Das Landesmuseum zeigt in den Ausstellungen «World Press Photo 2025» und «Swiss Press Photo 25» die besten Pressefotografien des Jahres 2024 und blickt auch auf das Geschehen hinter den Schlagzeilen.
Jeweils im Frühling zeigt das Landesmuseum Zürich die besten Pressefotografien der Schweiz und der Welt. Auch 2025 ermöglichen die beiden Ausstellungen «Swiss Press Photo 25» und «World Press Photo 2025» einen beeindruckenden Rückblick auf das vergangene Kalenderjahr.
Alex Kühne. Am Ende des dritten Kriegsjahres in der Ukraine, nahe der umkämpften Stadt Tschassiw: Rekruten üben mit der Panzerfaust, bevor sie in den Kampf ziehen. Die Region war schon ein Schauplatz im zweiten Weltkrieg.
Die Bilder zeigen aktuelles Zeitgeschehen aus oft unbekannten Perspektiven und nehmen die Besucherinnen und Besucher mit auf Reisen. Etwa nach Kampala (Uganda), wo der Bodybuilder Tamale Safalu landesweit als erster Athlet mit Behinderung gegen nicht behinderte Sportler antritt. Das im Rahmen von «World Press Photo» prämierte Bild von Marijn Fidder zeigt Safalu beim Training und inspiriert durch dessen Stärke und Entschlossenheit.
Gabriel Monnet. Am 5. Juni wird ein Autobahnstück zwischen Payerne und Avenches (VD) für die Operation «Alpha Uno» gesperrt: Vier Kampfjets der Schweizer Luftwaffe üben Start und Landung. Diese Manöver können im Kriegsfall nicht nur auf Militärflugplätzen durchgeführt werden. Das Spektakel wird von der Zuschauertribüne aus verfolgt. Der Badge der Mission sieht aus wie eine Autobahnvignette.
Eine Fotoserie in der Ausstellung «Swiss Press Photo» führt zu vier heruntergekommenen Wohnblocks in der Nähe des Hauptbahnhofs. Sie gehören der SBB und wurden 1965 für unverheiratete Gastarbeiter gebaut. Eigentlich als Provisorien geplant, stehen die «Junggesellenheime» bis heute. Annick Ramp porträtiert mit ihrer Serie zwei Arbeiter aus Portugal und Ostdeutschland, die in den an Plattenbauten erinnernden Häusern wohnen.
Stefan Borer. Bevor sie als Kulturministerin das Zürich Film Festival eröffnet, besucht Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider für ein Interview das Cinéma Lux in ihrem Wohnort Les Breuleux (JU). Gefragt, ob sie sich angesichts der vielen Termine manchmal nicht wie im falschen Film fühle, sagt die Magistratin: «Absolut nicht.» Aber: «Man spielt vielleicht nicht immer seine Wunschrolle.»
In der Ausstellung «Swiss Press Photo» werden rund 150 Bilder in den Kategorien Aktualität, Alltag, Schweizer Geschichten, Porträt, Sport und Ausland gezeigt. Die Gewinnerinnen und Gewinner der verschiedenen Kategorien sind alle mit ihren eindrücklichen Werken im Landesmuseum vertreten.
Urs Jaudas. Am 7. Mai, genau sieben Monate nach dem Terrorangriff der Hamas und dem Start der Militäroperation Israels im Gazastreifen, protestieren an der ETH Zürich pro-palästinensische Studierende. Sie fordern, dass die Hochschule die Kooperation mit israelischen Universitäten beendet. Im Gegensatz zu Demonstrationen an anderen Schweizer Unis wie in Lausanne wird jene in Zürich von der Polizei aufgelöst.
Maros Kostas, Noémi Speiser ist 97 Jahre alt und gilt als Koryphäe in ihrem Fachgebiet der Textilwissenschaft. Eine Kunstgalerie ehrt 2024 das Lebenswerk der Baslerin. Speiser heiratete zeitlebens nie und besteht darauf, als «Fräulein» angesprochen zu werden.
Dominic Nahr. In Jemen herrscht seit zehn Jahren Bürgerkrieg. Wie das ganze Land, ist auch die Stadt Taiz zweigeteilt: Deren Nordenkontrolliert die islamistische Huthi-Miliz. Taiz ist kriegsver-sehrt, Soldaten patrouillieren auf Pick-ups durch die Strassen. Die Huthis kämpfen auch ausserhalb «ihres» Staates auf der Arabischen Halbinsel: Im Gaza-Krieg haben sie die Hamas gegen Israel unterstützt.
Fabrice Coffrini, Er springt auf die Umrandung des Zielbereichs und slidet ein paar Meter. Pure Freude spricht aus dem Gesicht von Marco Odermatt. In Adelboden gewinnt er am 6. Januar den Riesenslalom der Männer. Bei schwierigen Sichtverhältnissen distanziert er den überraschend stark fahrenden Aleksander Kilde um 1,26 Sekunden und bringt das Publikum zum Toben.
Gabriel Monnet, Für eine Fotoserie posieren verschiedene paralympische Athletinnen und Athleten an für sie ungewohnten Orten. Elena Kratter, die in Paris die Bronzemedaille im Weitsprung gewinnt, lässt sich im Zentrum Paul Klee ablichten, Para-Badminton-Spielerin Cynthia Mathez spielt am Étang de la Gruère.
Christian Schmid. Der junge Fotograf hat die Erlaubnis erhalten, über seine 126-tägige militärische Ausbildung im Winter 2023/24 eine Fotoreportage zu erstellen. Herausgekommen ist eine Bilderserie über «Die Rekrutenschule, wie ihr sie noch nie gesehen habt», so der Reportagetitel. Schauplätze sind die Zimmer auf dem Waffenplatz Bière und die Infanterie-Sperrstelle Le Day anlässlich einer Kampfübung.
Alessandro della Valle. Beim Fototermin für das Gruppenbild der an der Ukraine-Friedenskonferenz vom 15. und 16. Juni auf dem Bürgenstockversammelten Staatsoberhäupter neigt sich Bundespräsidentin Viola Amherd lächelnd vor und schaut sich um. Das Bild geht in den sozialen Medien viral. An einer Presse-Konferenz sagt Amherd später, sie habe sich vergewissern wollen, ob alle anwesend seien und am richtigen Platz stunden.
Bei «World Press Photo» sind rund 160 Bilder zu sehen. Sie decken alle Kontinente ab und werden danach in über 80 weiteren Städten auf der ganzen Welt gezeigt. Die beiden Ausstellungen werden ab Mitte November 2025 auch im Château de Prangins zu sehen sein.
Titelbild: Sebastian Sele. In New York leben 65 000 Asylsuchende in Notunterkünften; die Zahlen sind mit der Administration Biden stark gestiegen. Auf der Freizeitinsel Randall’s Island ist eine Zeltstadt errichtet worden. Hier verkauft ein mauretanischer Einwanderer Tee aus seiner Heimat. Einer seiner Landsmänner wartet darauf, dass ihm ein Coiffeur, der aus Venezuela geflüchtet ist, die Haare schneidet.
Swiss Press Photo 25 | 9.5. – 29.6.2025
World Press Photo 2025 | 9.5. – 9.6.2025
Fotos: Josef Ritler