Wörter-Roulette

Haben Sie bei gewissen Texten in den Zeitungen auch manchmal das Gefühl, da werde fast willkürlich in den Wörtertopf gegriffen? Beziehungsweise danebengegriffen.

Knapp daneben ist auch vorbei. Dieser Satz kommt mir beim Lesen der Zeitungen immer wieder in den Sinn. Zum Beispiel, wenn die Gäste völlig planlos an ein Fest kommen. Da wäre ja zu befürchten, dass sie den Ort des Geschehens gar nicht gefunden hätten. Wenn sie aber nur völlig ahnungslos waren, ja , dann wars eine hoffentlich angenehme Überraschung.

Oder wenn ein Wein als süffisant bezeichnet wird. Wenn der gute Tropfen süffisant – das heisst ironisch, herablassend, etwas überheblich –  als «ausgezeichnet» bezeichnet worden wäre, könnte nichts bemängelt werden. Ausser, dass die Qualität des Weins wohl ziemlich mies wäre – und alles andere als süffig.

Glühwürmchen-Wörter

Wer professionell schreibt, der weiss, dass die Suche nach dem richtigen Wort, dem treffenden Begriff manchmal ein mühsamer Teil der Arbeit ist. Beschreibungen oder Anmerkungen dürfen nie einfach Zufallstreffer sein – vor allem dann nicht, wenn sie das Ziel verfehlen. «Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist der gleiche wie zwischen einem Blitz und einem Glühwürmchen» hat der amerikanische Schriftsteller Mark Twain (1835-1910) mal gesagt. Und Recht hat er, auch nach mehr als 100 Jahren.

Ein weiteres «Glühwürchen gefällig? Wenn man jemandem über den Rücken schaut, was sieht man dann? Über die Schulter blicken, das lässt sich erklären – und das war wohl auch gemeint.

Pfui Teufel!

Oder da wird angemerkt, dass bei einem Restaurant bei schönem Wetter draussen gestuhlt wird. Am Zürifäscht oder jetzt dann bald bei der Street Parade wird das wohl wieder vermehrt vorkommen. Und die Anwohner werden sich wieder beklagen über den Gestank in ihren Hauseingängen.

Ja, ich weiss, heute ist «stuhlen» für Stuhlgang haben nicht mehr so in, heute nennt man den Vorgang direkt beim Namen. Aber vor einem Restaurant stuhlen, hat trotzdem einen unappetitlichen Nachgeschmack. Ich würde einfach die Stühle ins Freie stellen, das gibt weniger Geruchsimmissionen.

Manchmal sind es nur zwei Buchstaben und der Satz gerät in Schieflage: Da wird ein Hals zugewürgt, was Sprachpuristiker zum Würgen bringt. Einen Motor kann man abwürgen, aber das «zu» im Verb «würgen» ist völlig überflüssig, denn würgen heisst ja, etwas zusammendrücken. Deshalb ist auch der Begriff «aufwürgen» falsch, etwas kann höchstens aufgewuchtet werden.

Apropos aufwuchten: Da wuchtet jemand eine schwere Schiebetüre auf und seine Mütze in den Nacken. Muss schwer sein, die Mütze. Oder es fehlt ein Verb.

Voll ins Schwarze

Da stand kürzlich, die Kinder hätten Rüebli und Karotten geschält. Preisfrage: Wieviele Sorten Gemüse kamen so auf den Tisch? Eben. Zum Schluss noch ein Beispiel falscher Wortwahl, das zum Schmunzeln anregt. Da steht, als Werbung für einen Schützenverein, auf dem Plakat «Schiessen lernen und Freunde treffen». Treffender gehts fast nicht mehr.

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