StartseiteMagazinKulturEIN GARTEN IST EIN GARTEN IST EIN GARTEN

EIN GARTEN IST EIN GARTEN IST EIN GARTEN

Die Kunstschaffenden der neuen Ausstellung im Nidwaldner Museum Winkelriedhaus nähern sich dem Konzept des Gartens als kultiviertem Stück Erde, um es als gesellschaftliches und kulturelles Konstrukt zu reflektieren.


Der Titel der Ausstellung verweist auf das berühmte Zitat von Gertrude Stein «A rose is a rose is a rose». Dieses spielt auf die Essenz der Dinge an – etwas ist, was es ist, in seiner Einfachheit und Tiefe.

Auch im Garten spiegelt sich alles: der Mensch, der ihn gestaltet, der ihn bewohnt, sowie der Garten selbst. Diesem Kontext widmen sich die Werke von Elvira Bättig, Brigham Baker, Sabian Baumann, Alexandra Baumgartner, Quynh Dong, Klodin Erb, Roberta Faust, Nils Amadeus Lange & Mario Petrucci Espinoza, José Miguel del Pozo und Felix Stöckle. In Lewis Carrolls «Alice im Wunderland» taucht der Garten gleich zweimal auf: zu Beginn als sorgfältig gepflegter, übersichtlicher Ort, der die Menschenwelt als rigide und beherrschte Ordnung widerspiegelt. In der Traumwelt hingegen betreten wir mit Alice einen wilden Hort voller unbekannter Flora und Fauna, der endlose Möglichkeiten verspricht.


Alexandra Baumgartner, lebt und arbeitet in Biel

Geschichten wie «Alice im Wunderland» visualisieren das verheissungsvolle Wesen eines Gartens und weisen zugleich auf das komplexe Verhältnis zwischen dem Menschen und seiner Umwelt hin. Wie können wir verbunden sein und zugleich die Natur pflegen, während wir in ihren Lauf eingreifen, sie zerstören und ausbeuten? Von gepflegt und übersichtlich bis wild und wunderlich – das breite Spektrum des Gartens steht als Metapher für die stetige Aushandlung der Frage nach unserem Bezug zur Natur. Zu sehen sind unterschiedliche Medien und ortsspezifische Interventionen, mit denen die eingeladenen Kunstschaffenden das Konzept des Gartens als kultiviertes Stück Erde aufgreifen.


Brigham Baker aus USA, lebt und arbeitet in Zürich

Im Zentrum von Elvira Bättigs (*1997 in Adligenswil, lebt und arbeitet in Luzern und Zürich) ortsspezifischer Intervention steht das vieldeutige Motiv «Erdbeere». Mit der Verschiebung von Massstäben lotet die Künstlerin das Spannungsfeld zwischen Verführung und Bedrohung aus. Ambivalente Gefühle weckt auch die Installation von Felix Stöckle (*1994 in Flawil, lebt und arbeitet in Biel), in der das Zierobjekt Gartenzwerg in etwas Bedrohliches überführt wird.

Sabian Baumann aus Zug, lebt und arbeitet in Zürich, Erinnerung an die Menschen

Die Beobachtung der Natur, ihrer Vielfalt sowie ihrer Fähigkeit zur fortlaufenden Veränderung spielt im Werk von Brigham Baker (*1989 in Kalifornien, USA, lebt und arbeitet in Zürich) eine zentrale Rolle. Als Hobbyimker und urbaner Gärtner integriert er Pflanzen und Mikroorganismen in seine Arbeiten und verweist so auf eine Zeitlichkeit, die das fertige Werk überdauert.


Klodin Erb aus Winterthur, lebt und arbeitet in Zürich, Meine Rettiche im Gespräch,2020

Aspekte von Wandel und Vergänglichkeit finden sich in den Fotografien von Roberta Faust (*1996 in Hamburg, Deutschland, lebt und arbeitet in Genf). Diese zeigen ausgestorbene Pflanzen, welche die Künstlerin mittels Fotografie und Skulptur wiedererweckt. Auf den Fotografien von Alexandra Baumgartner (*1991 in Zürich, lebt und arbeitet in Biel) wiederum sind Gärten zu sehen, die sich im Spannungsfeld von Verfall, Wachstum und Erneuerung befinden. Damit verdeutlichen sie, dass der Garten als Raum verstanden werden kann, in dem sich Menschen und Pflanzen gegenseitig kultivieren wie auch voneinander geprägt werden.


Alexandra Baumgartner aus Zürich, lebt und arbeitet in Biel, Ohne Titel, 2018

In Sabian Baumanns (*1962 in Zug, lebt und arbeitet in Zürich) Zeichnungen eröffnet sich ein Kosmos der Verschränkung. Tag und Nacht, Tod und Leben existieren gleichzeitig, Augen sowie offene Münder durchziehen die Szenerien wie Sinnesorgane eines empfindsamen Organismus. In Klodin Erbs (*1963 in Winterthur, lebt und arbeitet in Zürich) Malerei werden Fragen nach Verwurzelung, Halt und Abhängigkeit thematisiert. Gefühlvoll verleiht die Künstlerin dem feinsinnigen Zusammenspiel von Mensch und Natur Ausdruck.


Roberta Faust- Yesterday’s Plants, 2024

Quynh Dongs (*1982 in Hai Phong, Vietnam, lebt und arbeitet in Zürich) Videoarbeit ist ein sardonischer Kommentar zur Sehnsucht nach dem Paradies, wobei dieses die Form einer traumhaften Gartenlandschaft annimmt. Im Audiostück von Nils Amadeus Lange (*1989 in Köln, Deutschland, lebt und arbeitet in Zürich) & Mario Petrucci Espinoza (1995 in El Tigre, Venezuela, lebt und arbeitet in Zürich) wiederum versammeln sich stimmliche Interpretationen von Heilpflanzen: Ein vielstimmiges Herbarium, das das Bild einer imaginären Heilwiese entstehen lässt.


Alexandra Baumgarten, ohne Titel

Die Buchinstallation von José Miguel del Pozo (*1985 in San Felipe, Venezuela, lebt und arbeitet in Bern) ist als öffentliche Präsenzbibliothek zu verstehen, die Besuchende dazu einlädt, in einen Garten aus Bildern und Texten einzutauchen. Die Ausstellung  dauert bis zum 5. Oktober 2025.
Fotos: Josef Ritler

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