Die Pensionierten hätten Zeit zum Verschleudern – meint man.
Er habe nie Ferien, lamentierte der jüngste Enkel unlängst angesichts der Vorfreude seiner älteren Geschwister auf die bevorstehenden grossen Schulferien. Da kann er sich eigentlich mit seinem Grossvater zusammentun – der hat, seit er pensioniert ist, ja auch keine Ferien mehr.
Ihr lacht und denkt, diese Rentner, die tun ja nichts mehr, haben nur noch und immerzu frei, lediglich das reine Nichtstun im Sinn? Ihr habt nun wirklich keine Ahnung! Denn der Ruhestand bezieht sich ja bloss auf das Berufsleben. (An dieser Stelle muss ich einräumen, dass die Seniorweb-Leser natürlich ganz genau wissen, was Sache ist!)
Wenn ich da an meinen alten Freund Jakob denke: Montag Gesangsprobe, Dienstag Wandergruppe, Mittwoch Vorstandssitzung, Donnerstag Senioren-Universität, Freitag Schrebergarten. Und am Samstag für das Wochenende (seine Gattin hat schliesslich auch ihre Ansprüche) ins Ferienhäuschen im Malcantone, mit dem «Stau-and-go-Vergnügen» am Gotthard, das zur Sommerzeit ganz besonders gross ist. Und montags Gesangsprobe…
Nein, dieses weit verbreite Muster mache ich nicht mit, jetzt gehört die Zeit nämlich ganz mir, die wird täglich neu eingeteilt. Allerdings, wenn ich es genau bedenke: Am Montag Enkelbetreuung, am Dienstag Wocheneinkauf, am Mittwoch Kochkurs, am Donnerstag… Eigentlich täten mir ein paar Ruhepausen im Jahr schon ganz gut, aber für sie fehlt halt die Zeit – bei diesem Pensum.
Mein Enkel hat’s gut: Nach den Sommerferien kam der Dreikäsehoch in den Kindergarten, und von jetzt an wird er viele, viele, viele Jahre lang immer wieder Ferien haben, der Glückliche – von Staat und Wirtschaft sozusagen verordnet.
Aber sein Grossvater?