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Die Welt ist besser als ihr Ruf

Hans Gösta Rosling will uns die Augen öffnen: „Keine Panik“ – es läuft besser, als wir meinen. Kindersterblichkeit, Armut und Geburtenraten gehen weltweit zurück.

Autor: Fabian Schäfer

Wer Statistik für eine trockene Angelegenheit hält,  muss unbedingt im Internet ein Video von Hans Rosling schauen. Der Professor für Internationale Gesundheit aus Schweden kämpft kreativ und beharrlich gegen den verbreiteten Pessimismus, der aus seiner Sicht nicht nur unbegründet, sondern sogar schädlich ist. Rosling spricht von „Ignoranz“. Seine Waffen sind Daten, Diagramme, Statistiken.

Die Diagnose des Mediziners ist klar. Gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen“ fasste er sie so zusammen: „Die Zustände in der Welt verbessern sich beständig. Sie ist nicht gut, aber viel besser als ihr Ruf.“

Aus Roslings Sicht blenden die Menschen im reichen Westen insbesondere die Verbesserungen in den Schwellenländern konsequent aus. Um den Leuten die Augen zu öffnen, hat Rosling eigens einen „Ignoranz-Test“ entwickelt, der schon in vielen Ländern angewandt worden ist. Der „Spiegel“ hat den Test diesen Herbst in Deutschland durchgeführt und die Fragen dazu veröffentlicht. Ein paar Beispiele zeigen, um was es Rosling geht:

„Bevölkerungsexplosion“

Die Angst vor einem ungebremsten Wachstum der Weltpopulation hält Rosling für unbegründet, da die Zahl der Geburten pro Frau seit Jahrzehnten sinkt. In den 1960er Jahren lag die Geburtenrate bei 5 Kindern, heute bei 2,5. Die Zahl der Kinder, die jedes Jahr geboren werden, stagniert laut Rosling bei zwei Milliarden. Sein Fazit: „Die Weltbevölkerung wächst nicht mehr, weil mehr Babys geboren werden. Sondern weil wir alle älter werden.“

Überlebenschancen

Eine Ursache der sinkenden Geburtenraten ist gewiss auch der weltweit messbare Rückgang der Kindersterblichkeit, auf den Rosling gern hinweist. 1990 starben 9 Prozent aller Kinder vor dem 5. Geburtstag. 2010 waren es noch etwa 5 Prozent.

Lebenserwartung

Nicht nur im Westen werden die Menschen immer älter. Weltweit berechnet liegt die Lebenserwartung mittlerweile bei 70 Jahren.

Armut

Der Anteil der Menschen, die gemäss Definition in „extremer Armut“ leben, hat sich seit 1990 halbiert. Er fiel laut Rosling von 50 auf 22 Prozent. In absoluten Zahlen sind aber immer noch rund 1,2 Milliarden Menschen betroffen.

Bildung

Immer mehr Menschen weltweit können lesen und schreiben. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung ist gemäss Roslings Statistiken auf 80 Prozent angestiegen. Nicht nur in Deutschland kreuzte die Mehrheit der Befragten im Ignoranz-Test eine tiefere Quote an.

Impfungen

Dass weltweit 80 Prozent aller einjährigen Kinder gegen Masern geimpft sind, glaubten im Ignoranz-Test jeweils auch nur wenige.

Naturkatastrophen

Auch wenn das noch nichts über die Naturkatastrophen aussagt, ist bemerkenswert, was Rosling über deren Folgen herausgefunden hat: Die Zahl der Todesfälle durch Katastrophen hat sich seit 1970 halbiert.

Hans Rosling mag den Blick auf das grosse Ganze und plädiert für eine realistischere Sicht auf die Welt. Es gebe nicht einfach den reichen Norden und den armen Süden. Roslings Welt sieht so aus: Echt gut geht es einer Milliarde Menschen, die in den Industrieländern von Japan über Europa bis Nordamerika lebt. Wirklich arm sind zwei Milliarden Menschen, die in Teilen Afrikas und ländlichen Regionen Asiens leben. Die Mehrheit aber – vier Milliarden Menschen – bewege sich dazwischen, in den Schwellenländern. Das sei die „globale Mittelklasse“, so Rosling im „Spiegel“.

Bei all dem ist Rosling kein Schreibtischtäter, der im klimatisierten Büro dauernd Statistiken sortiert. Er kennt das Elend aus der Nähe. 20 Jahre lang war er in afrikanischen Ländern tätig, als Arzt und Forscher. Diesen Herbst reiste Rosling nach Liberia, um dort das Gesundheitsministerium im Kampf gegen Ebola zu unterstützen.

Copyright mit freundlicher Genehmigung der Zürichsee-Zeitung.

Mehr über Hans Rosling:
Stiftung www.gapminder.org

Ignoranz-Test: Wissen Sie wirklich, wie es um die Welt steht?

Digitaler Spiegel: Der Saldo der Welt – Guido Mingels zu Hans Rosling

«Keine Panik» Videofilm (Leadbild)

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