sie die Leitsätze der Alterspolitik im Aargau kenne. Hier die Antwort von KI:
Ja, der Kanton Aargau hat im Januar 2023 neue Leitsätze zur Alterspolitik verabschiedet. Diese dienen als strategische Zielsetzung für die kantonale Alterspolitik und unterstützen die Gemeinden bei deren Umsetzung. 
Die Leitsätze sind wie folgt strukturiert:
• Ziel: Im Kanton Aargau leben ältere Menschen selbstbestimmt und mit einer hohen Lebensqualität.
• Drei Handlungsprinzipien:
• Vernetzen
• Kommunizieren
• Weiterentwickeln
Fünf Handlungsfelder:
• Soziale Teilhabe & Partizipation
• Sicherheit und Prävention
• Erwerbs- und Freiwilligenarbeit
• Wohnen, Mobilität und öffentlicher Raum
• Beratung und Unterstützung
Das übergeordnete Ziel ist es, allen Seniorinnen und Senioren ein selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben zu ermöglichen, ihre individuellen Ressourcen zu stärken und die notwendige Unterstützung sicherzustellen. Dabei wird das Potenzial der älteren Bevölkerung genutzt und die Verbindung zwischen den Generationen gefördert. 
Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Kantons Aargau.