Beat Fahrni, der Gründer der Thuner IT-Firmen TimeTool, Komit und UXAN, ist in vielerlei Hinsicht ein ungewöhnlicher Unternehmer: Der 57-Jährige sponsert Sportclubs, möchte den Schweizerischen Fussballverband (SFV) an den Thunsersee holen und dem Handballclub Wacker Thun eine neue Halle bauen. Ein Besuch.
Bei TimeTool an der Uttigenstrasse im Thuner Industriequartier werde ich ins Konferenzzimmer gebeten und eingeladen, am grossen Sitzungstisch Platz zu nehmen. Eine Mitarbeiterin bringt Kaffee. Ich blicke mich um. Die Formeln, Grafiken und Notizen auf den Black- und Whiteboards lassen vermuten, dass hier regelmässig Brainstormings und Projektsitzungen stattfinden. 25 farbige Plastikstühle stehen rund um den weissen Tisch, exakt so viele, wie die Firma Mitarbeitende hat.
Beat Fahrni im grossen Sitzungszimmer: «Ich biete bei TimeTool interessante Arbeitsbedingungen, verlange aber von meinen Angestellten auch Leistung.»
Nach fünf Minuten trifft Firmengründer und VR-Präsident Beat Fahrni ein: Schwarzes Hemd, schwarze Hose, Drei-Tage-Bärtchen, in der einen Hand ein Smartphone, in der anderen Hand ein Glas Wasser. Telefonisch wird noch rasch ein Termin vereinbart, dann wendet sich der Gastgeber mir zu. Gleich zu Beginn des Gesprächs bittet er um Verständnis, dass ihm das Atmen schwerfällt. Er habe beim Skifahren zwei Rippen gebrochen, erklärt der Unternehmer und bietet mir das Du an.
Erste Firma mit 25 Jahren
Im Eriz geboren, wuchs Fahrni in Thun auf, ging dort zur Schule und machte bei einem Thuner Industriebetrieb eine Lehre als Maschinenmechaniker. Wöchentliche Besuche bei einem Onkel im Eriz sorgten dafür, dass er in der Natur aufwuchs. Nach der Lehre spielte Fahrni aus monetären Gründen kurz mit dem Gedanken, auf einer Bohrinsel zu arbeiten, liess den Traum aber fallen, als er bei der Firma Securitas einen Job erhielt. Er war zuständig für die Lohn- sowie Finanzbuchhaltung und erhielt «on the Job» von der Firma NCR eine IT-Ausbildung. Als NCR ihn abwarb, sammelte er erste Erfahrungen im Programmieren.
Mit 25 Jahren gründete er seine erste Firma. Seine IT-Produkte waren gefragt. Neue Kunden, auch grössere, kamen hinzu, die Firma wuchs und Fahrni stellte neue Mitarbeitende ein.
Moderner Manager
Der Unternehmer ist ein Schnelldenker und Schnellredner, der sämtliche Daten, Namen und Details im Kopf hat. Mehrfach beantwortet er meine Fragen, bevor ich diese stellen kann. Er hüpft von Thema zu Thema, ich komme mit Schreiben fast nicht nach. «Diesen Anruf muss ich kurz entgegennehmen», unterbricht er den Redefluss und deutet auf sein Handy. Sein Telefongespräch gibt mir Gelegenheit, meine Notizen zu vervollständigen. Und schon geht es weiter.
Nach Privatunternehmen zu Beginn gewann er mit der Zeit auch öffentlich-rechtliche Körperschaften als Kunden: Kantone wie Luzern, Aargau und Solothurn nutzen heute seine Software, aber auch die Stadt Lausanne und die Groupe E (Strombranche). In Zukunft will Fahrni auch ins Gesundheitswesen vorstossen. Seit die Zeiterfassung am Arbeitsplatz elektronisch erledigt wird, hat er diesen Service zu einer Spezialität seiner Firma TimeTool gemacht.
