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Unsere Sicherheitsbedürfnisse

Sicherheit ist ein elementares Bedürfnis des Menschen in allen Lebensphasen. Daraus wird direkt ein Anspruch, ein Recht auf Sicherheit, abgeleitet.

Von Prof. Dr. Helmut Bachmaier 

Das Recht auf Sicherheit kann für verschiedene Generationen etwas ganz Unterschiedliches bedeuten: Die jüngere Generation verbindet damit oft die Vorstellung von einem sicheren Arbeitsplatz. Ältere Menschen haben die Erwartung, dass ihr Alter finanziell abgesichert oder ihre Umgebung stabil ist. Und nach den terroristischen Anschlägen sind wir alle herausgefordert.

Der Sicherheitsgedanke ist stets ein Gegenentwurf zur Erfahrung der Fragilität. Insbesondere soll Sicherheit gegen die Wechselfälle des Lebens wappnen und der Zukunftsbewältigung dienen. Dabei erstrecken sich gegenwärtige Sicherheitskonzepte vor allem auf die Absicherung von Gesundheit, Familie und Alter und auf die Bewahrung des persönlichen Eigentums. Die Sicherheit der Bevölkerung angesichts des islamistischen Terrors erfordert internationale Sicherheitsstrategien.

Sicherheit hat viele Facetten

Das Bedürfnis nach Sicherheit erwächst aus der Angst vor der Instabilität aller menschlichen Verhältnisse. Das Los der Menschen sei es, niemals sicher sein zu können, heisst es in Shakespeares „Julius Caesar“. Alles hängt an einem seidenen Faden, sagt das Sprichwort. Es ist dies die Fragilität, die alles erschüttern kann.

Diese Zerbrechlichkeit umgibt das Ich und die Dinge, auf die wir uns einstellen, schliesslich unsere Beziehungen zu allem. Unsere gesamte Praxis sowie unsere theoretischen Bemühungen stehen unter dem Diktat dieser unerbittlichen Macht der Fragilitas. Stirbt jemand urplötzlich, dann bricht alles um ihn herum zusammen wie ein Kartenhaus. Dies ist die wohl nachhaltigste Wirkung, die von fragilen Verhältnissen ausgelöst wird: die Erschütterung aller Konventionen, das unerbittliche Ausgesetztsein, der Verlust jeglicher Vertrautheit und Nähe, der Sturz in die Verzweiflung.

Zivilisation contra Mängelwesen

Dabei zeigt sich, dass wir als Menschen „Mängelwesen“ sind und von der Zerbrechlichkeit ganz und gar geprägt werden. Die Menschheitsgeschichte ist voll von Beispielen, welche die ungeheueren Anstrengungen gegen die Fragilität bezeugen: die Religion, die Bildung der Staaten, das Rechts- und Justizwesen, die Medizin und Technik, die Psychiatrie – und ganz direkt: das Versicherungswesen. Dies alles sind Veranstaltungen, um den Zufall, eben die Kontingenz, einzudämmen. Unsere gesamte Zivilisation kann als ein Grossprojekt der Kontingenz- oder Fragilitätsbewältigung betrachtet werden.

Sicherheit im Alter

Eine umfassende Sicherheit im Alter ist angesichts der demographischen Entwicklung zu einer herausfordernden Zukunftsaufgabe geworden. Sicherheit im Alter ist ein wesentlicher Beitrag zur Lebensqualität älterer Menschen. Ihnen kommt die Aufgabe ihrer Sicherheitsorganisation selbst und eigenverantwortlich zu, soweit es ihre Person und ihr direktes Umfeld betrifft.

Befragungen haben ergeben, dass der Wert der Sicherheit neben Gesundheit im Alter an vorderster Stelle steht. Einige der wichtigsten Ursachen dafür sind:

  1. die Abnahme bestimmter geistiger oder körperlicher Fähigkeiten
  2. die Verlangsamung in der Motorik
  3. Verlust an regelmässigen Aufgaben
  4. die Angst vor der Zukunft
  5. der Schwund an religiösen oder vergleichbaren Grundüberzeugungen.

Stabile Beziehungen geben Sicherheit

Persönliche Sicherheit ist eingebettet in ein vielmaschiges Sicherheitsnetz. Dazu gehören das soziale Umfeld, die Wohnsituation, besonders die Beziehungen in Familien oder Partner- und Freundschaften. Gespräch und Dialog sind die kommunikativen Formen, in denen das Ich einem Du gegenübertritt und sich als anerkannte Person erfährt. Kippt der Dialog oder bleibt das Du stumm, dann fällt das Ich in eine monologische Situation, die existentiell mit Einsamkeit einhergeht. Einsamkeit, Isolation, Abkapselung sind aber die Zustände und Befindlichkeiten, bei denen ältere Menschen ihre Orientierung und sozialen Kontakte verlieren und die damit das Gefühl der Unsicherheit erhöhen. Zu einem ausgeprägten Sicherheitsgefühl gehören mithin intensive Beziehungen zu Anderen. Dies kann innerhalb der Familien, in einer Partnerschaft oder im Freundeskreis geschehen.

Sicherheit in der globalen Welt

Wie Sicherheit in der Globalisierung zu erreichen ist, davon hängt vieles in Zukunft ab. Eine der fatalsten und grausamsten Antworten auf die supranationalen Sicherheitskrisen infolge des Globalisierungsdrucks und politischer Fehlentscheidungen (etwa der Einmarsch in den Irak) ist der Fundamentalismus in allen Spielarten. Diese Form von „Sicherheit“ ist jedoch eine Selbstentmachtung des Menschen. Stattdessen sollten Selbständigkeit und Verantwortung des Einzelnen gestärkt werden, indem die Werte der europäischen Kultur mit Nachdruck vertreten werden. Sind elementare Sicherheitsstandards erfüllt und sind Chancen- und Verteilungsgerechtigkeit keine leeren Versprechungen, dann führt dies oft zu einer Stabilität in der Gesellschaft und zu einer sozialen Befriedung. Dies ist auch eine Lehre aus den Attentaten von Paris.

Den vollständigen Artikel lesen Sie auf www.senline.net

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