Das Kunstmuseum Luzern stellt bis 19. Oktober 2025 Werke der Künstlerin Seraina Steinemann aus, die alltägliche Dinge in der Sprache der Werbung zeigt. Sereina Steinemann (*1984) zeigt in ihren Malereien, Zeichnungen und Heften Dinge aus dem Alltag. Sie malt beispielsweise eine Brille, Kinderbücher, Werbeslogans oder eine Schuhauslage.

The Artist and Her Side Job, 2025 Bleistift, Acryl und Öl auf Baumwolle
Die Künstlerin teilt das Interesse für die Warenwelt mit der Pop-Art. Sie schafft aber keine kühl-glatten Stillleben, sondern zeigt die gewöhnlichen Dinge liebevoll mit einem Lächeln. Ihre Werke berühren aufgrund der Einfachheit des Motivs und der Malweise.

Cola, 2019 Acryl auf Papier, Privatsammlung
Für die Ausstellung hat sie erstmals Skulpturen geschaffen. Inspiriert sind sie von eher altmodischen, figürlichen Werbeträgern wie dem überdimensionalen Croissant, das während der Öffnungszeiten vor die Bäckerei gestellt wird, oder vom Riesen-Glacé vor der Gelateria.

Hose, 2024/2025, Acryl auf Baumwolle, Courtesy of the artist
So sind auch grosse Schlüssel im Ausstellungsraum mobil und stehen nicht immer an derselben Stelle. Oder werden sie vielleicht sogar weggeräumt, wenn das Museum über Nacht geschlossen wird?
Pelle, flieg zu Petzi hinauf und tröste ihn, damit ich in Ruhe auf einen guten Einfall warten kann!, 2025, Bleistift und Acryl auf Baumwolle
Mit der Serie Qualität ist unsere Stärke untersucht Sereina Steinemann die Sprache der Werbung formal wie inhaltlich. Losgelöst von konkreten Produkten spiegeln die Zeichnungen die Erfolgsversprechen sowie Appelle zur Selbstoptimierung und Selbstliebe wider – More Extra Less Ordinary!

Portfolio, 2021, Acryl auf Baumwolle, Birdie mit Käse, Birdie, 2024
Dabei spielt die Künstlerin mit der Grösse der Buchstaben, den Grenzen des Blattes und der Menge an Tinte in den Acryl-Stiften, die während des Schreibprozesses ausgeht, so dass die Buchstaben verblassen.

Subers Bärn, 2024, Acrylstift auf Baumwolle
Auch wenn sie zeitgenössische Massenprodukte und Werbeslogans aufgreifen, erzählen ihre Werke eher von Handwerk und Handarbeit als von industrieller Fertigung. Selbst wenn die Künstlerin einen Blog-Kommentar auf die Leinwand überträgt: Die Malweise erdet die digitale Kommunikation im Analogen, im Dinglichen von Leinwand und Farbe, in der Handarbeit mit dem Pinsel. Durch die unprätentiöse, einfache Malweise erhalten Massenwaren wie eine Coop-City-Plastiktasche oder Coca-Cola-Flasche einen eigenen, individuellen Charme und aus dem Saum der Hose von Louis Vuitton läuft Farbe.

Sereina Steinemann vor ihrem Werk Schuhladen, 2024, Öl- und Acrylfarbe auf Baumwolle
Mit dem Zweifel-Chips-Logo thematisiert die Künstlerin die eigene malerische Unsicherheit. Gerade die scheinbar widersprüchliche Kombination aus Sorgfalt und fehlender Virtuosität macht Sereina Steinemanns Werke berührend. Die Künsstlerin arbeitet in verschiedenen Serien mit Walt Disneys «Lustigen Taschenbüchern». So setzt sie Szenen thematisch zu eigenen Comics zusammen und vervielfältigt sie mit dem Fotokopierer. Für die Zeichnungsserien Schaffen und Unwägbarkeiten hat sie aus dem Walt- Disney-Kosmos Fragmente ausgewählt, die eine Geschichte andeuten: Werkzeuge oder Geräte erzählen von künstlerischem Schaffen, Explosionen oder spritzendes Wasser von Abenteuern.

City Bag, 2024/2025 Acryl und Öl auf Baumwolle
Die Stellwände bestehen aus recyclierten Platten früherer Ausstellungen. Sie erzählen von der Ausstellungsgeschichte, erinnern an Kulissen und bilden eine Bühne für Sereina Steinemanns Werke. Für die Ausstellung hat Sereina Steinemann erstmals eine Serie skulpturaler Arbeiten entwickelt. Sereina Steinemann hat den Publikationspreis der Stadt Luzern spot on erhalten. Zur Ausstellung gibt Band 21 dieser Serie einen umfassenden Einblick in ihr Schaffen. Kuratiert wurde die Ausstellung von Eveline Suter.
Fotos: Josef Ritler

