StartseiteMagazinKolumnenHallo, bitte, lies mich!

Hallo, bitte, lies mich!

Titel sind wie das rote Tuch, mit dem der Stier in der Arena angelockt wird. Oder wie der berühmte Kanonenschuss, der ein bedeutendes Ereignis ankündigt.

Wie, wie lange, von wo bis wo und weshalb ein Zeitungsartikel gelesen wird, das wird immer wieder neu erforscht. Mit speziellen Brillen wird aufgezeichnet, wie sich ein Durchschnittsleser durch eine Zeitungsseite navigiert, wo sein Blick verweilt, wo er nur flüchtig hängen bleibt.

Aus diesen Erkenntnissen heraus werden dann die Zeitungsseiten gestaltet: Bilder sind wichtig und werden besonders beachtet. Vor allem natürlich, wenn sie gut und aussagekräftig sind. Ein menschenleerer Schulhof zu einem Bericht über das Gedränge auf dem Pausenplatz ist deshalb eher suboptimal, findet sich so oder ähnlich aber immer wieder.

Aufmacher und Eckenbrüller

Klar ist, und das weiss jeder auch ohne Spezialbrille, dass Texte am oberen Rand mit grossen Titeln, die Aufmacher, zuerst gelesen – oder zumindest angelesen – werden. Die äusseren Randspalten werden ebenfalls beachtet, zumindest im oberen  Bereich. «Eckenbrüller» nannten wir diese Einspalter. Was in der unteren Hälfte liegt bei einer Zeitungsseite, das geht oft unter, wird höchstens noch überflogen – ausser ein Thema ist so süffig aufbereitet, dass es zum Lesen verlockt.

Der Titel ist demnach ein Aushängeschild, das die Lesenden anlockt oder gleichgültig weiterblättern lässt. Und manchmal zum Schmunzeln, zum Kopfschütteln oder zum neugierigen Weiterlesen anregt.

Bitte ein Bild

«Alpenschutz beisst auf Granit» heisst es da und man vermisst eigentlich nur ein Bild dazu. Wie da der Alpenschutz sein Maul aufsperrt und ein grosses Felsstück abbeisst, das würde man doch nur zu gerne sehen. Oder hat er vielleicht nur in den Granit gebissen und dann sind ihm alle Zähne abgebrochen? Uns jedenfalls würde es so gehen und im ganzen Text steht nichts über den Zustand des Alpenschutzgebisses. Nur dass seine Zähne nicht besonders stark sein können, das kann aus dem Zusammenhang heraus erahnt werden.

«Lüftung bläst Baukosten auf» ist ein anderer illustrativer Titel. Ist doch ein schönes Bild, wie da die Lüftung bläst und bläst und die Baukosten, einem Ballon gleich, immer grösser werden. Oder hat der Schreibende wohl eher gemeint, die Baukosten würden aufgebläht? So wie ein Blähbauch bei einer Kuh, die ja auch keinen Blasbauch bekommt. Was solls. Blasen oder Blähen, ein Vokal mehr oder weniger, ein Konsonant so oder anders, zu einem Titel reichte es allemal.

Dichtung und Wahrheit

Vom Blasen zum Abdichten: «Dichter Saal führt zu Raumnot», steht auf der Frontseite einer Zeitung. Und lässt den Leser stutzen. Was ist mit diesem Saal los? Dicht soll er sein, also weder Luft noch Wasser noch, wahrscheinlich, Menschen hereinlassen. So wie beim Segeln, wo die Schotten dicht gemacht werden, das heisst, alle Türen (gleich Schotten) im Rumpf des Schiffes hermetisch verschlossen werden. Damit kein Wasser hereinfliessen kann.

Und da bekommt ein Saal Raumnot? Nein, natürlich nicht. Da musste ein Saal geschlossen werden – dicht gemacht werden – weil die Tragfähigkeit des Daches überprüft werden muss. Dass aus diesem Umstand dann ein dichter Saal entstand – das muss fast ein Dichter ersonnen haben.

Sterben und so

Zu guter Letzt geht es ans Lebendige: «Bauprojekt gestorben» lautet der Titel und im Text wird dann auch noch erwähnt, dass besagtes Projekt bereits beerdigt wurde. Nun gut, im Jargon kann ein Vorhaben wirklich sterben, das heisst aufgegeben werden. Im Film ist eine Szene gestorben, wenn sie abgedreht ist. Und auf den Redaktion ein Thema, wenn es nichts mehr hergibt. Man kann, so dahingesagt, seine Pläne beerdigen, wenn sie sonst zu nichts mehr zu gebrauchen sind. Aber trotzdem: Als Titel in der Zeitung eignet sich dieser flapsige Ausdruck nicht. Bleibt nur zu hoffen, dass nicht gleichzeitig eine Persönlichkeit das Zeitliche segnete. Sonst hätte man mit «Bauprojekt gestorben» aufmachen und als Eckenbrüller noch «Nationalrat NN auch» titeln können.

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