In der Stockhorn-Arena, dem Heimstadion des FC Thun, verpasst Fahrni kein Spiel. Foto Vincenzo Togni / Wikipedia
Mit der Gastroabteilung gehört der SC Bern seit über zwanzig Jahren zu seinen Kunden. Im Gegenzug betreibt Fahrni beim SC Bern Sponsoring. Engagiert hat er sich auch bei weiteren Hockey-Clubs, so in Langnau, Biel, Fribourg und Ambri. Der Handball-Club Wacker Thun und der FC Thun profitieren neuerdings auch von seiner Erfahrung. Doch Fahrnis Leidenschaft gehört den Amateurvereinen, die in der Regel über keine eigene Software für ihre Mitarbeiter- und Kundenverwaltung verfügen. Für sie bauen TimeTool-Mitarbeitende individuelle Lösungen. Das Geschäft floriert.
Offenes Arbeitsklima
Der Verwaltungsratspräsident ist ein moderner Manager: tolerant, konstruktiv, grosszügig. Er hasst Ungerechtigkeiten und schenkt seinen Angestellten viel Vertrauen. «Im Arbeitsprozess ist der Mensch am wichtigsten», betont er. «Wenn das Kind eines Mitarbeiters erkrankt, dann soll Vater oder Mutter zu Hause bleiben.» Die TimeTool AG pflegt ein offenes Arbeitsklima und zahlt Löhne auf hohem Zürcher Niveau.
An Bewerbungen fehlt es nicht. Vielleicht auch, weil im Pausen- und Erholungsbereich der Firma mit einer Bar, einer Lounge, Hängematte, Relax-Sesseln und Tischfussball mehr bietet als dies in der alten Arbeitswelt üblich ist. Ganz nebenbei betont Fahrni, dass er selbstverständlich von seinen Angestellten auch Leistung verlangt.
Beat Fahrni vor dem Firmengebäude in Thun: «Ich begann bei TimeTool als Jüngster und bin heute der Älteste.»
Jüngstes «Kind» des Unternehmers ist die UXAN AG, eine neue Firma, die Sportvereine und Clubs berät, betreut, unterstützt, sich voll und ganz der Sportförderung verschrieben hat. Angeboten werden Dienstleistungen wie Treuhand, Controlling, IT, Personalwesen, Ticketing, Vermarktung und Sponsoring. Die Unterstützung umfasst auch Coaching, Ernährung und Training. Den Clubs stellt er, wenn diese es wünschen, auch das Personal zur Verfügung. «Wir wollen die Sportlerinnen und Sportler befähigen, Grenzen zu überwinden und Ziele auf kraftvolle, differenzierte Weise zu erreichen,» fasst Fahrni die Firmenphilosophie zusammen.
Der FC Thun soll aufsteigen
Finanziert wird die Sportförderung aus Einnahmen der Firma TimeTool. Sein erstes Unternehmen soll Kunden zufriedenstellen und weiterwachsen. «Ich werde hier nicht mehr gebraucht und bin bei TimeTool höchstens zwei bis drei Stunden pro Woche strategisch tätig», betont er. Ziele gesetzt hat Fahrni auch den Sportclubs, die er als Vorstandsmitglied und Sponsor betreut: Der FC Thun soll aufsteigen. Bei Wacker Thun hilft er, den Club in eine AG zu verwandeln und zu stabilisieren.
Zusammen mit anderen arbeitet Fahrni am Aufstieg des FC Thun. Foto Foto Rectilinium / Wikipedia
Ganz offen spricht der Multitasker auch über grosse Zukunftsprojekte: So möchte er mit seiner Firma UXAN in Thun eine Skill Sporthalle bauen und Wacker helfen, eine eigene Halle zu realisieren. Ausserdem unterstützt er die Stadt Thun dabei, den Schweizerischen Fussballverband (SFV) zu überzeugen, seinen Hauptsitz von Muri-Gümligen nach Thun zu verlegen und auf der Burgeralllmend einen Campus, ein modernes Fussballzentrum nach internationalem Vorbild zu bauen. «Ich verbringe derzeit viel Zeit mit Netzwerken. Eine meiner Aufgaben ist es, die richtigen Leute aus Politik, Wirtschaft und Sport an einen Tisch zu bringen.»
