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Königinnen der Nacht

Der Garten im Juli. Was gibt es Schöneres, als an einem warmen Abend im Garten zu sitzen und einfach zu geniessen. Das ist Wellness für die Seele.

Die «blaue Stunde», diese Zeit zwischen Tag und Traum macht aus jedem Garten ein Zauberreich.Alles, was nicht gefällt, was dringend noch getan werden muss, was tagsüber das Auge stört, verschwindet in der Dämmerung.

Dafür beginnen jetzt die magischen Stunden, die Zeit der «Mondblumen» mit ihren schweren Pflanzendüften, die nicht nur Menschen, auch Nachtfalter und andere Insekten bezaubern. Wer tagsüber wenig zu Hause ist, sollte sich nahe der Sitzecke den Platz für einen Nachtgarten reservieren. Da müssen dann Nachtviolen wachsen, die tagsüber eher unscheinbar, nachts mit ihrem Veilchenduft aber wahre Stars sind.

Die Mandevilla, die früher Dipladenia hiess, leuchtet im Dunkeln, als hätte sie ein eingebautes Glühlämpchen. (Alle Bilder Bernadette Reichlin)

Auch Jasmin, Levkojen, Reseden, Gemskraut, Engelstrompete, Ziertabak, Salbei und Wunderblume mischen mit in einem faszinierenden Duftpotpourri. Eine Hecke aus Geissblatt, Mondwinde oder kletternden Mondblumen dient als Windschutz, damit sich die Düfte nicht allzu schnell verflüchtigen.

Blütenwunder mit Geräusch

Seit Kindertagen ist die Nachtkerze eine meiner Lieblingsblumen. Bei meiner Grossmutter erlebte ich zum ersten Mal, wie an einer unscheinbaren Pflanzen sich im Zeitraffertempo beim Eindunklen Blüte um Blüte öffnet. Wer genau hinhört, vernimmt ganz leise ein «Plopp», wenn sich wieder eine der mohnartigen Blüten entfaltet. Für den Vanilleduft, der den Blüten entströmt, braucht es hingegen nicht mal eine besonders empfindliche Nase.

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Die Königin der Nacht verwandelt sich während nur einer Nacht von einem unordentlichen Kakteengewirr in ein Blütenwunder. Hier ist nur die Weiterentwicklung zu sehen: Die Frucht, die aus der Riesenblüte entstanden ist.

Wenn in einer Sukkulentensammlung jeweils eine echte Königin der Nacht ihre Blüten öffnet, kommen Interessierte mitten in der Nacht von weither, um dieses Wunder mitzuerleben. Umso enttäuschender ist es darum, eine dieser «Königinnenpflanzen» ohne Blüten zu sehen: Ein Gewirr von gut fingerdicken, stachelbewehrten Sprossen, die an einem Gerüst festgebunden werden müssen. Nein, dieser Kaktus macht wirklich keine gute Figur. Bis er dann seine wunderbaren Blüten entfaltet. Ist es im Leben nicht manchmal auch so, dass Unscheinbares erst durch ein besonderes Ereignis zu strahlen und leuchten beginnt?

Eulen und Schwärmer

Wer sich einen Mondlichtgarten anlegt, der wird nie ganz allein geniessen können. Denn die Duftpflanzen sind ein wichtiger Faktor im Ökosystem. Wer weiss denn schon, dass weitaus die meisten Schmetterlinge nachtaktiv sind. Sie werden vom Duft einer Pflanzen angezogen und auch von lichtreflektierenden hellen Farben. Die Eulen unter den Faltern (Noctiudae) landen direkt auf den Blüten und holen sich so den Nektar aus den oft tiefen Kelchen. Die Schwärmer (Sphingidae) indes machen im Schwirrflug vor den Blüten Halt und saugen den Nektar mit einem langen Rüssel.

Eine Geranie, die im Dunkel leuchtet und gleichzeitig duftet.

Ein wenig können wir den optischen Reiz auf die Nachtfalter erahnen, wenn wir weisse Blumen pflanzen. Denn anders als alle Farben, die in der Dämmerung langsam matt und unsichtbar werden, beginnen weisse Blumen zu leuchten. Ein wunderbar poetischer Grund mehr, einen Nachtgarten anzulegen.

Tomatenstöcke dienen in der Nacht auch als Mückenstopp.

Mücken können die ganze Gartenpoesie allerdings zunicht machen – das wurde in den letzten Wochen in den Medien und im Bekanntenkreis ausgiebig beklagt. Den ultimativen Mückenstopp habe ich auch nicht, aber offensichtlich hält meine Phalanx von Tomatenpflanzen in Töpfen die Biester recht wirksam ab.

 

 

Kein Paradies ohne Störfaktor

Dazu steht immer auch mindestens eine Duftgeranie neben dem Gartenplatz. Ein paar Mal mit den Händen durch die Blätter fahren und diese leicht reiben – und das Sirren hört auf. Der Nachtgarten – ein kleines Paradies mit Störefrieden – wenn das keine Metapher fürs Leben ist.

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