Was blüht im Garten von Ende Mai bis zum Frost? Es ist die Rose. Sie hat zwar den Ruf, kapriziös und heikel zu sein, aber das war gestern. Heute werden Strauchrosen gezüchtet, die robust und unkompliziert sind. Und die, weil sie ohne Pflanzenschutzmittel auskommen, also ungespritzt sind, sogar gegessen werden können.
Dass sich die Rose, von der Dichterin Sappho bereits 600 v.Chr. zur «Königin der Blumen» erkoren, zu einem «Hansdampf in allen Gassen» entwickeln konnte, ist vor allem den Rosenzüchtern zu verdanken. Über Jahrhunderte wurde geforscht, gekreuzt und verbessert. Standen Anfang des letzten Jahrhunderts vor allem die Dauerblüte und neue Farbaspekte im Vordergrund – Sapphos Rose blühte, wie auch unsere Wildrosen, nur einmal im Jahr, im Juni – wird heute viel mehr auf Blattgesundheit und Resistenz gegen Schädlinge und schlechtes Wetter geachtet. Ohne die Errungenschaften früherer Gärtnergenerationen wie Farbe und Duft aus den Augen zu verlieren.
Sah Sapphos «Königin der Blumen» wohl so aus? Eine Wildrose, die erst durch jahrhundertelange Züchtungen zu neuen Formen, Farben und ihrem Duft wurde.
In Sachen Duft machte es die Rose den Züchtern nicht leicht, weil die Duftgene rezessiv vererbt werden – also nur dann, wenn beide «Elternteile» Träger des Gens sind – und zudem noch an andere Eigenschaften wie Farbe gekoppelt sind. So lässt sich schon an der Farbe einer Blüte ablesen, ob es sich um eine Duftrose handelt: Rosafarbene duften fast immer, gelb und apricot sind ebenfalls Favoriten, während orange Blüten eher etwas fürs Auge sind. Weisse und rote Züchtungen können, müssen aber nicht duften.
Ob eine solche Torte schon «bei Königs» im vorrevolutionären Frankreich auf den Tisch kam?
Kommen wir zum kulinarischen Teil. Ein Rosenblütensorbet oder kandierte Rosenblätter sind keine moderne Kreationen. Schon am französischen Hof wurden Rosenblüten aus den riesigen Gärten von Versailles zu blumigen Delikatessen verarbeitet und seitdem sind wohl noch etliche neue Ideen dazugekommen. Wobei: Sorbet, Sirup oder Gelée aus Rosenblättern leuchtet ja ein, aber dann hört bei mir die Gaumenfreude auf. Meine anmutigen Duftrosen in Omelettenteig gerührt oder in Kuchen verbacken? Da stelle ich lieber einen grossen Strauss der edlen Blüten auf den Tisch, freue mich über ihren Anblick, ihren Duft – und verzichte gerne auf den Geschmack.
Kandierte Veilchen waren zum Anfang des letzten Jahrhunderts eine beliebte Leckerei.
Dass Blüten nicht nur zur Dekoration, sondern als essbare Beilage auf den Tisch kommen, hat übrigens eine lange Tradition. In der Antike schon wurden Speisen mit Blüten veredelt. Die Chinesen essen seit altersher ihre Chrysanthemen und bei den Azteken sollen Dahlien beliebt gewesen sein. Und vor hundert Jahren begeisterten sich in unseren Breitengraden die feinen Damen für kandierte Veilchen als deliziöse Schleckerei. Man sieht es doch fast vor sich, das zarte Jüngferchen, das sich einen duftenden Veilchenstrauss ans Decolleté heftet – und sich mit süssen Veilchenpastillen über etwaige Enttäuschungen hinwegtröstet.
Lavendel wird bis heute gerne in der Küche verwendet. Aber Vorsicht! Nur sparsam dosieren, sonst schmeckt die Crème oder das Sorbet nach Seife.
Wer einen naturnahen Garten besitzt, in dem keine toxischen Spritzmittel verwendet werden, der kann von Frühling bis Herbst seine Teller mit Blüten ausgarnieren. Sind es im Frühling die Gänseblümchen, Stiefmütterchen oder Löwenzahn, die jeden Salat zu einem Ereignis machen, sind es jetzt, nebst den Rosen, auch Lavendel, Ringelblumen, Taglilien, oder Kapuzinerkresse, die als essbare Beilage überraschen können.
Sommertees aus Minze, Zitronenmelisse und Lindenblüten werden mit kleinen blauen Borretschblüten, einigen Blütenblättern der Ringelblumen und ein paar Hornveilchen veredelt. Wer ganz raffiniert ist, der friert die einzelnen Blüten zuvor ein. Wetten, dass sogar ein Gin Tonic oder ein Campari gekühlt mit einem Eiswürfel, in dem zwei, drei Vergissmeinnichtblüten eingefroren sind, zu einem Erlebnis wird? Zumal, wenn der Drink in einer dieser wunderbar langen Sommernächte, umgeben vom Duft der Blumen und Kräuter, genossen wird.
Nicht jede/r hat einen eigenen Garten. Ich liebe Rosen, jedoch seit ich in einer TV-Dokumentation vorgeführt bekam, unter welchen Umständen diese wundervollen und unglaublich mannigfaltigen Blumengewächse hergestellt und via Flugzeuge oder Schiffe, mit bei uns verbotenen Insektiziden übersäten Blumen in unseren Verkaufsläden landen, ist mir die Freude daran vergangen. Wenn Rosen, dann nur noch bio und faire trade.