StartseiteMagazinGesellschaftPlädoyer für eine Päpstin

Plädoyer für eine Päpstin

Stellen sie sich vor: In der Schweiz stirbt ein Bundesrat oder eine Bundesrätin, und tags darauf tauchen zehn Namen von möglichen neuen Anwärtern auf das Amt auf; alles Männer. Der Aufschrei der (wohl nicht nur weiblichen) Community liesse nicht lange auf sich warten.

Die Wahl einer bedeutenden Führungspersönlichkeit mit einer grossen Anzahl an Kandidaten, aber ohne eine einzige weibliche Kandidatur, ist heute faktisch unvorstellbar. Es sei denn, eine neue Papstwahl steht an. Nach dem Tod von Papst Franziskus („Papst des Herzens“) waren subito mehrere Namen im Umlauf. Sie heissen mit Vornamen Luis, Jean-Claude, Pietro, Peter und Pierbattista. Aber keine Denise, Christine oder Angelika.

Frauen stehen bei einer Papstwahl naturgemäss aussen vor. Niemand stört(e) sich öffentlich daran, dass im kürzlich ausgestrahlten Film Konklave mehr als hundert ältere Männer den neuen Papst unter sich ausmachten. Es wurde ja nur die Wirklichkeit abgebildet. Das wird sich in den kommenden Wochen beim Wahlprozedere wieder zeigen, bis dann endlich weisse Rauchschwaden aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle den neuen Papst ankünden.

Was Frauen anbetrifft, ist die Katholische Kirche erzkonservativ, die Gleichstellung von Mann und Frau nach wie vor die reinste Utopie. Ein paar wenige Frauen, die es schon nur wagten, sich für die Priesterinnenweihe einzusetzen, stiessen und stossen immer noch auf Kopfschütteln oder gar Empörung.

<Die Päpstin> (Originaltitel: Pope Joan) ist ein historischer Roman der US-amerikanischen Schriftstellerin Donna Woolfolk Cross aus dem Jahr 1996. Im Jahr 2009 verfilmte Sönke Wortmann den Roman als deutsch-britische Produktion mit Johanna Wokalek als <Johanna> in der Hauptrolle.

Eine Weihe zur Priesterin wäre allerdings  eine Grundvoraussetzung dafür, dass eine Frau später überhaupt Bischöfin und danach Päpstin werden könnte. Doch dagegen wehren sich die Hauptverantwortlichen dieser Institution (inklusive jeweils amtierender Papst) mit Händen und Füssen. Als Begründung heisst es stets, dass Jesus ein Mann war. Deshalb könne auch nur ein Mann Priester, Bischof oder sogar Papst werden. So einfach lässt sich die weibliche Konkurrenz mit diesem kirchenrechtlichen Argument seit Jahrhunderten vom Hals schaffen. Mehr als der Status einer geschätzten Dienerin wird Frauen in der Kirche nicht zugebilligt.

Zwar existiert eine mittelalterliche Erzählung, die sich um eine Frau auf dem Papstthron rankt. Die Geschichte dieser Päpstin namens Johanna wurde sowohl in einem Buch wie auch in einem Film („die Päpstin“) abgehandelt. Johanna soll im Jahre 818 geboren und in einem Frauenkonvent aufgewachsen sein, wo sie aufgrund ihrer ungewöhnlich hohen Begabung auffiel. In einem Kloster in der deutschen Stadt Fulda verkleidete sie sich als Mann, wurde jedoch entdeckt und musste fliehen. In Rom machte sie später als Mann getarnt im römischen Klerus schnell Karriere bis ganz oben. Diese Geschichte ist allerdings eine Legende.

Die Sage einer angeblichen Päpstin Johanna, die im 9. Jahrhundert amtiert haben soll. Der Stoff wurde in Literatur und Film vielfach verwendet.

Eine Päpstin? Kommt nicht in Frage. Dabei könnte eine Frau als Oberhaupt der Katholischen Kirche ein wahrer Befreiungsschlag sein. Argumente dafür finden sich schnell, gerade im Hinblick auf eine wenig ruhmreiche Vergangenheit einiger Exponenten. Doch die Tradition, (männliche) Macht und eine fragwürdige Begründung gegen eine Frauenernennung sind Hürden, die sich auch in Zukunft nicht so leicht überwinden lassen dürften.

Apropos fragwürdige Begründung: Sprachwissenschafter weisen darauf hin, dass das germanische Wort guda, Vorläufer des Wortes Gott, sächlich war. Es bezeichnete Gott als „göttliches Wesen“, weder weiblich noch männlich.

Eine „Päpstin des Herzens“ würde sich bestimmt auch finden lassen.

Titelbild/Bildmontage: In der Sixtinische Kapelle fällt die Wahl auf eine Frau. Vorstellen darf man sich das Szenario. Fotos ZVG / PD


Willkommen Markus Sutter

Wir heissen Markus Sutter (68) als neues Mitglied unser Seniorweb-Redaktion herzlich willkommen. Markus Sutter studierte Ökonomie an der Universität Basel, danach war er ab 1981 in verschiedenen Funktionen als Redaktor tätig, als Wirtschafts- und Inlandredaktor bei der Basler Zeitung, als Auslandkorrespondent der Basler Zeitung in Berlin und als Chefredaktor beim Basler Stab. Von 2009 – 2012 war er bis zur Verselbständigung der Basler Spitäler Kommunikationsbeauftragter des Felix- Platter Spitals und des Gesundheitsdepartements Basel Stadt, danach Kommunikationsbeauftragter des Universitären Zentrums für Alters-Medizin des Felix Platter-Spitals. 2016 machte er sich selbständig mit der Firma M.Sutter Kommunikation, spezialisiert auf Gesundheits- und Altersfragen. Daneben ist er ständiger Korrespondent des Medical Tribune und Redaktionsmitglied der Zeitschrift «Akzent Magazin» von Pro Senectute beider Basel. Markus Sutter ist Autor einer Biografie über die ehemalige Ständerätin Anita Fetz (2020).

(Red.)

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