Die Stadt Zürich steht, wie viele andere städtische Regionen, vor der Herausforderung einer alternden Bevölkerung. Immer mehr Menschen erreichen ein hohes Lebensalter und wünschen sich, auch im Alter selbstbestimmt und sicher leben zu können. Dabei gewinnt die Frage nach geeigneten Alterswohnungen zunehmend an Bedeutung.
In Zürich gibt es bereits ein breites Angebot an Alterswohnungen, das durch öffentliche und private Trägerschaften bereitgestellt wird. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Stiftung Alterswohnungen der Stadt Zürich (SAW), die rund 2000 Wohnungen an verschiedenen Standorten in der Stadt vermietet. Diese Wohnungen sind speziell auf die Bedürfnisse älterer Menschen ausgerichtet: Sie sind barrierefrei, gut erreichbar und oft mit Dienstleistungen wie einer Notrufnummer, einem Wäscheservice, punktueller Unterstützung durch die Hauswartung und einem Sozialdienst sowie mit gemeinschaftlichen Anlässen verbunden. Ziel ist es, älteren Menschen ein selbstständiges Leben in ihrem gewohnten Umfeld zu ermöglichen, ohne dass sie auf Sicherheit und Unterstützung verzichten müssen.
Trotz dieses vielfältigen Angebots besteht in Zürich ein spürbarer Mangel an Alterswohnungen. Die Nachfrage ist gross und viele ältere Menschen finden keine geeignete oder bezahlbare Wohnung. Deshalb hat die Stadt Zürich in ihrer Altersstrategie 2035 festgelegt, dass in den kommenden Jahren deutlich mehr altersgerechter Wohnraum entstehen soll. Geplant ist, bis 2035 rund 2000 zusätzliche Alterswohnungen mit Kostenmiete zu schaffen. Damit will die Stadt sicherstellen, dass ältere Menschen nicht aus finanziellen Gründen aus ihrem Quartier verdrängt werden. Besonders im Fokus stehen dabei bezahlbare, gemeinnützige Wohnformen, die langfristige Stabilität gewährleisten.
Ein Projekt mit 130 Alterswohnungen
Ein Beispiel für neue Projekte ist die geplante Überbauung an der Thurgauerstrasse in Zürich-Seebach, wo 130 moderne Alterswohnungen entstehen sollen. Das Projekt legt grossen Wert auf Inklusion: Ein Teil der Wohnungen wird speziell für Menschen mit Hör- oder Sehbehinderungen reserviert, und die gesamte Anlage wird durch Gemeinschaftsräume, eine Begegnungszone und ein Gesundheitszentrum ergänzt. Das Ziel besteht darin, Wohnen, Pflege und soziale Teilhabe miteinander zu verbinden – ein Ansatz, der auch international zunehmend Beachtung findet. Geplanter Baustart wäre 2029. Solche innovativen Ansätze zeigen, dass Alterswohnungen heute nicht mehr nur als reine Seniorenresidenzen verstanden werden, sondern als Teil einer vielfältigen und durchmischten Stadtentwicklung, die auf unterschiedliche Lebensrealitäten eingeht.
Visualisierung des geplanten 22 Stockwerke hohen Neubaus in Zürich-Seebach mit 130 Alterswohnungen mit Blick von der Thurgauerstrasse. Foto: boa architektur
Die demografische Entwicklung der Stadt zeigt deutlich, warum solche Initiativen notwendig sind. Schon heute ist etwa ein Viertel der Zürcher Bevölkerung über 60 Jahre alt, und der Anteil wird in den kommenden Jahrzehnten weiter steigen. Konkret soll die Zahl der über 60-jährigen Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt Zürich bis 2045 auf 114 400 Personen ansteigen, wobei 29 900 Personen über 80 Jahre alt wären (mittleres Szenario). Viele ältere Menschen möchten in ihrem vertrauten Quartier bleiben, in der Nähe von Freunden, Nachbarn und vertrauten Geschäften. Die Möglichkeit, dort altersgerecht zu wohnen, trägt wesentlich zur Lebensqualität bei. Gleichzeitig zeigen Studien, dass ältere Menschen, die in einem sicheren und gut gestalteten Wohnumfeld leben, seltener pflegebedürftig werden. Alterswohnungen haben also auch eine präventive Wirkung: Sie entlasten langfristig das Gesundheitssystem und fördern die Selbstständigkeit der Bewohnerinnen und Bewohner.
Bezahlbare Alterswohnungen gefragt
Doch trotz dieser positiven Aspekte bestehen Herausforderungen. Ein grosses Problem sind die Kosten. Zürich ist bekannt für hohe Mieten, und auch wenn Alterswohnungen oft subventioniert oder gemeinnützig angeboten werden, sind sie nicht für alle bezahlbar. Menschen mit einer kleinen AHV- oder Pensionskassenrente können sich selbst moderate Mietpreise manchmal nur schwer leisten. Hier stellt sich die Frage, wie die Stadt langfristig sicherstellen kann, dass niemand aus finanziellen Gründen auf eine geeignete Wohnung verzichten muss. Eine mögliche Lösung liegt im Ausbau von Kooperationen mit Baugenossenschaften und im verstärkten Einsatz von Wohnbauförderprogrammen, die sich speziell an ältere Menschen richten.
Ein weiterer Aspekt betrifft die soziale Integration. Wohnen im Alter ist nicht nur eine Frage der baulichen Infrastruktur, sondern auch der Gemeinschaft. Einsamkeit und soziale Isolation sind weit verbreitete Probleme im höheren Alter. Deshalb setzen viele Alterswohnungen in Zürich auf gemeinschaftliche Konzepte: Es gibt Gemeinschaftsräume, Cafeterien, Gärten oder kulturelle Aktivitäten, die den Kontakt zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern fördern. Oft entstehen enge Nachbarschaften, die zu einem Gefühl von Geborgenheit und Zusammenhalt beitragen. Gleichzeitig bleibt der individuelle Freiraum erhalten – ein entscheidender Unterschied zu klassischen Altersheimen.
Insgesamt zeigt sich, dass Alterswohnungen in der Stadt Zürich weit mehr sind als nur ein Wohnangebot für ältere Menschen. Sie sind Ausdruck einer sozialen und inklusiven Stadtpolitik, die das Wohlbefinden und die Selbstbestimmung im Alter in den Mittelpunkt stellt. Der demografische Wandel erfordert neue Antworten, und Zürich geht mit gutem Beispiel voran. Zürich kann zum Vorbild für andere Städte werden.
Titelbild: Ansicht der 2012 erstellten Alterssiedlung der Stiftung Alterswohnungen der Stadt Zürich SAW im innerstädtischen Kreis 4. Die 31 Wohnungen sind mit eineinhalb bis drei Zimmern alle zweiseitig belichtet und speziell auf die Bedürfnisse betagter Menschen ausgerichtet.
Seit 2024 werden freie Alterswohnungen in der Stadt Zürich laufend im Tagblatt der Stadt Zürich, in einem Newsletter der SAW und auf der SAW-Vermietungsseite www.mieten.wohnenab60.ch ausgeschrieben. Der elektronische Bewerbungsprozess hat die früheren Wartelisten abgelöst. Er garantiert, dass alle Interessierten eine Chancen haben, zur Wohnungsbesichtigung eingeladen zu werden. Die Chance ist grösser für Personen, die dringend eine Wohnung brauchen, auf der früheren SAW-Warteliste standen und einen Bezug zum Quartier haben. Das System hinter dem Bewerbungsprozess wurde von der SAW in Zusammenarbeit mit Pro Senectute und dem Mieterinnen- und Mieter-Verband erarbeitet.