Den Segelschein erwerben
Als privates Ziel möchte Beat Fahrni 2025 endlich die Segelausbildung abschliessen, die Prüfung bestehen und mehr Zeit mit seiner Familie verbringen. Er hat einen 25jährigen Sohn (studiert an der ETH) und eine 24jährige Tochter (arbeitet als Malerin) sowie zwei schulpflichtige Buben (10 und 13), die in der Freizeit beide Handball spielen. Mit Ehefrau und Kindern verbringt er gerne Zeit im Berner Oberland, zum Beispiel an der Elsigen Metsch oder in Adelboden und neu wieder an der Lenk, wo er vor kurzem mit der ZauggBau AG Thun zusammen den Hirschen mit Bauland gekauft hat. Zu seinen Lieblingssportarten zählen Skitouren, Klettern und Biken. Mit Kunden besucht er regelmässig Eishockey-Spiele oder das Lauberhorn-Rennen und natürlich die Heimspiele von Wacker Thun und dem FC Thun.
Ans Herz gewachsen: der Handballclub Wacker Thun. Foto ZVG
Bekannte, Freunde, Partner und Kunden sind voll des Lobes für den umtriebigen Geschäftsmann: Er sei unkompliziert, kompetent, verfüge über Führungsstil und Macherqualitäten, sei einer, der anpackt, unterstützt und uneigennützig hilft, hört man. «Mich überzeugen vor allem seine Innovationskraft, sein unternehmerisches Denken, seine Power und sein konkretes Engagement,» lässt sich Georges Greiner, der ehemalige Präsident von Wacker Thun, zitieren.
Familie wohnt in Aeschi
In Aeschi fühlen sich Beat Fahrni und seine Familie wohl und zu Hause. Der Ort auf der Spiezer Sonnenterrasse sei ideal für Ausflüge in die Berge, betont er. Seinen Arbeitsplatz in Thun erreicht er mit dem Auto in wenigen Minuten. Auch für die Fahrt an die Heimspiele des SC Bern und des FC Thun braucht er nicht übermässig Zeit. «Aeschi hat eine gute Infrastruktur. Die Menschen sind flott und alles andere als abgehoben. Die Kinder wachsen normal auf», sagt der Unternehmer über seinen Wohnort und ergänzt: «Ich setze alles daran, dass meine Kinder im schönen Berner Oberland möglichst nachhaltig aufwachsen.» In die Rechnungsprüfungskommission liess er sich wählen, «weil ich der Gemeinde etwas zurückgeben will.»
Aeschi, Sonnenterrasse über dem Thunersee: Fahrnis Wohnort.
Fahrni will am Boden bleiben
Und wie geht der ebenso erfolgreiche wie umtriebige Frutigländer mit seinem Strahlemann-Image um? «Am Boden bleiben» lautet seine lakonische Antwort: «Genau wie beim Bergsteigen kann man auch als Unternehmer und Netzwerker hoch hinaufklettern, aber auch tief hinunterfallen.»
Sagts und schaut auf die Uhr. «Kannst Du dafür sorgen, dass mein Gepäck ans Lauberhorn nach Wengen transportiert wird», bittet er eine Mitarbeiterin. Dann ist unser Gespräch zu Ende. Ein letztes Foto vor dem Gebäude. Und dann rauscht der sympathische Thuner Sportförderer und Mega-Sponsor mit seinem Auto davon.
Titelbild: Beat Fahrni in der Chillout-Zone seiner Firma: «Wir wollen Sportlerinnen und Sportler befähigen, Grenzen zu überwinden.» Fotos PS und ZVG
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LINKS zu Fahrnis Unternehmen:
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